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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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nichts mehr gesagt.«
    »Sie hat wahrscheinlich zu viel Angst gehabt«, sagte Mary schnell. »Sie verliert doch alles.«
    »Aber sie hat ja noch ihren feinen Verehrer.«
    Mary fand nicht, dass Octavius Jones ein großer Trost war, doch sie sagte nur: »Danke«, und eilte ins Treppenhaus.
    »Wo gehst du hin?«, rief Sadie bestürzt.
    »Zu Amy und Mrs Shaw.«
    »Du kannst da nichts ausrichten. Mrs Shaw wird schwerlich auf dich hören.«
    Mary stimmte ihr insgeheim zu. Aber sie konnte nicht anders, sie musste es versuchen.
     
    Eine unheimliche Stille herrschte in der Dachkammer. Mary verharrte unter der offenen Tür und sah, wie Mrs Shaw Amy mit verschränkten Armen und einem grimmigen, zufriedenen Lächeln beobachtete. Amy bewegte sich leise und faltete und stapelte ihre Sachen mit nur leicht zitternden Händen. Dann und wann hielt sie inne, um eine einzelne Träne abzuwischen, aber ihr Gesicht war starr wie eine Maske.
    »Mrs Shaw«, sagte Mary etwas außer Atem vom Heraufsteigen. »Amy hat die Brosche nicht gestohlen.«
    Die Haushälterin fuhr herum und sah sie an. Sie schien überrascht, dass eine niedere Angestellte die Frechheit besaß, sie anzusprechen. »Das ist nicht deine Angelegenheit, Quinn.«
    Amys Ausdruck blieb unbewegt.
    »Aber ich habe die Brosche schon gesehen. Amy hat sie mir heute Morgen gezeigt. Sie ist ein Geschenk von ihrem Verehrer.«
    Mrs Shaws Gesicht wurde wütend. »Ich warne dich, Quinn. Schluss mit deiner Unverschämtheit.«
    »Hat denn jemand behauptet, dass eine Brosche fehlt?«, machte Mary beharrlich weiter. »Und wenn nicht, woher wissen Sie dann, dass sie gestohlen ist?«
    »Ich pflege mich nicht vor schlecht erzogenen Schlampen zu rechtfertigen«, fauchte Mrs Shaw in einem Ton, der Amy zusammenzucken ließ. »Aber wenn du nur so viel Verstand hättest, wie du ihn zur Erledigung deiner Arbeit brauchst, dann wüsstest du, dass Amy andere Dinge gestohlen haben könnteund sie verkauft hat, um so ein billiges Zierstück zu erstehen.«
    Jetzt wurde es interessant. »Sind denn andere Sachen gestohlen worden? Aus dem Palast?«
    Mrs Shaws Wangen wurden ziegelrot. »Das war nur ein Beispiel. Wirst du jetzt wieder an die Arbeit gehen oder soll ich dich auch entlassen wie Amy?«
    »Aber nochmals, wenn nichts gestohlen worden ist, weiß ich nicht, warum man Amy beschuldigen sollte.«
    Es war Amy selbst, die diesem auswegslosen Hin und Her ein Ende machte. Sie drängte sich an Mrs Shaw vorbei, die sie mit überraschter Wut anstarrte, und umarmte Mary. »Du bist ein Schatz«, sagte sie leise. »Aber das hilft nicht weiter. Behalte du deine Arbeit, du Liebe. Sag nichts mehr.«
    Mary starrte sie an. »Aber   … wo gehst du hin?«
    Amy bemühte sich, ihr übliches keckes Grinsen aufzusetzen. »Ich werde bestimmt auf den Füßen landen, Liebes   – wirst schon sehen.« Und mit einer sanften, doch entschlossenen Bewegung schob sie Mary aus dem Zimmer und packte weiter, ohne Mrs Shaw eines Blickes zu würdigen.

Neunzehn
    A n diesem Tag war das Mittagessen der Dienstboten eine trostlose Angelegenheit. Es war unmöglich, die beiden leeren Plätze nicht anzustarren   – die von Amy und dem Speisekammermädchen   –, und Mrs Shaws ungehaltene Aufsicht war ein einziger Vorwurf, der die gesamte Dienerschaft traf. Selbst die Lakaien, die ja nicht ihr unterstanden, schien der hässliche Vorfall des Morgens ernüchtert zu haben. Mary vermisste Amy bereits, ihre gute Laune und ihre Gesellschaft, und außerdem   – was selbstsüchtig war   – verhinderte ihr Rauswurf, dass Mary nach dem Essen heimlich verschwinden konnte.
    Statt die Aufgabe zu erledigen, die ihr seit Tagen bevorstand, holte sich Mary nach Beendigung der Mahlzeit eine Dose mit Messingpolitur, einer stinkenden Paste aus Essig, Salz und Mehl, und machte sich zum Blauen Salon auf. Der Blaue Salon war der größte der Empfangsräume und war bisher unter Amys Pflichten gefallen. Jetzt oblag er ihr, bis ein neues Mädchen eingestellt werden konnte   – eine ArtStrafe dafür, nahm Mary an, dass sie es gewagt hatte, Mrs Shaws Vorgehen infrage zu stellen.
    Für sie war es jedoch keine reine Strafe. Aus dem Blauen Salon waren die Zierstücke entwendet worden. Diese Tatsache zusammen mit der untypischen Demut von Amy, als ihr der Diebstahl angelastet wurde, machte Mary misstrauisch. So sehr sie Amy mochte, unterstützte alles, was heute passiert war, ihre Theorie in Bezug auf Octavius Jones. Was allerdings weiterhin fehlte, waren eindeutige

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