Skandal um Lady Amelie
dass wir einander behilflich sind.“ Doch als sie zwischen Küssen und Streicheln ungeschickt, mit zitternden Fingern, nach nicht vorhandenen Knöpfen und Halterungen tastete und nicht einmal die Enden seines Krawattentuchs fand, merkte er, dass die Geheimnisse männlicher Bekleidung für sie völlig unbekannt waren. Ah, dachte er, so hat sie das hier noch nie getan.
Er zog sie zu einem Stuhl beim Kamin und drückte sie sanft darauf nieder, dann öffnete er langsam, Stück für Stück, seine Kleidung, deren jedes Teil sie ihm schüchtern, als wäre sie unsicher, was darunter zum Vorschein kommen werde, auszog und zur Seite legte, bis er schließlich fast nackt vor ihr kniete. Das Feuer warf seinen warmen Schein über seine kraftvolle Gestalt, die sie – wie er vermutete – in stummer Bewunderung mit der des wesentlich älteren Mannes verglich, den einzig sie je in diesem Zustand gesehen haben konnte.
Er konnte nicht wissen, dass sie nie in ihrem Leben einen beinahe nackten lebenden, atmenden Mann von Nahem gesehen hatte – einen Mann mit weicher, dunkler Behaarung von der Brust bis zum Nabel. Und er konnte nicht wissen, dass dieser fesselnde Anblick ihr Wellen der Erregung durch den Leib jagte. Nie zuvor hatte sie derartige Intimität gekannt, und nun besiegte die Neugier ihre natürliche Scheu, sodass sie erst mit einer, dann mit beiden Händen seinen Nacken umfing, sanft forschend seine Schultern streichelte und unter der glatten Haut die harten Muskeln ertastete. Dem sanften Druck ihrer Hände nachgebend, neigte er sich ihr entgegen, und instinktiv tat sie das Gleiche, bis sich ihre Lippen trafen und sie mit allen Sinnen seinen Duft in sich aufnahm.
Endlich löste er sich von ihr und sagte leise, heiser: „Dreh dich um.“
Sie empfand es eher als einen Befehl denn eine Bitte, und obwohl sie die Häkchen ihrer Robe nicht hätte allein lösen können, zögerte sie doch bei der Vorstellung, dass ein Mann das tun sollte.
„Amelie“, bat er sanft, denn er vermutete, dass auch diese Erfahrung neu für sie war.
Langsam wandte sie ihm den Rücken zu, klammerte sich aber wie Halt suchend an die Lehne des Stuhls, während er geschickt die Häkchen öffnete. Offensichtlich wusste er genau, wie man mit dem komplizierten Gerüst eines in das Mieder des Kleides eingearbeiteten Korsetts zurechtkam. Solange sie so starr verharrte, konnte er ihr allerdings das Kleid nicht abstreifen, doch sie vermochte sich nur schwer durchzuringen, sich ihm nackt zu zeigen.
Wieder sagte er zärtlich: „Amelie.“ Sacht umfing er ihre Taille und drückte einen Kuss auf ihren Nacken. Die seidige Haut unter seinen Lippen war weich wie Rosenblätter. „Komm, Liebste, dreh dich zu mir um.“
Als sie sich endlich umwandte, wirkte sie, umwogt vom glänzenden Grün der Seide, mit glitzernden Diamantensplittern bestickt, wie eine exotische Blüte, die sich aus taubenetztem Blätterwerk erhob. Beide schwiegen lange, er gebannt, beinahe trunken von ihrer Schönheit, sie, bis sie ihre Unsicherheit überwunden hatte. Dann sank sie langsam in seine Arme, und er zog sie mit sich nieder auf den weichen Teppich, wo er sich an sie schmiegte und jedes Fleckchen ihrer Haut mit leidenschaftlichen Küssen bedeckte, bis ihr schwindelte und sie sich hilflos an ihn klammerte.
Mit raschem Griff löste er das Band aus ihrem Haar und wühlte seine Hände in die dichten, dunklen Locken, die sie beide wie ein seidiger Schleier einhüllten. Haut an Haut geschmiegt, umfingen sie einander, und es schien, als ob keine Zeit bliebe für die langsame Verführung, die er ihr versprochen, denn das Feuer, das er in ihr entfacht hatte, loderte zu heiß, und Amelie wusste nach all den erwartungsvollen Jahren nicht, ob es sie verbrennen werde.
Geschickt führte er sie, verlockte sie, sich fallen zu lassen, sich in ihren Gefühlen zu verlieren. Und obwohl er nichts von ihr erwartete, drängte es sie, seine Schultern, die schlanken Hüften und das muskulöse Gesäß zu erforschen. Er küsste sie, küsste ihren Mund, ihre Kehle, ihre Brüste, und sie ließ ihn gewähren und spürte, wie ihr Körper vor Verlangen nach ihm pochte, und seine liebkosende Zunge steigerte ihre Lust ins Unendliche. Sanft streichelte er ihre Schenkel, doch als er seine Hand höher schob, umfing Amelie wortlos sein Handgelenk und wehrte ihn ab. Geduldig wartete er, küsste und liebkoste sie abermals, bis sie ihm nachgab und unter seinen Zärtlichkeiten aufkeuchte. „Mylord … was … was soll ich
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