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Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3

Titel: Skandal im Königshaus Meisterspionin Mary Quinn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Y Lee
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hatte. Aber selbst wenn er es gesehen hatte: Eine kleine Menge Laudanum   – ein wenig Opium in Wein aufgelöst   – erforderte keine Erklärung; die Hälfte der Londoner Damen schienen sich auf seine anregende Wirkung zu verlassen. Absichtlich ließ sie das Glas leise gegen den Steinboden klirren.
    Die Wirkung auf Lang war unmittelbar und verwandelte ihn. Er drehte sich mit einer Geschwindigkeit zu ihr um, die selbst Mary überraschte. Sein Ausdruck war angespannt und wachsam   – wenn auch nicht richtig lebhaft. »Gib mir das.«
    Sie zog das Gefäß weg, ließ es jedoch verheißungsvoll vor seinem Gesicht baumeln. »Beantworten Sie meine Fragen.«
    »Ich brauche das, du Satan! Ich brauche es!« SeineStimme wurde zu einem lauten Kreischen, und Mary fragte sich plötzlich, ob es klug gewesen war, ihn so zu reizen. Aber es war zu spät, um einen Rückzieher zu machen.
    »Leise«, sagte sie bestimmt. »Wenn Sie schreien, kommt der Wärter zurück und dann bekommen Sie überhaupt kein Laudanum.«
    Er sank zurück, doch sein Blick blieb auf dem Fläschchen. »Bitte   …«
    Mary verzog den Mund. »Sind Sie Lang Jin Hai?«
    »Ja, ja.« Aber er war jetzt zu bemüht. Er würde alles bejahen, nur um an das Laudanum zu kommen.
    »Beweisen Sie es. Was war noch in dem Kästchen mit Dokumenten, das Sie vor Ihrer letzten Reise zurückgelassen haben?«
    Sein verzweifelter Blick fiel auf ihr Gesicht. Wan derte zu dem Fläschchen zurück. Und wieder zu ihr, wobei er sich zu beherrschen versuchte. »So lange her   …«
    Mary wartete, bereit zu fliehen, sich zu wehren, ge fasst auf alles.
    Er schluckte heftig. »Eine Landkarte.«
    »Was noch?«
    »Ein Brief an meine Tochter.«
    Das war beides zu allgemein; jeder konnte so etwas erraten. »Noch etwas?«
    »Ein   – ein Anhänger.«
    Ihre Knie gaben nach, obwohl sie ja eigentlich nicht überrascht sein durfte. »Wie sah er aus?«
    »Jade. Eine Kalebasse.«
    Sie runzelte die Stirn. »Eine was?« Sie hatte den Schmuck immer für eine Birne gehalten oder eine stilisierte Acht.
    Er machte eine ungeduldige Bewegung. »Warum ist das wichtig? Ein Flaschenkürbis. Sehr symbolisch. Ein Gemüse.«
    Sie hatte noch nie von so etwas gehört   – aber die Verbindung zu ihrer chinesischen Abstammung war ja auch abgerissen. Wieso sollte das kleine birnenförmige Objekt kein Kürbis sein? »Sehr gut.« Sie füllte die Pipette mit Laudanum und legte sie in Langs erwartungsvolle, zitternde Hände.
    Er saugte sie gierig aus und sagte sofort: »Mehr.«
    Sie gab ihm eine zweite gefüllte Pipette.
    »Mehr.« Das Zeug war stark, die höchste Dosis Opiumtinktur, die sie von einem Apotheker erhalten hatte, und doch schien es, dass er die ganze Flasche ohne Schaden hätte leeren können.
    »Ich hab noch weitere Fragen.«
    Seine Augen zuckten zwischen ihr und dem Fläschchen hin und her und wurden etwas klarer, als die Droge zu wirken begann. »Fragen Sie.«
    Schwere Schritte näherten sich der Zelle. Mary ließ das Fläschchen in ihrer Tasche verschwinden und machte ein unschuldiges Gesicht, als der Gefängniswärter den Kopf zur Tür hereinsteckte.
    Er war sichtbar überrascht, als er Lang aufmerksam auf dem Bett sitzen sah, und staunte einen Moment.
    »Stimmt etwas nicht?«, fragte Mary von oben herab.
    »Entschuldigen Sie, Miss, ich hätte einen Stuhl geholt, wenn ich geahnt hätte, dass Sie so lange bleiben.«
    »Das ist nicht nötig«, sagte Mary so geduldig wie möglich. »Ich stehe lieber.«
    »Ich soll Ihnen sagen, noch zehn Minuten, Miss.«
    »Ach bitte   – eine Viertelstunde?«
    Er sah sich um, als suche er in der Luft nach Erlaubnis. »Eine Viertelstunde, aber nicht mehr. So sind leider die Anordnungen.«
    »Verbindlichen Dank.« Sie wartete, bis die Schritte erneut verhallten, dann sah sie wieder zu ihrem vermeintlichen Vater. Ihre persönliche Geschichte würde warten müssen. »Was ist Samstagnacht in der Opiumhöhle geschehen?«
    Der Themenwechsel verblüffte ihn. »Mit den Aristos, meinen Sie?«
    »Was sonst?«
    Flehentlich richtete er den Blick auf das Laudanumfläschchen. »Ich brauche noch etwas. Sie verstehen das nicht   – es ist wie kleine Tropfen Wasser für einen Menschen in der Wüste. Geben Sie mir die Flasche und ich beantworte alle Fragen.«
    Mary sah ihn an. Natürlich war sie zu klug, um einem Drogenabhängigen zu glauben. Er log. Sagte, was eben nötig war, um seinen Dämon zu füttern. Und dennoch. Und dennoch.
    Sie hielt ihm die Flasche hin und er entriss sie ihr

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