Skandal auf Sardinien (Julia Extra) (German Edition)
länger begehrte.
Innerlich dankte Gwenna ihrem Hund für sein strategisches Eingreifen und trat beiseite. Sie setzte Piglet wieder ab und richtete sich zögernd auf. Ihr eigenes Verhalten beschämte sie so sehr, dass sie einfach nicht heucheln und den kleinen Racker ausschimpfen wollte. Nicht, wenn er sie davor bewahrt hatte, ihre Jungfräulichkeit zu verlieren. Angelo tat, was ihm gefiel und wann es ihm gefiel. Wie ein Wikinger auf einem Feldzug hatte er sie in seine Arme gerissen. Von Sex schien er geradezu besessen zu sein. Ihre Lippen fühlten sich heiß und weich an. Sie wagte nicht, ihn anzusehen. „Hinter der Mauer gibt es nur noch ödes Brachland. Es gibt wirklich nichts mehr, was ich dir zeigen könnte.“
„Was ist mit dem Haus deiner Vorfahren?“
Ein paar Minuten später blieben sie in einiger Entfernung vor dem heruntergekommenen Herrenhaus stehen, in dem Gwennas Mutter geboren worden war. Der baufällige Zustand hatte Isabel Massey zunehmend verbittert. All die Jahre war sie überzeugt gewesen, ihr Schicksal trage die Schuld an ihrem Unglück.
„Wie sieht das Innere aus?“, fragte Angelo interessiert.
„Völlig verfallen. Aus Sicherheitsgründen ist der Zutritt schon seit Jahren gesperrt.“
„Ich sollte dir noch sagen“, verkündete er auf dem Rückweg zur Gärtnerei, „dass dein Vater heute Nachmittag zu einer Besprechung gerufen wird.“
„Darf ich fragen, worum es dabei geht?“
„Um die Tatsache, dass er nicht die Wahrheit über seine Immobilien gesagt hat.“
Vor Überraschung und Wut schoss ihr das Blut in die Wangen. „Das ist eine Lüge!“
Angelo musterte sie kühl. „Dein Vater hat mir verschwiegen, dass er ein zweites Apartment in London besitzt.“
„Es gibt nur eins!“ Sie atmete tief ein. „Du musst das falsch verstanden haben.“
„Ich fürchte nicht. Meine Information über die zweite Wohnung stammt aus einer sehr zuverlässigen Quelle.“ Angelo beobachtete, wie ein Ausdruck von Unglauben, dann Bestürzung über ihr Gesicht huschte. Er hätte ihr sagen können, dass ihre Loyalität und ihre Zuneigung in diesem Fall fehl am Platz waren. Donald Hamilton konnte auf eine lange Liste an Lügen, Betrug und Diebstahl zurückblicken. Diejenigen, die dumm genug waren, ihm zu vertrauen, hatte er schamlos ausgenutzt.
Gwenna wandte den Kopf ab. Tränen brannten in ihren Augen. Ob es ihr gefiel oder nicht, auf eine schreckliche Weise war Angelos ruhige Gewissheit sehr überzeugend. „Ich weiß nicht, was ich sagen soll.“
„Unsere Vereinbarung bleibt bestehen. Dein Vater wird mir auch diese Wohnung überschreiben, und wir ziehen einen Schlussstrich unter diese Angelegenheit.“
„Unter den gegebenen Umständen ist das sehr großzügig von dir.“
Angelo lächelte. Sein Lächeln hätte einen Eisberg frösteln lassen. Alles entwickelte sich genau nach Plan. Donald Hamilton hatte noch mindestens ein weiteres Verbrechen begangen, das zum richtigen Zeitpunkt ans Licht kommen würde. Wenn Angelo mit ihm fertig war, würde sein Feind alles verloren haben.
„Mein Vater ist kein schlechter Mann, nur töricht. Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist … vielleicht leidet er unter einer Art Midlife-Crisis“, überlegte Gwenna verzweifelt. „Aber ich kann dir versichern, dass er für mich ein ganz wundervoller Vater war. Und auch für die Gemeinde hat er viel Gutes getan.“
In ihren tränenfeuchten Augen schimmerte Gewissheit. Es faszinierte ihn, dass sie ihre Emotionen nicht verbergen konnte. Seine Bettgespielinnen hatten sich stets mit einer harten Schale umgeben, die seiner eigenen Reserviertheit entsprach. Ihre Ideale und ihr Optimismus machten sie verwundbar. In ein paar Monaten, vielleicht schon eher, würde Gwenna dazugelernt haben. Sie würde trauriger, aber auch klüger sein. Ein wenig bedauerte er das. Beunruhigt über die unliebsame Erkenntnis, schob er das Gefühl beiseite.
„Ich habe eine Wohnung für dich ausgesucht“, wandte Angelo sich dem Thema zu, das ihn weit mehr interessierte.
Gwenna erstarrte. „Was für eine Wohnung und wo?“
„Ein Penthouse in London.“
„Gibt es dort einen Garten? Piglet braucht einen Garten“, erwiderte sie.
„Piglet?“
„Mein Hund.“
„Ich zahle die Rechnung für ein Hundehotel“, erklärte er abweisend.
„Nein. Er muss bei mir bleiben. Er weigert sich zu fressen, wenn ich nicht in seiner Nähe bin“, erwiderte Gwenna unverhohlen ängstlich. „Ich weiß, dass es für jemanden, der sich nichts aus
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