Skandal um Lady Amelie
dem seidenen Gewand strebte ihm entgegen und schmiegte sich beinahe an ihn, während sie es zuließ, dass er liebkosend seine Hände über ihre Hüften gleiten ließ.
Seine fordernden Lippen, die Berührung seiner Hände verführten sie und ließen sie verharren. Sie erbebte, als er zart die Finger unter den Rand ihres Ausschnitts gleiten ließ. Seine warme Hand auf ihrer Brust weckte ein solches Begehren in ihr, dass ihr die Knie schwach wurden.
Sie stöhnte auf, ein Ton, der tief aus ihrem Inneren zu kommen schien und von seinem Mund erstickt wurde. Tief sog sie seinen Duft ein, als er seine Lippen über ihre Kehle hinab zu ihrem Busen gleiten ließ. Sie griff nach seiner Hand, versuchte ihn aufzuhalten, doch vergebens, denn schon spürte sie seine zärtlichen Finger, seine heißen Lippen und erstarrte wie unter einem Bann, seufzte auf und barg ihr Gesicht in seinem Haar. Bebend klammerte sie sich an ihn, schwach von der Süße dieser Liebkosung. „Oh, nein“, hauchte sie endlich, „nein, das dürfen Sie nicht.“ Doch sie wusste es besser, sie hatte es zugelassen. Sie wollte es unbedingt und fürchtete es gleichzeitig. „Sir, nicht hier“, stammelte sie.
Er löste seine Lippen von der zarten Knospe. „Wo denn? Soll ich dich heimbringen?“
„Nein.“ Sie schluchzte fast. „Nicht. Noch nicht, bitte …“
Geschickt richtete er ihren Ausschnitt, während sie wie ein verwirrtes Kind verharrte. Er atmete schwer. „Ich werde warten“, sagte er heiser. „Sie haben recht, Mylady, Ihr Feuer zu wecken ist hier nicht der richtige Ort.“
6. KAPITEL
Am nächsten Morgen saß Amelie mit Caterina am Frühstückstisch auf der Terrasse und nippte nachdenklich an ihrer heißen Schokolade.
„Hast du mit Lord Seton gestritten, Caterina? Er war sehr schweigsam.“ Unsicher antwortete sie: „Nicht direkt. Doch er war öfter mit Hannah zusammen als mit mir.“ „Aber du hast fast die ganze Zeit mit ihrem Bruder verbracht.“
„Ja, Tam ist auch ein viel netterer Gesellschafter. Er ist immer gern gefällig. Wenn Lord Seton Hannah bevorzugt, soll es mir gleich sein.“
„Also bist du unabkömmlich, wenn er vorspricht?“
„Er kommt sowieso nicht.“
„Und wenn doch?“
„Ach, ich werde ihn wohl empfangen müssen“, sagte sie aufseufzend. „Wenn ich richtig gesehen habe, war er zum Schluss ziemlich herrisch, oder? War er verärgert?“
„Ach, ich verstehe ihn nicht! Den ganzen Abend hat er mich ignoriert, und dann zerrte er mich förmlich fort, als ich mich von Tam verabschieden wollte. Er war so selbstherrlich! Er meinte, das könnte ich ja immer noch beim nächsten Mal nachholen! Wie kann man nur so unliebenswürdig sein!“
„Meinst du, er sei eifersüchtig?“
Nichts wäre Caterina lieber gewesen, doch sein Verhalten auf der Heimfahrt sprach nicht dafür. Er hatte sich in die äußerste Ecke der Kutsche gesetzt und war die ganze Fahrt über dort geblieben. Sie hatte das Gefühl, er spielte ein Spiel, das sie wegen ihrer mangelnden Erfahrung nicht durchschauen konnte. „Nein“, hauchte sie, „ich glaube nicht.“
„Sag, soll ich vielleicht Hannah für ein paar Tage einladen?“
„Oh ja, das wäre schön.“
„Übrigens hast du gestern wunderbar gesungen. Ich hätte nicht gedacht, dass deine Stimme so hervorragend ist, wenn du vorträgst. Wir müssen das fördern, Liebes.“
„Dank dem neuen Gesangslehrer, Tante Amelie. Er lehrt mich gerade die richtige Atmung. Daran muss ich noch arbeiten.“
„Und das tust du?“
„Ja, sicher. Sag, hat Lord Seton …?“
Amelie lächelte. „Er ließ dich beim Zuhören nicht aus den Augen“, sagte sie. „Komm, trink aus und kleide dich an.“
Amelie zog sich in ihren Arbeitsraum zurück und versuchte sich auf ihre Malerei zu konzentrieren, doch ständig wanderten ihre Gedanken zum vergangenen Abend. Dass sie sich wegen Hannah eine Blöße gegeben hatte, nagte immer noch an ihr. Wenn sie auch nicht wusste, wieso es ihr etwas ausmachen sollte, wenn Lord Elyot an Hannah interessiert wäre, fühlte sie aber anscheinend gar nicht so anders als Caterina. Offensichtlich war es den Brüdern innerhalb kürzester Zeit gelungen, bei ihr und Caterina heftige Gefühlsverwirrungen auszulösen. Ich jedenfalls tue es nur für Caterina, sagte sie sich energisch. Nur für Caterina. Danach muss ein Ende sein. Trotzdem löste der Gedanke an die verheißungsvollen Andeutungen Lord Elyots tief in ihrem Innern ein erwartungsvolles Prickeln aus. Lange würde sie ihn
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