Skandal im Ballsaal
die Hände kommen? Und das muss es wohl, wie Sie wissen, denn jeder spricht darüber!"
Zu bald für ihren Seelenfrieden erfuhr Phoebe die Wahrheit dieser Feststellung. Einige, wie die hochmütige Gräfin Lieven, taten es mit einem Achselzucken ab und nannten es nur für einen Papagei geeignet; einige ergötzten sich daran; einige waren darüber entsetzt; aber alle waren begierig, die Autorenschaft zu lüften. Niemals, dachte Phoebe, konnte ein Autor den Erfolg seines ersten Versuches mit größerer Bestürzung beobachtet haben! Ihr ganzer Stolz und ihre Freude daran waren zerstört durch eine geringfügige Angelegenheit, die man so leicht hätte ändern können! Hätte sie nur aus dem Buch jede Erwähnung eines Paares von Augenbrauen entfernen können, wäre ihr der Rest vergeben worden, denn nur bei dem einen Porträt war sie für die Tu-genden ihrer Opfer blind gewesen.
Lady Ingham war bestürzt, als sie bemerkte, dass die ganze Stadt (oder zumindest jeder, der von Bedeutung war) den Roman ihrer Enkelin diskutierte. Sie verlangte von der widerstrebenden Autorin eine Kopie davon. Phoebe, die einen Satz empfangen hatte, der ihr von Miss Battery geschickt worden war, beschenkte Mylady widerwillig mit den drei eleganten Bänden.
Lady Ingham las sie, einige Zeit ängstlich beobachtet von ihrer zitternden Enkelin, deren Nerven durch die häufigen Ausrufe ihrer Großmutter unter jähem Wechsel von Hoffnung und Verzweiflung ernstlich litten. Ein Kichern hob ihren Mut; ein hervorgestoßenes „Guter Gott!", dämpfte ihn in einem Schwung; und sie musste viele Male aus dem Zimmer schlüpfen, da sie unfähig war, die Ungewissheit zu ertragen.
„Sich selbst erkennen?", rief Witwe Ingham aus, als sie zu Ende gekommen war. „Natürlich wird er das! Himmel, Kind, wie kamst du dazu, solch eine Unvorsichtigkeit zu begehen?
Welch ein Glück, dass die ganze Sache so ein wirres Gemisch aus Unsinn ist! Ich würde mich nicht wundern, wenn Sylvester es unter seiner Würde hält. Wir müssen hoffen, dass er das tut, und jedenfalls braucht es nie bekannt zu werden, dass du es geschrieben hast. Wer weiß außer deiner Erzieherin die Wahrheit? - Ich nehme an, man kann ihr vertrauen?"
„In der Tat, ja, Madam! Der einzige andere ist Tom Orde."
Lady Ingham schnalzte mit der Zunge. „Das gefällt mir nicht! Wer kann sagen, ob ein junger Schwätzer nicht damit prahlt, mit der Autorin bekannt zu sein, wenn er merkt, dass du berühmt geworden bist? Du musst ihm sofort schreiben, Phoebe, und ihn warnen!"
Phoebe verteidigte ihren alten Spielkameraden feurig, aber nicht ihr Einspringen war es, das Witwe Inghams Besorgnis beschwichtigte: es war das Erscheinen von Tom selbst auf der Bildfläche. Er wurde von seinem Vater begleitet und konnte mithilfe eines Stockes sehr ordentlich gehen, denn der Bruch war glatt verheilt.
Kaum wurden die Gäste angekündigt, als Phoebe durch das Zimmer flog, um zuerst den einen und dann den anderen zu umarmen. Der Squire, der sie väterlich küsste, sagte:
„Nun, Kätzchen, und was hast du selbst zu sagen, eh?", und nichts könnte brüderlicher gewesen sein als Toms Gruß.
„Hallo, Phoebe!", sagte Tom. „Gib acht, was du jetzt gerade tust! Zerdrück doch nicht mein Halstuch, um Gottes willen! Nun, bei Gott!" (er betrachtete sie) - „Ich will verdammt sein, wenn du nicht ganz modisch aussiehst! Susan wird staunen, wenn ich es ihr erzähle!"
Nichts von einem Liebhaber an Tom, entschied Ihre Ladyschaft und wandte ihre Aufmerksamkeit dem Squire zu.
Man hätte nicht sagen können, dass Lady Ingham und Mr Orde viel gemeinsam hatten, aber Ihre Ladyschaft, die den Squire um Phoebes willen freundlich willkommen hieß, bemerkte bald, dass er ein schlichter, gefühlvoller Mann war, der bei einer Anzahl wichtiger Themen gerade so zu empfinden schien, wie er sollte, und zwar hinsichtlich der Torheit Lord Marlows und der Anmaßung, der frömmelnden Heuchelei und der Grausamkeit seiner Gattin. Sie steckten bald die Köpfe zusammen und ließen Tom und Phoebe ungestört in der Fensternische plaudern.
Da er seine Phoebe kannte, war Tom in der Erwartung gekommen, mit Fragen über jeden auf Austerby und dem Manor bestürmt zu werden, aber außer einer höflichen Frage nach Mrs Ordes Gesundheit und einer besorgten nach Trusty und True stellte ihm Phoebe keine. Sie stand in regelmäßiger Verbindung mit Miss Batteiy, einer vorzüglichen Briefschreiberin, hatte mehrere Botschaften von Susan erhalten und sogar ein oder zwei
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