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Skandal im Ballsaal

Titel: Skandal im Ballsaal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georgette Heyer
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irgendjemandem gegenüber damit herausplatzt! Ich kenne dich!"
    „Es ausschwatzen! Nein, wirklich!", versicherte sie ihm.
    Sie dachte, man brauche wenig Angst davor zu haben, aber sie wurde einigen harten Prüfungen ausgesetzt, als sie sich gezwungen sah, schweigend Diskussionen über ihr Buch zu erdulden, die in ihr das Verlangen weckten, herauszuschreien: Nein! Ich habe das niemals so gemeint! Denn der einzige wichtige Punkt in ,The Lost Heir', der die Neugierde der Gesellschaft erregte, war der Charakter des Grafen Ugolino.
    Die Schwachköpfe mochten es nachlässig als Unverschämtheit werten; Sylvesters Freunde mochten in heller Aufregung sein; aber es schien Phoebe, dass die Hohlköpfe, die behaupteten, wo kein Feuer sei, sei auch kein Rauch, Legion waren. Sie kam rasch zu der Erkenntnis, dass sie nicht Janthes einzige Vertraute gewesen war. Bevor ,The Lost Heir' auch nur geschrieben wurde, hatte Janthe offensichtlich Sylvesters Charakter bei allen Leuten angeschwärzt, die nur ihren Klagen lauschen wollten. „Oh, die Umstände sind natürlich verändert!", pflegte irgendein begierig blickendes Frauenzimmer zu sagen. „Ich will nicht behaupten, dass Salford das Gleiche wie Ugolino getan hat - nun, er könnte es heutzutage nicht! Aber sobald ich das Buch las, erinnerte ich mich, dass die arme Lady Henry mir einmal erzählte ..."
    „Könnte es wahr sein, dass Lady Henrys Sohn der eigentliche Herzog von Salford ist?", stieß eine Leichtgläubige hervor. „Sie waren Zwillingsbrüder, nicht wahr, Salford und Lord Henry?"
    Diese düstere Vorstellung hatte sich beinahe als Phoebes Unglück erwiesen, und gerade als sie sich zu dieser Vermutung äußern wollte, bemerkte sie den beschwichtigenden Blick ihrer Großmutter und sie blieb still. Dieser Blick fehlte, als sie die gleiche düstere Vorstellung von Janthes Lippen hörte.
    „Wer immer es war, der dieses Buch geschrieben hat", sagte Janthe eindrucksvoll, „weiß sehr viel über die Raynes! So viel ist sicher! Jeder sagt, es ist eine Frau: Glauben Sie das auch, Miss Marlow?"
    „Ja - und eine entsetzlich dumme Frau!", sagte Phoebe.
    „Es ist das Albernste, was ich je gelesen habe!"
    „Aber nein!", beharrte Janthe. „Chance ist natürlich keine Burg und Sylvester könnte vermutlich den armen kleinen Edmund nicht versteckt halten, und Edmund hat keine Schwester, aber das macht nichts! Ich habe das Buch jetzt zweimal gelesen, und ich bin der festen Überzeugung, dass eine ernste Warnung an mich darin enthalten ist!"
    „Eine Warnung?", echote Phoebe verblüfft.
    „An mich", nickte Janthe. „Eine Warnung, dass meinem Kind Gefahr droht. Es kann nach alledem keinen Zweifel geben, dass ich Matilda sein soll."
    Diese naiven Worte raubten Phoebe für einige Zeit die Sprache. Es war ihr früher nicht in den Sinn gekommen, dass Janthe sich mit der goldhaarigen Schwester in ,The Lost Heir' identifizieren könnte. Da sie an bloßen Helden und Heldinnen sehr wenig interessiert war, hatte sie nichts anderes getan als zwei schöne Marionetten zu schildern, sie mit jeder bekannten Tugend auszustatten und sie in eine Reihe haarsträubender Abenteuer zu verwickeln, aus denen sich zu befreien höchst unwahrscheinlich war, wie sie selbst überlegte.
    „Obwohl Florian natürlich nicht Fotherby ist", fügte Janthe hinzu und beantwortete unbewusst die entsetzte Frage in Phoebes Innerem. „Ich denke, er ist bloß eine handelnde Person nach dem Klischee. Der arme Nugent würde nicht als Held passen. Außerdem ist er Baron Macaronio, das weiß jeder!" Die gelassene Höflichkeit ihres Gesichtes und ihrer Stimme erteilten Phoebe den zweiten Schock des Tages. Dieser währte jedoch nicht lange, denn die Überlegung von kaum einer Minute genügte, um sie zu informieren, dass einem Autor, der Lady Henry selbst in rosenroten Farben schilderte, die gröbste Verhöhnung verziehen werden konnte.
    Trotzdem hörte sie Lady Henry weiter atemlos zu.
    „Und Harry war Sylvesters Zwillingsbruder", setzte Janthe fort.
    „Graf Ugolinos Bruder war nicht sein Zwillingsbruder!", brachte Phoebe fertig zu sagen.
    „Nein, aber ich glaube wohl, der Autor fürchtete, alles ganz gleich zu machen. Die Sache ist so, dass Ugolino ein Eindringling war."
    „Lady Henry!", sagte Phoebe mit sorgfältig beherrschter Stimme. „Sie können nicht ernsthaft annehmen, dass Salford ein Eindringling ist!"
    „Nein, außer dass sich solche Dinge ereignet haben und er ein Zwillingsbruder war, und ich habe oft gedacht,

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