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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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Flaschenverschluss war nicht die Todesursache. Er ist an einer Überdosis Drogen und Alkohol gestorben. Es war kein Mord.«
    Beeindruckend. »Hatten wir nicht eigentlich vor, über den Fall Lyons zu sprechen?«
    »Das kann warten. Sehen Sie die Straßenlampe da an der Ecke? An der Stelle hat es Benjamino Bellincaso erwischt. Peng! Er wurde von einem Killer umgelegt, der dann in die U-Bahn verschwunden ist. Das war der Anfang eines Mafiabandenkrieges, der Jahre gedauert hat. Früher war da mal ein berühmtes Steakhaus, aber die mussten umziehen. Kein Mensch wollte da essen, wo Bellincaso sein letztes Abendmahl eingenommen hatte.«
    »Gibt’s sonst noch Attraktionen auf unserer kleinen Sightseeingtour?« Ich hätte nicht fragen sollen.
    »Ganz in der Nähe war ein anderes Restaurant, das Neapolitan Noodle. Die mussten schließen, nachdem vier Manager einer Bekleidungsfirma an einem Tisch erschossen wurden, an dem kurz zuvor noch irgendwelche Mafiagangster gesessen hatten. Es wurde nie eindeutig geklärt, wem der Anschlag gegolten hatte.«
    Er hielt noch immer ihren Arm; sie machte keinerlei Anstalten, ihn ihm zu entwinden. Die Begeisterung in seiner Stimme, sein ausladender Schritt und sein Gesichtsausdruck waren irgendwie ansteckend. Sie fühlte sich in seiner Gegenwart wohl, und sie war fasziniert.
    »Normale Leute orientieren sich für gewöhnlich nicht an irgendwelchen Verbrechensschauplätzen«, sagte sie, als er endlich nach Luft schnappte. »Waren Sie schon mal bei Bloomingdale’s? Ist nur drei Querstraßen von hier. Super Laden, tolle Klamotten und zwei Schuhabteilungen, die eine für die Frau, die sich schick machen will, die andere für die Frau, die sich wie eine Diva kleiden will.«
    »Ach ja? Wusste ich gar nicht.« Gelangweilt.
    Sie ließ sich nicht beirren. »Frauen orientieren sich an Geschäften – sie leben mit ihnen. Einkaufen, Mode und saubere Damentoiletten mit weichem Klopapier.« Er ist Arzt. Ein paar anatomische Informationen verkraftet er schon. »Auf der anderen Seite von Bloomingdale’s gibt es eine Boutique. Da hab ich Ende letzten Jahres im Ausverkauf meinen Hermès-Schal und passende Emailarmreife erstanden. Bei Hermès ist es mir egal, wenn eine Kollektion ausläuft. Schließlich ist meine Kelly Bag zeitlos.«
    Er starrt mich schon wieder an. Denkt er, ich spinne? Nein, er schmunzelte. Seine Augen leuchteten sogar, was sie als Zeichen von Vergnügen deutete. »So, da wären wir, das Scalinatella«, sagte sie. »Hier kriegt man wunderbar saftige Steaks und einen fantastischen Hummer Fra Diavolo mit Pasta mista, aber nachdem in den Restaurants hier in der Umgebung schon so viel Blut vergossen wurde, nehme ich wohl lieber Fisch.«

5

    B uona sera « , begrüßte Manny den Oberkellner, der sie zu einem Ecktisch führte.
    Jake zog sein blaues Sakko aus, lockerte die braunschwarz gemusterte Krawatte am ausgefransten Kragen seines hellblauen Button-down-Hemds und rollte sich die Ärmel hoch – als wollte er mit einer Obduktion anfangen –, ehe er Manny gegenüber Platz nahm.
    »Möchten Sie Wein?«, fragte der Kellner. Beide griffen gleichzeitig nach der Weinkarte. Aus dem anschließenden Tauziehen ging Manny als Siegerin hervor.
    »Rot oder weiß?«, fragte sie.
    »Entscheiden Sie.«
    Sie studierte das Angebot. »Also dann, wir nehmen einen fünfundneunziger Amarone – den Riserva Ducale, piacere. «
    Der Kellner verneigte sich. »Gute Wahl. Und Ihre Aussprache« – er küsste seine Fingerspitzen –, »tadellos.«
    »Meine Familie stammt aus Italien.«
    »Und eine Flasche Mineralwasser, bitte, mit Kohlensäure«, sagte Jake zu dem Kellner.
    Sie musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Sehr europäisch.«
    Ihre Stimme klang noch immer angespannt, und Jake wusste nicht recht, ob sie ihn auf den Arm nahm. Als das Wasser gebracht wurde, füllte er ihr Glas.

    Sie waren beim Dessert und tranken Espresso dazu. Bei ihrer Ankunft im Restaurant war Jake dem Oberkellner zuvorgekommen und hatte ihr den Stuhl zurechtgerückt, ein etwas altmodisches Kavaliersverhalten, das sie aber ganz charmant fand. Außerdem hatte er für sie beide geschmorten Zackenbarsch bestellt und praktisch ununterbrochen über gewaltsame Todesfälle gesprochen.
    »So, nun aber zu dem Fall Lyons«, sagte Jake schließlich. »Ich denke –«
    »Genau, kommen wir endlich zu dem Fall Lyons«, unterbrach sie ihn. »Was zur Hölle haben Sie sich dabei gedacht?«
    Jake hob eine Augenbraue. »Bitte?«
    »Zwischen der

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