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Skalpell Nr. 5

Skalpell Nr. 5

Titel: Skalpell Nr. 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Baden , Linda Kenney
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sich auf dem Weg nach draußen am Automaten auf dem Flur gezogen hatte, und schüttete den Rest auf die Erde. »Eine clevere Methode. Man muss nur nah genug rankommen, um es unauffällig zu verabreichen. Das Opfer stirbt erst wenige Tage später. Und da die chemische Verbindung schon nach drei Tagen nicht mehr durch toxikologische Untersuchungen im Körper nachweisbar ist, kommt keiner auf die Idee, dass es Mord war.«
    »Könnte es ein Unfall gewesen sein?«
    Er zuckte die Achseln. »Unwahrscheinlich, aber möglich, zugegeben. Wir sollten in ihrer Wohnung nachsehen, ob sie da noch ältere Reinigungsmittel hat, die das Gift enthalten.«
    »Wollen Sie da etwa jetzt hin?«
    »Na klar. Ich hab ihrer Familie schon gesagt, dass ich mich bei ihr zu Hause umsehen möchte, und jetzt gibt es einen zwingenden Grund. Was ist los? Sind Sie müde?«
    Seltsamerweise war sie das nicht. Sie verkniff sich eine sarkastische Antwort. »Wie kommen Sie denn darauf?«
    Jake lächelte sie an, und Manny hatte das Gefühl, dass sein Lächeln ehrlich war. »Sie halten sich wacker«, sagte er.

    »Schatzi, Baby, Süßer, Liebchen«, rief Manny, als sie sich dem Porsche näherten. Sie machte die Tür auf, aber Mycroft duckte sich wimmernd. »Keine Angst, Mommy ist wieder da.« Sie drehte sich zu Jake um. »Was haben Sie mit meinem Hund gemacht?«
    Er hob beide Arme, Handflächen geöffnet. »Gar nichts. Ehrenwort.«
    »Warum benimmt er sich dann so?« Sie machte Kussgeräusche. Mycroft sprang aus dem Wagen und versteckte sich darunter.
    »Ich hab keine Ahnung.«
    Der Geruch ihrer Jacke stieg ihr in die Nase. »Ach du Schande«, sagte sie. »Ich rieche nach Tod.«
    »Dann muss Mycroft aber ein ungewöhnliches Tier sein. Normalerweise mögen Hunde Sachen, die in einem Obduktionsraum waren.«
    »Echt? Wieso?«
    »Sie finden, dass sie nach Futter riechen.«
    »Das ist«, sagte sie, »das Widerwärtigste, was ich je gehört habe.«
    »Aber es stimmt. Er hat nicht vor Ihnen Angst –«
    »Das versteht sich ja wohl von selbst!« Unmöglich!
    »– sondern vor irgendjemandem oder irgendwas anderem.«
    Sie spähten in die Dunkelheit. Manny schaltete die Scheinwerfer an. Die Büsche vor dem Auto zeigten Spuren, als hätte sich jemand hastig hindurchgedrängt.
    Theresa Alessis hatte in Turner gelebt, in der Souterrainwohnung eines Zweifamilienhauses auf einer heruntergekommenen Straße nicht weit vom Stadtzentrum. Die oberen Stockwerke standen leer; ein Schild vor dem Haus bot zwei Wohnungen zum Vermieten an. Manny konnte sich nicht vorstellen, dass es viele Interessenten geben würde. Selbst in der Dunkelheit sah sie, dass die Farbe abblätterte und der Garten vorm Haus verwildert war.
    »Sind Sie sicher, dass wir das machen können?«, fragte sie, als sie über die unebenen Betonstufen zu Mrs. Alessis’ Wohnungstür hinabstiegen.
    »Ja. Warum flüstern Sie?«
    »Weil es drei Uhr morgens ist, verdammt noch mal.«
    Jake tastete an dem Blumentopf vor der Tür herum und zog einen Schlüssel hervor. »Genau da, wo ihr Sohn gesagt hat.«
    Er schloss die Tür auf, griff hinein und tastete nach dem Lichtschalter. Das Licht flammte so grell auf wie ein Schrei in der Dunkelheit.
    Die kleine Wohnung war ärmlich, aber sauber. Ein reich verziertes Kreuz, das Manny als griechisch-orthodox erkannte, beherrschte die Wand über der Couch, und ein Geschirrschrank enthielt offenbar eine umfangreiche Sammlung von Fingerhüten.
    »Meine Großeltern waren Schneider«, sagte Manny gerührt. »Wenn ich diese Fingerhüte sehe, fühle ich mich irgendwie mit Mrs. Alessis verbunden. Sogar verantwortlich für sie.«
    »Zufall«, sagte Jake. »Meine Großeltern waren auch Schneider.« Er fügte nicht hinzu, dass man sie fast zu Tode geprügelt hatte, weil sie in der Gewerkschaft waren.
    »Vielleicht ist es dann Schicksal, dass wir zusammen an diesem Fall … Oh!«
    Jake trat neben sie. »Was ist denn?«
    Manny hob ein Foto von Theresa von einem Beistelltisch mit Zierdeckchen. Die strahlende Frau stand neben einer jungen Dame in Examensrobe. »Es ist so seltsam, sie lebendig zu sehen.« Sie schielte zu ihm hinüber, um seine Reaktion abzuschätzen. »Sie finden das wahrscheinlich albern.«
    »Überhaupt nicht«, sagte er ohne jede Ironie.
    »Es ist nur … ich hab sie so ausgeliefert gesehen und kenne sie nicht mal. Das kommt mir irgendwie nicht richtig vor. Und jetzt bin hier und stöbere in ihren Sachen …«
    »Um den Grund für ihren Tod zu finden. Wir untersuchen

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