Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3
ganz vertraulich natürlich –, und wie die Dinge stehen, können Wir Ihnen keine öffentliche Ehrung zukommen lassen. Wir vermuten nämlich, dass Sie aufgrund Ihrer Tätigkeit lieber auf die Aufmerksamkeit verzichten, die solch eine Ehrung mit sich bringen würde.«
Mary neigte den Kopf. »Jawohl, Ma’am.«
»Wir möchten Ihnen daher ein Geschenk machen, das es Ihnen ermöglicht, Ihrer Arbeit weiter nachzugehen, und zwar solchen Fällen, die Sie für wichtig erachten; ein Geschenk, das Sie von einigen der kleinen Sorgen im Leben einer unabhängigen Frau befreit.« Auf ein Zeichen von Ihrer Majestät glitt der Sekretär heran und hielt ihr ein silbernes Tablett hin. Darauf lag ein Kuvert, das an Miss M. Quinn adressiert war.
Mary nahm den Umschlag, als könne sie sich daran die Finger verbrennen. Hielt ihn einen Moment unschlüssig in der Hand und fragte sich, in was für einer unwahrscheinlichen Roman-Trilogie sie gelandet war. Schließlich, da die Königin auf eine Reaktion zu warten schien, machte sie ihn ungeschickt auf. Und fand einen Scheck.
Fast hätte sie das Stück Papier durch die zitternden Finger gleiten lassen, das mit »Victoria R« unterzeichnet war. »Meine – Euer Majestät?«
Nicht mal der Anflug eines Lächelns. »Wir sollten die Summe vielleicht erklären. Es handelt sich um einen Betrag, der Ihnen, wenn er gut angelegt wird, ein bescheidenes Jahreseinkommen garantiert.«
Mary konnte nur starren. Sie wusste, wie unhöflich das war. Ein Verstoß gegen die Etikette. Und dennoch starrte sie die Königin von England eine ganze Weile an, nicht in der Lage, ein Wort hervorzubringen. Als sie endlich sprach, war ihr ihre Beredtheit abhandengekommen. »Euer Majestät, das ist mehr als großzügig. Ich kann Ihnen nur danken und sagen, dass ich Ihr Geschenk nicht verdient habe.«
»Das ist Unsere Entscheidung, Miss Quinn.« Ein leichter Tadel. »Haben Sie vor, Ihre interessante und ungewöhnliche Arbeit aufzugeben?«
»Oh nein, Ma’am.« Sie konnte sich nicht vorstellen, zu Hause zu sitzen, womöglich mit einem Stickrahmen in der Hand – keine strukturierten Tage, keinen Lebensinhalt.
»Sie ist nicht gerade damenhaft.«
Ach herrje. »Nein, Ma’am.«
»Und für eine verheiratete Frau unziemlich.«
Marys Puls wurde schneller bei der unausgesprochenen Frage. Mit fester Stimme sagte sie: »Da gibt es keinen Konflikt, Ma’am. Ich werde niemals heira ten .«
Eine hochgezogene Augenbraue. »Niemals? Sie sind zu jung für so eine endgültige Festlegung, Miss Quinn. Ehe und Mutterschaft gehören zu den höchsten Fähigkeiten einer Frau.«
Was um Himmels willen konnte sie darauf erwidern? Durfte man der Königin widersprechen? Ihre Müdigkeit und eine gewisse Neugier machten sie mutig. »Euer Majestät, Sie selbst sind ein leuchtendesBeispiel für die Fähigkeit, häusliche Pflichten mit viel weiterreichenden Aufgaben zu vereinbaren. Sie halten es doch auch für andere Frauen für möglich?«
Königin Victoria sah sie verdutzt an – es war unwahrscheinlich, dass eine Äußerung von ihr jemals so angefochten worden war, seit sie den Thron bestiegen hatte –, doch nach einer beklemmend langen Zeit nickte sie. »Sehr gut ausgedrückt, Miss Quinn. Aber Sie sagten, dass Sie
niemals
heiraten würden.«
Es war an der Zeit, Zugeständnisse zu machen. »Vielleicht habe ich zu voreilig gesprochen, Ma’am. Aber in nächster Zukunft möchte ich nicht heiraten.«
Die Königin nickte. »Ein weiser Entschluss. Die Ehe ist ein gesegneter Stand, man sollte sie nicht leichtfertig eingehen.« Sie schwieg. »Haben Sie noch einen Wunsch, Miss Quinn?«
Das war pure Formalität; Königin Victoria erwartete genauso wenig, dass Mary Ja sagen wie dass sie eine Polka tanzen würde. Und dennoch erwiderte Mary ganz ruhig: »Ja, bitte, Ma’am.«
Die Königin blinzelte erstaunt. »Und um was handelt es sich?«
»Ich – ich glaube, Seine Hoheit, der Prinz von Wales, hat Ihnen die Angelegenheit mit den fehlenden Zierstücken erläutert.«
Der Blick Ihrer Majestät wurde eisig. »Die Sache, wegen der Sie überhaupt eingestellt wurden. Ja.«
»Eines der Zimmermädchen unter der Obhut von Mrs Shaw, eine junge Frau namens Amy Tranter,wurde entlassen, weil sie in dem Verdacht stand, die Diebstähle begangen zu haben.«
Die königliche Augenbraue fuhr ganz wenig hoch. »Tatsächlich?«
»Es ist ein schreckliches Unglück, unter falschem Verdacht zu stehen und ohne Empfehlungsschreiben entlassen zu
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