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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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sind bekanntermaßen schlecht, was die Toxikologie betrifft. Für normale körperchemische Tests sind die gut, aber mehr auch nicht.«
    Sie schob ihre Espressotasse weg. »Also, ich versuche weiter, Lyons’ Patientenakte aufzutreiben. Vielleicht haben sie ja in der Klinik bei der Schließung ein paar vergessen. Und ich will mal sehen, ob ich jemanden finde, der ihn in der Klinik oder aus der Zeit davor kannte. Vielleicht leben ja noch ein paar von seinen Kameraden aus der Army. Wenn ich feststellen kann, welche Arzte ihn behandelt haben, werde ich versuchen, mit denen zu reden. Patrice müsste sie allerdings von ihrer ärztlichen Schweigepflicht entbinden.«
    Er betrachtete sie mitfühlend. »Sie sollten einen Ermittler engagieren. Sie haben doch bestimmt viel zu tun.«
    »Kann mir keinen leisten. Carramia zu verlieren war ein herber Schlag für mich. Ich hab viel Geld für den Fall ausgegeben, und wenn man verliert, bekommt man das nicht erstattet. Und neue Mandanten rennen einem auch nicht gerade die Tür ein. Dem Himmel sei Dank für den Terrell-Vergleich. Wenn ich den nicht hätte, müsste ich Klamotten vom Vorjahr tragen.«
    Jake rutschte unbehaglich hin und her. Ich werde jetzt nicht sagen, dass es mir leid tut. »Wenn Ihnen das nützen würde, könnte ich ja den privaten Ermittler bezahlen.«
    Manny fühlte sich wie in der dritten Klasse der katholischen Schule, als säße sie vor ihrem gestrengen Lehrer, die Hände vor sich gefaltet. Doch dann gewann ihre Unverfrorenheit wieder die Oberhand, und sie dachte: Du kannst dir so was bestimmt leisten, wenn du fünf Riesen pro Tag kassierst. »Danke, aber ich mach das lieber selbst.«
    »Wollen Sie tatsächlich zum Turner Hospital fahren? ist ziemlich furchtbar da. Nehmen Sie jemanden mit.«
    Aber dich nicht, dachte sie, du bist ja zu beschäftigt. Sie spürte, wie ihr alter Groll unaufhaltsam wiederkehrte, und stand auf. Sie wollte möglichst schnell nach Hause.
    Sein Handy klingelte, und er bedeutete ihr, sich wieder zu setzen. »Bin gleich wieder da.« Das Display zeigte eine Nummer aus Baxter County an. Er ging nach vorn zur Bar.
    Manny setzte sich auf seinen Stuhl und durchsuchte seine Jacketttaschen. Autoschlüssel, Haustürschlüssel, ein bisschen Kleingeld, eine Rolle Pfefferminz und ein Brief von einer Frau, den sie aber nicht las, weil ihr Gewissen sich meldete. Vielleicht hat er ja privat auch mal mit Menschen zu tun, die noch atmen.
    Als sie wieder auf ihrem eigenen Stuhl Platz nahm, überlegte sie, ob sie nicht vielleicht doch hätte versuchen sollen, die Probleme mit Alex zu lösen. Sie war ein Jahr mit ihm zusammen gewesen, einem freundlichen und sanften Banker, der aber derart egozentrisch war, dass sie sich oft zur reinen Zuschauerin degradiert gefühlt hatte. Er wollte sie heiraten, aber er wollte auch, dass sie »die Gerichtsarbeit anderen überlässt«, und damit hatte sich die Sache erledigt.
    Jake kam zurück. Er versuchte zu lächeln, aber er war offensichtlich verstört.
    »Was haben Sie denn?«, fragte sie. »Sie sehen schockiert aus.«
    »Ich muss rauf nach Baxter County, eine Obduktion vornehmen. Die haben da zurzeit keinen Gerichtsmediziner, und die Angehörigen möchten, dass ich es mache.«
    Turner, dachte sie, und eine dunkle Vorahnung durchfuhr sie. »Wer ist denn gestorben?«
    »Die Haushälterin von Dr. Harrigan«, sagte er düster, den Blick starr auf die Wand gerichtet.

    »Die Rechnung übernehme ich«, sagte Manny und griff nach ihrer Kreditkarte. »Patrice ist schließlich meine Mandantin.«
    Seine eigene Karte tauchte wie aus dem Nichts auf. »Meine Mutter hat mir beigebracht, niemals eine Lady das Essen bezahlen zu lassen, also übernehme ich die Rechnung.«
    Charmant, dachte sie, modisch zurückgeblieben, aber ein Kavalier. »Dann bin ich das nächste Mal dran«, sagte sie lahm, obwohl sie nicht wusste, ob ihr Konto nach der Vuitton-Tasche noch eine Abbuchung von hundert Dollar verkraften würde, und obwohl fraglich war, dass es überhaupt ein nächstes Mal gab. Er bezahlte. Sie standen auf.
    »Ich bring Sie nach Hause«, sagte er, »und dann fahr ich raus nach Turner.«
    »Heute Abend noch?«
    »Die Sache scheint dringend.« Seine Stimme klang erschöpft. »Für Leichen ist Zeit nicht mehr wichtig. Und je früher man sie untersucht, desto mehr lässt sich noch feststellen.«
    Ich will mich nicht schon verabschieden. Dieser verblüffende Gedanke schoss ihr ungebeten und unerwartet durch den Kopf. »Ich fahr Sie hin«,

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