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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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dachte Jake. Ich frage mich, ob er bei dem Riesengeschäft mit dem Einkaufszentrum Schmiergeld kassiert.
    Er schilderte Manny, wie das Gespräch gelaufen war, und sie stiegen in den Wagen. »Im Hinblick auf eindeutige Beweise hat er recht«, sagte Jake. »Es gibt keine.« Er reckte sich. »Sind Sie sicher, dass Sie fahren wollen?«
    »Was bleibt mir anderes übrig, es sei denn, Sie haben in den letzten acht Stunden gelernt, mit einem Schaltwagen umzugehen.« Sie ließ den Motor an. Sie war so müde, dass sie ihn um seine ausgelatschten Halbschuhe beneidete.
    Eine Zeit lang fuhren sie schweigend dahin. Jake döste mit dem Kopf zur Seite, einen zufriedenen Mycroft auf dem Schoß. Manny bemerkte, dass seine Augenlider zuckten. Ich wette, im Schlaf zersägt er Menschen. Sie wollte ihn berühren, seine Anspannung und auch ihre eigene lindern. Sie wollte die Wärme seiner Hände auf ihrem Gesicht spüren. Sie wollte – »Manny!« Er setzte sich ruckartig auf.
    »Was ist los?«
    »Fisk hat gesagt, wir beide sollten nach Hause fahren. Aber ich hatte Sie gar nicht erwähnt. Woher zum Teufel wusste er, dass Sie bei mir sind?«

9

    J ake legte nur einen kleinen Zwischenstopp bei sich zu Hause ein, um zu duschen und frische Sachen anzuziehen, ehe er weiter ins Büro am Bellevue Hospital fuhr. Sein Körper war müde, aber sein Verstand kam nicht zur Ruhe. War Fisk der Mann, der ihnen gefolgt war, der Mycroft verängstigt und die Scotch-Flasche gestohlen hatte? Wusste er, wer der Mörder war? War er es am Ende selbst? Eine Mordermittlung würde das große Bauprojekt garantiert stoppen, falls die identifizierten Knochen nicht ausreichten. War Fisk an dem Einkaufszentrum irgendwie finanziell beteiligt? Was war mit Bürgermeister Stevenson? Gab es da eine Absprache mit Reynolds Construction, Baxter County und den Staat New York um Millionen zu betrügen?
    Diese Fragen wollten ihm einfach nicht aus dem Kopf, und er musste feststellen, dass er sich kaum auf seine Schreibtischarbeit konzentrieren konnte. Wie viel Zeit darf ich diesem Fall widmen, wo ich doch eigentlich für die Gerichtsmedizin arbeite? Ist es meine Pflicht, ihn zu lösen? Sollte ich Manny noch einmal mit hineinziehen? Falls nicht, soll ich sie fragen, ob sie mit mir ausgehen will?
    Er schüttelte den Kopf, um ihn klar zu bekommen – Was in Gottes Namen geht bloß in dir vor? –, und kam zu dem Schluss, dass er Pete Harrigan verpflichtet war. Und wenn es noch so lange dauert. Sein Mörder darf nicht ungeschoren davonkommen.
    Ein Klopfen an der Tür riss ihn zurück in die Gegenwart. »Kommen Sie rein, Wally.«
    Dr. Walter Winnick klopfte immer, obwohl Jake ihm schon hundertmal gesagt hatte, dass er das nun wirklich nicht bräuchte; schließlich gehörte das Büro genauso gut ihm wie Jake. Der Mann war extrem schüchtern, wahrscheinlich wegen seines Klumpfußes, und er hatte eine vorzügliche Ausbildung vorzuweisen – immerhin war Harrigan an der Columbia University sein Mentor gewesen. Für Wally war Petes Tod ein harter Schlag gewesen, und er hatte ohne Murren einen Großteil von Jakes Papierkram übernommen. Die beiden gingen oft zusammen zum Lunch, meistens nicht weit vom Büro in ein billiges Reformkostrestaurant, das eher nach Wallys Geschmack war als nach Jakes. Sie sprachen kaum über persönliche Dinge, Jake wusste allerdings, dass Wally jahrelang in der Nähe von Santa Fe, New Mexico, gearbeitet hatte, in einer Schule für autistische und schizophrene Kinder: ein idealer Ort für einen Mann, der sich in normaler Gesellschaft unwohl fühlte, dachte Jake. Dennoch war Wally irgendwann reif genug dazu gewesen, in New York zu überleben, und Jake hatte ihn auf Petes Empfehlung hin mit Freude eingestellt. Einmal hatte er Wally gefragt, ob er sich seinen Fuß mal ansehen dürfe, um rauszufinden, ob vielleicht eine Behandlung möglich war, doch Wally hatte gescheut wie ein Wildpferd unter dem Sattel. In Wallys Alter – um die vierzig, schätzte Jake, obwohl er sehr viel jünger wirkte – war da wohl kaum noch was zu machen. Ein Klumpfuß ist angeboren. Die Sehnen in Fuß und Ferse sind verkürzt, und eine Operation noch im Säuglingsalter hat die besten Erfolgsaussichten. Jake wusste nicht, warum Wallys Eltern ihn nicht hatten operieren lassen, aber damals, in den Sechzigerjahren, war vieles noch anders.
    Wally lebte in einer klitzekleinen Wohnung (Jake war einmal da gewesen; er erinnerte sich an Bücher vom Boden bis zur Decke und an beiderseitige

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