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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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höchstwahrscheinlich einen Mordfall. Falls wir ihn aufklären, ist das das Beste, was wir für ihre Kinder tun können.«
    Seine sachliche Ausdrucksweise ließ keinen Platz für Sentimentalitäten. »Sie haben recht. Ich weiß auch nicht, warum ich das so sehe. Manchmal werde ich gefühlsduselig, wenn ich übermüdet bin.« Sie atmete tief durch. »Also, wonach suchen wir?«
    »Zuerst nach Reinigungsmitteln, die Tetrachlormethan enthalten und die sie eingeatmet oder geschluckt haben könnte.«
    »Ich schau im Bad nach.«
    Es ging gleich vom Wohnzimmer ab. Jake beobachtete, wie sie sich vorbeugte und in dem Schrank unter dem Waschbecken nachsah, was ihm einen guten Blick auf einen hinreißenden Po bescherte. Unwiderstehlich. Das war das passende Wort dafür. Er spürte ein ungewohnt jähes Verlangen in sich aufsteigen. Hoppla. Sie richtete sich auf. Im Stehen sieht sie auch hübsch aus. Er flüchtete in die Küche, um mit seiner eigenen Suche zu beginnen.
    »Ich hab was gefunden«, rief sie, ohne ihre Aufregung zu kaschieren.
    »Eine Flasche mit Totenschädel und gekreuzten Knochen und der Aufschrift VORSICHT : TETRACHLORMETHAN?«
    Sie kam mit einer Flasche in der Hand in die Küche. »Das hier. Die gute Mrs. Alessis hatte sie hinter der Ajaxdose versteckt.«
    Jake war Überraschungen gewohnt und bewahrte äußerlich meist die Fassung. Aber jetzt schnappte er nach Luft.
    »Wissen Sie, wie teuer das Zeug ist?«, fragte sie.
    Das wusste er ganz genau. Es war eine Flasche Johnnie Walker Blue.

    »Die hat Pete Harrigan gehört«, erklärte er ihr und musste daran denken, wie sehr sein Freund sich über das Geschenk gefreut hatte. »Elizabeth muss sie Mrs. Alessis überlassen haben. Ein großartiger Scotch. Ich weiß das deshalb, weil ich ihm den geschenkt habe.« Jake starrte auf den Boden.
    »Bah!«
    Er sah sie an. Sie hatte den Verschluss geöffnet und hielt die Flasche jetzt weit von sich weg.
    »Was haben Sie?«
    »Der Scotch ist schlecht geworden. Der stinkt.«
    »Quatsch. Scotch ist Scotch. Der kann nicht schlecht werden wie Wein.«
    Sie hielt ihm die Flasche hin, und er roch daran. »Scheiße!« Seine Hand zitterte, als er die Flasche auf den Tisch stellte. »Sie haben unser Gift gefunden.«
    Manny sank auf einen Stuhl. »Großer Gott!« Sie inspizierte die Flasche. »Aber Moment mal. Kein Mensch würde etwas trinken, das so riecht.«
    »Hat es auch nicht. Theresa Alessis ist gestern gestorben. Das heißt, dass sie vor zwei oder drei Tagen davon getrunken hat. Seitdem hat sich das Tetrachlormethan in dem Freiraum gesammelt. Aber wenn die Flasche oft genug geöffnet wurde und das Gas entweichen konnte, war der Geruch wahrscheinlich kaum wahrnehmbar. Es ist nur noch ein Fingerbreit drin. Was sie getrunken hat, reichte aus, um sie zu töten.«
    Er hat ganz vergessen, dass ich auch noch da bin, erkannte Manny. Der Ausdruck in seinen Augen verriet, dass sein Gehirn auf Hochtouren lief, und er blickte so finster und konzentriert, wie sie das noch nicht bei ihm bemerkt hatte, nicht mal während der Obduktion. Attraktiv. Beinahe schön.
    »Woran denken Sie?«, fragte sie.
    Abrupt wurde er sich wieder ihrer Anwesenheit bewusst. »Ich denke an die Farbe von Pete Harrigans Augen.«

8

    J ake wollte keine Zeit verlieren. »Wir müssen zu Harrigans Cottage«, sagte er. »Schnappen Sie sich Ihre Autoschlüssel.«
    »Aber ich dachte, da waren Sie schon. Erst letzte Woche.«
    »Ja, um sein Arbeitszimmer leer zu räumen und die Möbel loszuwerden. Diesmal suchen wir nach was anderem.« Er griff ihr Handgelenk und zog sie zur Tür.
    Sie befreite ihren Arm mit einem Ruck, hielt aber mit ihm Schritt. Erschöpfung, Aufregung, Verwirrung und ein mulmiges Gefühl vermischten sich in ihrem Magen zu einem explosiven Cocktail. »Sie glauben, er wurde vergiftet, nicht wahr?«
    Er drehte sich um und sah sie an. Sein Gesichtsausdruck war finster. »Ja.«
    »Aber Sie haben gesagt, er war todkrank. Warum sollte jemand einen Menschen töten, der ohnehin nicht mehr lange zu leben gehabt hätte?«
    »Verstehen Sie denn nicht?« Sein Tonfall war ungeduldig. »Wegen der Skelette.«
    Erneut war jemand in das Cottage eingebrochen. Diesmal war es regelrecht verwüstet worden. Der Inhalt der Pappkartons mit Haushaltskram, die Jake und Sam gepackt hatten, lag verstreut herum, Möbel waren umgekippt, und Kissenfedern bedeckten den Boden wie Schnee.
    Sie gingen durch die Zimmer und schätzten den Schaden ab wie Hausbesitzer, die nach einem Tornado

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