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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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nicht mehr hinhalten können. Ihr wurden die Wangen heiß. Unbewusst legte sie die Hand auf ihre Brust und spürte den Empfindungen nach, die seine Zärtlichkeiten gestern in ihr ausgelöst hatten.
    Zwar war an diesem Vormittag von Lord Seton nichts zu sehen, jedoch sprachen die beiden von Caterina offensichtlich hingerissenen jungen Captains vor, um sie zu einer Ausfahrt abzuholen, was Caterinas Laune außerordentlich hob. Amelie war dafür sehr dankbar, denn sie hätte die Gesellschaft in Ham House nur ungern mit einer trübsinnig schmollenden Nichte besucht.
    Amelie hatte sich mit Millies Unterstützung sehr um Caterinas Äußeres bemüht, sodass Lord Seton zumindest daran nichts auszusetzen haben würde.
    Millie hatte ihr ganzes Geschick aufgeboten, indem sie eine luftige weiße Robe mit goldfarbenen Besätzen veredelte, und dazu passend trug Caterina zierliche Sandalen. Ihr kastanienfarbenes Haar war mit einem goldenen Band scheinbar ungeordnet aufgebunden, und hier und da ringelten sich lange Korkenzieherlocken aus der Fülle hervor und fielen ihr reizvoll über Schulter und Nacken. Amelie untersagte ihr ausdrücklich jeden weiteren Schmuck. „Das hast du mit siebzehn nicht nötig; wenn du älter bist, kannst du noch Schmuck genug tragen.“
    Auch sie selbst hielt sich mit Schmuck zurück und legte nur, passend zu der grünen Perlenstickerei ihres Oberteils, ein filigranes Smaragdcollier und die dazugehörigen Ohrringe an. Zum Schluss ließ sie sich von der Zofe ein grünseidenes Band durch die aufgesteckten dunklen Locken fädeln.
    In der Tat sah sie sich in ihrer Wahl bestätigt, als Lord Elyot kam, um sie abzuholen, denn sein sonst so reservierter Gesichtsausdruck wich einem höchster Bewunderung, und er versicherte, die beiden Damen würden Ham House im Sturm erobern. Das hielt Amelie für übertrieben, doch sie hätte wissen können, dass Lord Elyot nie übertrieb. Kaum hatten sie die Halle des Palais betreten, als mehrere Unterhaltungen schlagartig verstummten und von allen Seiten verwundertes Gewisper einsetzte. „Wer sind die Damen in Lord Elyots Begleitung?“
    Ihr Gastgeber, der Earl of Dysart, ein älterer, distinguierter Herr, trug eine weiße Perücke und den langen, reich bestickten Gehrock, der vor zwanzig Jahren modern gewesen war. Völlig unerwartet jedoch kam für Amelie das erkennende Aufleuchten seiner Augen, als sie ihm vorgestellt wurde.
    „Lady Chester, welch eine Überraschung, meine Liebe. Sir Josiah und ich begegneten einander oft in Manchester. Ah, wir müssen uns unterhalten, unbedingt. Versprechen Sie es mir.“
    „Gern, Mylord“, entgegnete sie, hielt das angesichts der vielen Gäste jedoch nicht für sonderlich wahrscheinlich.
    „Elyot, wie schön, Sie zu sehen“, fuhr der Earl fort und an Caterina gewandt: „Und wer ist diese entzückende junge Dame? Willkommen, meine Liebe.“
    Sie schritten weiter, und überall folgten die Augen der anderen Gäste den beiden hinreißenden Geschöpfen in Lord Elyots und Lord Setons Begleitung, teils neidvoll, teils bewundernd, alle aber interessiert.
    Im Schutze des Stimmengewirrs flüsterte Lord Elyot Amelie spöttisch ins Ohr: „Nun denn, also kennt man Sie doch, scheint mir.“
    „Er muss sich irren“, entgegnete sie. „Was sollte er mit Sir Josiah zu tun gehabt haben?“
    „Ich weiß es nicht genau, aber ich glaube nicht, dass er sich irrt.“
    Durch die weit geöffneten Türen strömten die unzähligen Gäste in den großen Saal und nahmen auf den speziell für das Konzert aufgereihten roten Polsterbänken Platz. Interessiert sah Amelie sich um und musterte auch die ebenfalls dicht bevölkerte Galerie, dabei erhaschte sie einen Blick auf eine reizende junge Frau, die sich daraufhin zu hastig zurückzog, und als Amelie sah, dass Lord Elyot sich von eben dieser Person abwandte, vermutete sie, dass es sich um eine seiner früheren Beziehungen handelte.
    „Sie kennen die Dame?“
    Er neigte ihr seinen Kopf zu, sein Lächeln sagte ihr, dass er ihre Betroffenheit spürte. Mit einer zärtlich beruhigenden Geste umfasste er kurz ihre Hand. „Ich kenne viele Damen hier, doch nicht so, wie Sie denken.“
    „Was denke ich denn, Mylord?“
    „Später, Mylady“, flüsterte er, da eben ein großer, dunkel gekleideter Herr auf das niedrige Podium am Ende des Saales trat. „Das Konzert beginnt gleich.“
    Doch die einleitenden Erläuterungen des Impresarios rauschten an ihr vorbei, denn das Wort „später“ spukte in ihrem Kopf herum,

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