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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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Verlegenheit), er mochte Filme mit Harrison Ford und Thriller, die im medizinischen Milieu spielen, und hatte eine Freundin mit dem Körperbau eines Minaretts, die ihn manchmal vom Büro abholte. Wally schien immer zufrieden mit dem, was er hatte, und es ärgerte ihn nicht, wenn er etwas nicht hatte.
    »Melde mich zum Dienst«, sagte Wally wie jeden Morgen in den letzten drei Jahren, die er nun schon für Jake arbeitete. Er trug sein unvermeidliches blaues Buttondown-Hemd unter einem weißen Kittel. Schon ziemlich früh hatte Jake sich gefragt, ob Wally überhaupt eine andere Sorte Hemden besaß. Anscheinend nicht. »Was liegt an?«
    »Was halten Sie von einer kleinen Luftveränderung?«
    »Sie meinen Urlaub? Dr. Rosen, Sie wissen doch, dass ich nie –«
    »Das hab ich auch nicht gemeint. Ich brauche jemanden, der für mich ein bisschen in Baxter County herumschnüffelt.«
    »Herumschnüffeln. Klingt interessant.« Er kam langsam und bedächtig an Jakes Schreibtisch gehinkt. »Worum geht’s?«
    »Da wird in einer Kleinstadt namens Turner ein Einkaufszentrum gebaut.«
    »Da hat doch Dr. Harrigan gelebt! Ich hab ihn mal dort besucht.«
    »Ich glaube, dieses Einkaufszentrum ist ein riesengroßer Quatsch, ein sinnloses Projekt, mit dem sich die Würdenträger der Stadt auf Kosten der Bürger bereichern wollen. Der Bauunternehmer ist ein gewisser R. Seward Reynolds, und wenn ich richtig liege, kassiert der Sheriff ab – der heißt Fisk. Vielleicht auch Bürgermeister Stevenson und eine Frau namens Crespy, die die Historical Society leitet.« Er hielt inne. Wallys freundliche Augen blickten ihn mit der Aufmerksamkeit eines Jüngers an.
    »Wie dem auch sei«, fuhr Jake fort, »im Augenblick geht es mir vor allem um Fisk, nicht um die anderen. Ich möchte, dass Sie da hinfahren, sich die öffentlichen Unterlagen ansehen und versuchen, irgendwas rauszufinden. Alternativangebote, falls vorhanden, Schmiergelder, Einmischung des Sheriffs bei einem Projekt, mit dem er eigentlich nichts zu tun haben sollte. So was in der Art.«
    Wally machte sich Notizen. »Das liegt außerhalb unseres Zuständigkeitsbereichs«, sagte er. »Hat es irgendwas mit Dr. Harrigan zu tun?«
    »Nur indirekt.« Jake hatte beschlossen, Wally nichts von seinem Verdacht zu erzählen. Er wollte seinen Assistenten nicht unnötig in Aufregung versetzen, denn noch hatte er keine konkreten Beweise. »Als ich Pete das letzte Mal gesehen hab, hat er mir erzählt, er sei sicher, dass da irgendwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Ich hab ihm versprochen, der Sache nachzugehen.« Er lächelte. »Sie sind meine Augen und Ohren.«
    Wally wurde rot. »Noch eine Frage: Wie kann ein Mann mit Klumpfuß unauffällig herumschnüffeln?«
    Die Frage hatte Jake schon einiges Kopfzerbrechen bereitet. »Erfinden Sie eine glaubwürdige Erklärung, warum Sie da sind. Irgendeine Forschungsarbeit über das Gebiet. Eine Studie von psychiatrischen Kliniken. Egal. Und falls sich auch nur ein Hauch von Ärger anbahnt, hauen Sie sofort ab und kommen zurück.«
    Wally stand auf. »Wann soll ich fahren?«
    Jake sah auf die Uhr. »So ungefähr vor einer halben Stunde.«
    Es war fast sechs Uhr morgens, als Manny endlich ihr Schrankbett von der Wand klappte. Komplett angezogen legte sie sich auf den rosa Seidenquilt, um noch rasch ein bisschen zu schlafen, ehe sie duschte und sich die Haare föhnte. Zum ersten Mal gefiel ihr das kokonartige Ambiente ihres kleinen Apartments. Sie fühlte sich geborgen. Oben auf den Regalen aus heller Buche stapelten sich Schuhkartons, sehr, sehr viele Schuhkartons. Ihre Küche – genau die richtige Größe für Fertiggerichte – befand sich hinter einer japanischen Schiebewand. Manny hatte sich das piekfeinste Haus am Central Park South ausgesucht. Für die Außenwelt, ihre Gegner, signalisierte die Adresse Erfolg. Und sie selbst fühlte sich jedes Mal erfolgreich, wenn sie durch die Lobby schritt.
    Der Rest des Apartments war perfekt eingerichtet. »Egal, wie klein eine Aufgabe ist, mach sie gut«, hatte ihre Mutter immer gesagt. Fax, Drucker, Notebook und Flachbildfernseher, in einer akkuraten Reihe auf dem Marmortisch gegenüber dem Bett, bildeten ihren Arbeitsbereich, und an der Wand über dem italienischen Designersofa hingen allerlei gerahmte historische Urkunden.
    Trotzdem, so richtig behaglich war ihr im Augenblick nicht zumute. Immer wieder sah sie im Geist Mrs. Alessis vor sich. Aber Mycroft schmiegte sich eng in ihre Arme, und schließlich

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