Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3
das ich brauche; Informationen, die mir sehr viel bedeuten. Du kannst die junge Frau sein, die dieses Wissen aus ihm herausholt.«
Mary machte große Augen. »Sie wollen, dass …«
»Du mit ihm ins Bett gehst«, sagte Honoria. Der Ausdruck schien ihr zu gefallen und sie verwendete ihn mit offensichtlichem Genuss. »Er ist ein junger Mann. Höchstwahrscheinlich noch unerfahren. Und er begehrt dich. Du hast die Wahl, ob diese Glückssträhne dein Leben verändert oder ob du weiterhin unbeachtet für einen Hungerlohn schuften willst.«Sie machte eine Pause. »Denk doch nur, wie leicht dein Leben sein könnte: keine Arbeit mehr. Ein Stadthaus und eine Kutsche. Eigene Bedienstete. Kleider und Schmuck und Pelze.«
Mary tat so, als staune sie beeindruckt. Honoria stellte das Leben einer Kurtisane eindrucksvoll dar, wenn auch nur aus ihrer Sicht. Unerfahrene, ungebildete Hausmädchen profitierten selten von solchen Geschenken; viel eher wurden sie schwanger, wurden verstoßen und landeten im Armenhaus. Aber das würde das Hausmädchen Quinn ja nicht durchschauen. »All das, nur für …?«
Ein kühles Lächeln.
»Aber was ist, wenn er mich nach einer Weile nicht mehr mag?«
Honoria holte zum letzten Schlag aus. »Ich werde mich persönlich um dich kümmern. Es gibt eine großzügige Belohnung und ein Empfehlungsschreiben. Du musst nur die Information, die ich brauche, in Erfahrung bringen.«
Mary tat so, als ließe sie sich das durch den Kopf gehen – so langsam, dass sie eine gewisse Ungeduld in Honorias Blick entdeckte. »Sie sind sehr freundlich, Mrs Dalrymple«, sagte sie übertrieben gedehnt. »Aber … ich weiß nicht so recht.«
Honoria lächelte wieder und diesmal lag mehr als nur eine leichte Boshaftigkeit auf ihrem hübschen Gesicht. »Lass es mich anders ausdrücken: Du benutzt deine spärlichen Reize, um die Information, die ich benötige, aus dem Herrn herauszulocken. Anderenfallslasse ich dich wegen unmoralischen Verhaltens feuern.«
Mary sperrte den Mund auf. »Aber … ich hab noch nie … ich bin ein anständiges Mädchen, Mrs Dalrymple.«
»Aber wer würde dir das glauben?« Honorias Lächeln wurde breiter. »Sicherlich nicht Mrs Shaw, wenn ich ihr erzähle, dass ich dich heute Morgen im Bett des Prinzen von Wales erwischt habe.«
Die beiden Frauen maßen sich mit Blicken – die eine offen, die andere innerlich triumphierend. Eine Minute verging. Und noch eine.
»Ich mache es«, sagte Mary. »Unter zwei Bedingungen.«
»Wie ich mir schon dachte«, sagte Honoria mit höhnischem Grinsen. »Mehr Forschheit als beim ersten Anschein.«
»Ich möchte heute Nachmittag freibekommen. Können Sie das bei Mrs Shaw erreichen?«
»Ich sage ihr, ich brauche dich für Näharbeiten.«
»Und ich kann heute Abend noch nicht anfangen.«
Honoria runzelte sofort die Stirn. »Warum nicht?«
»Mein monatliches Unwohlsein.«
»Ach du meine Güte. Na gut. Wann – morgen?«
»Vielleicht«, sagte Mary vorsichtig. Diese List gewährte natürlich nur kurzen Aufschub, aber je mehr Zeit sie herausschinden konnte, umso besser.
»Also gut.« Honoria stand auf, um aus dem Salon zu schweben, doch Mary hielt sie mit einer leichten Geste zurück. »Was ist denn?«
»Was soll ich für Sie herausfinden?«
Honoria zögerte einen Moment – das erste Anzeichen von Unsicherheit, das Mary auffiel –, dann setzte sie sich wieder. »Was ich dir erzähle, ist absolut vertraulich. Wenn du irgendjemandem davon erzählst, werde ich nicht nur unser Gespräch leugnen, ich werde dich auch vernichten. Hast du verstanden?«
Mary nickte. In der Rücksichtslosigkeit der Frau lag etwas Bewundernswertes.
»Vor ein paar Tagen wurde ein Verwandter von mir unter ungeklärten Umständen ermordet. Der Herr, von dem wir reden, war Zeuge des Mordes. Sein Arzt behauptet, dass er sich an keine Einzelheiten erinnern kann. Das ist natürlich Unsinn. Jetzt ranken sich falsche und boshafte Gerüchte um den Tod meines Verwandten. Das muss aufhören. Deine Aufgabe ist es, den Herrn von seiner Pflicht zu über zeugen , den Sachverhalt aufzuklären – oder zumindest musst du herausfinden, was tatsächlich gesche hen ist.«
Mary staunte. Das war ja fast eine Offenbarung: Honoria Dalrymple war nicht nur eine Verwandte von Ralph Beaulieu-Buckworth, sie war auch so von seiner Tugend überzeugt, dass sie gewillt gewesen war, sich zu prostituieren, um seinen Namen reinzuwaschen. Da es ihr selbst nicht gelungen war,
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