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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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Gott!«, sagte Manny. »Mycroft!«
    Sie rannte zum Auto, wo ihre Absätze auf den Glassplittern des Beifahrerfensters knirschten. Mycroft war verschwunden. »Mycroft!«, schrie sie in die Dunkelheit hinein. »Wo bist du?« Sie blickte Jake aus weit aufgerissenen Augen an. »Er ist weg. Mycroft!«
    »Leise«, beschwor er sie. »Vielleicht sind die noch in der Nähe.«
    Sie funkelte ihn an. »Mein Hund ist verschwunden«, sagte sie schneidend. »Manchen von uns liegt noch was an lebenden Wesen.«
    Plötzlich tauchte Mycroft aus dem Nachbargarten auf und sprang in Mannys Arme. Und das Schluchzen, das sie seit Stunden unterdrückt hatte, entlud sich explosionsartig aus ihrer Kehle.

    Sie hielt ihren Liebling in den Armen wie ein Neugeborenes, stieg ins Auto und griff nach der Prada-Tasche mit Mycrofts Leckerchen. »Weg«, hauchte sie. Sie sah auf der Rückbank nach. »Weg!«, kreischte sie. »Jake!«
    Er hatte sich schon auf alle viere niedergelassen und suchte den Boden ab. Sie stürmte um das Auto herum und blieb neben ihm stehen. »Jake, meine neue Prada-Tasche ist weg!«
    Er sah sie mit funkelnden Augen an. »Die wird ja wohl so wichtig nicht sein – beruhigen Sie sich.«
    Der Mann ist übergeschnappt. Ein Monster. »Jake. Jemand hat meine Tasche gestohlen. Verstehen Sie denn nicht? Da waren vertrauliche juristische Akten drin.«
    Er richtete sich langsam auf, zog sich am Türgriff hoch. Seine Hose war verdreckt, seine Haare schmutzig. Offensichtlich war er unter den Wagen gekrochen. Auf der Suche wonach?
    Als er sie erneut ansah, war seine Miene weicher, und als er sprach, klang er gelassen wie immer. »Tut mir leid, dass ich Sie angefaucht habe«, sagte er. »Aber die haben etwas mitgehen lassen, was sogar noch wichtiger ist. Die Flasche mit dem Gift ist verschwunden. Das bedeutet, derjenige, der sie gestohlen hat, ist uns den ganzen Abend gefolgt und weiß, dass wir wissen, dass Pete ermordet wurde.« Seine Stirn furchte sich sorgenvoll, und Fältchen zeigten sich um die Augen. »Herrgott, Manny, es tut mir leid, dass ich Sie da mit reingezogen habe. Aber wir sind in einen Strudel geraten, aus dem wir wohl nicht mehr so einfach herauskommen.«
    Das Büro des Sheriffs von Baxter County befand sich in einem Backsteingebäude unweit der Main Street. Um halb vier Uhr morgens war es verschlossen und menschenleer. Auf einem Schild an der Tür standen die Öffnungszeiten – 7.00 bis 16.00 Uhr – sowie eine Telefonnummer für Notfälle. Jake nahm sein Handy. Hier war der Empfang zwar schwach, aber vorhanden.
    Er erreichte eine Zentrale, wo ihn ein Sergeant widerwillig mit dem Anschluss von Sheriff Fisk verband. Der Sheriff war keineswegs erfreut, von ihm zu hören.
    »Rosen. Ich dachte, Sie wären in New York. Was ist denn so wichtig, dass Sie mich mitten in der Nacht wecken?«
    Jake berichtete ihm die Ergebnisse seiner Obduktion von Theresa Alessis, teilte ihm seinen Verdacht mit, dass sowohl sie als auch Harrigan vergiftet worden waren, erwähnte den Zustand von Petes Cottage und die verschwundene Flasche Scotch. »Wir haben es mit einem Doppelmord zu tun«, schloss er. »Ich wollte Sie so früh wie möglich informieren.«
    »Da bin ich Ihnen natürlich dankbar«, sagte Fisk, »aber eins muss ich Ihnen sagen: In meinem ganzen Leben hab ich noch nie so viel Mist auf einem Haufen gehört.«
    »Soll das heißen, Sie glauben mir nicht?«
    »Eher als Harrigans Arzt, der in den Totenschein geschrieben hat: eines natürlichen Todes gestorben? Wie käme ich dazu?«
    Er ist ein Feind, begriff Jake überrascht. Sei auf der Hut.
    »Außerdem«, sagte Fisk weiter, »haben Sie weder ein Motiv noch einen Verdächtigen. Können Sie sich vorstellen, was hier los ist, wenn ich bloß wegen der blödsinnigen Theorie eines Doktors aus New York den Bau des Einkaufszentrums schon wieder stoppe? Vielleicht hat es eine Flasche Scotch gegeben, vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hat Harrigan sich selbst umgebracht, weil er sich die Krebsschmerzen ersparen wollte. Krankheit kann einen verrückt machen. An die Haushälterin hat er wahrscheinlich gar nicht gedacht. Vielleicht haben Sie Gift in die Flasche getan, ehe Sie sie ihm geschenkt haben – Sie wären auf jeden Fall mein Hauptverdächtiger. Und vielleicht sagen wir jetzt schön brav Gute Nacht, und Sie und Ihre kleine Freundin können schön nach Hause fahren und aufhören, uns auf die Nerven zu fallen.« Es wurde aufgelegt.
    Bei dem Knochenfund war er auch so unkooperativ gewesen,

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