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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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und Titel zu verschaffen. Immer waren es die Mütter. Wie gut er das wusste!
    Vage regte sich eine Erinnerung in seinem Unterbewusstsein; gefesselt betrachtete er das Porträt, dann die lebendige Schönheit an seiner Seite, deren Gesicht halb unter dem herrlichen Haar verborgen war. Er musste daran denken, wie er, ein Kind noch, im Haus seiner Eltern eine äußerst bemerkenswerte Frau gesehen und zum ersten Mal wahre Schönheit als solche erkannt hatte. Damals ließ ihn das sehr rasch reifen und die Wirkung einer solchen Schönheit auf andere Menschen wahrnehmen.
    Aber warum sollte ihn das Gemälde daran erinnern? Wodurch wurde diese verschwommene Erinnerung ausgelöst? Und an wen erinnerte sie ihn? Amelies Familie kam aus Manchester, eine Verbindung wäre höchst unwahrscheinlich. Ob Lord Dysart etwas darüber wusste? Der musste etwa so alt wie Chester sein. Nun, es konnte nicht schaden, sich bei ihm zu erkundigen. Vielleicht war ihm Näheres über die Familie bekannt. Er sah sich nach seiner Kleidung um, beugte sich aus dem Bett und fischte seine Leibwäsche vom Boden. Bei dem ersten stürmischen Liebesakt war sie offensichtlich unter ihre sich windenden Leiber geraten. Auf dem feinen weißen Leinen war deutlich ein blutroter Fleck zu sehen. Das war also der Beweis für seine Vermutung! Nun, dieses Teil würde die Wäscherin jedenfalls nicht zu sehen bekommen.

7. KAPITEL

    Amelies Mutter, die selige Mrs. Anne Carr, die allen Pflichten einer Mutter aufs Bewundernswerteste nachgekommen war, hatte insoweit gefehlt, als sie nie den Mut aufbrachte, ihrer Tochter genau zu erläutern, welche Erwartungen ihr Gatte an sie stellen werde. So präzise und bis aufs Haar sie auch jede Formalität im gesellschaftlichen Umgang erläuterte, schwieg sie sich doch über das Mysterium des Ehebettes aus und erklärte nur, dass Amelie ihrem Gemahl in jeder Hinsicht zu Gefallen sein müsse.
    Natürlich kam das Mädchen im Laufe ihres Heranwachsens zu dem Schluss, dass zur Zeugung von Nachkommen jeglicher Spezies beide Geschlechter vonnöten waren. Der genaue Vorgang der Angelegenheit blieb ihr jedoch verborgen, und leider irrte die liebe Mrs. Carr mit ihrer Annahme, Sir Josiah würde ihr diese Aufgabe abnehmen. Selbst als aus Amelies Ehe kein Nachwuchs hervorging, fragte Mrs. Carr nicht nach oder bot einen Rat an, sondern empfahl nur eine Reise in die Schweiz, da der Klimawechsel manchmal Wunder wirke.
    Folglich fand Amelie, in Anbetracht ihrer erschreckenden Unwissenheit sei ihre erste Liebesnacht bemerkenswert gut verlaufen. So gut sogar, dass ihre vorherige Furcht vor dem Akt sich in etwas wie Unersättlichkeit zu verwandeln drohte. Das vor Lord Elyot zu verbergen, fiel ihr unglaublich schwer, nachdem sie seine Art der Schuldeneintreibung genossen hatte. Doch nun ging es für sie um mehr, als nur eine Schuld zu begleichen; nun waren Gefühle im Spiel. Und da er sie noch immer in der Hand hatte, nahm sie die Rolle der Märtyrerin angesichts ihrer wenig angenehmen Lage begeistert auf sich. Ich tue es nur für Caterina, sagte sie sich wiederholt, während sie sich insgeheim fragte, wen sie damit eigentlich täuschen wollte.
    Sie hatte keine Vorstellung davon, wie Lord Elyot über diese sich vertiefende Beziehung dachte, da er sie bisher weder nach ihren Gefühlen gefragt noch seine eigenen kundgetan hatte. Allerdings war von einem Mann wie ihm kaum zu erwarten, dass er von Liebe sprach, noch konnte sie ihm ihre eigenen Gefühle offenbaren, da sie ihn damit nur in Verlegenheit bringen würde. Abgesehen davon würde sie sich nur noch verwundbarer machen – und außerdem wäre das alles in ein paar Monaten sowieso irrelevant.
    Durch Dritte, vorzüglich durch Tamworth, hatte sie Näheres über seine Vergangenheit erfahren. Er war Captain im Regiment des Prinzen of Wales gewesen. Mehrere seiner verheirateten Freunde waren im Kampf gegen Napoleons Armee gefallen, und unter anderem mochten seine Erfahrungen bei der Armee vielleicht mit dazu beitragen, dass er bisher einer festen Bindung ausgewichen war. Seine Mätressen waren stets Damen der Gesellschaft, erfahrene Frauen, die auf gut aussehende, reiche, möglichst interessante Liebhaber aus waren und derer er stets nach ein paar Wochen überdrüssig wurde. Noch nie jedenfalls, sagte Tamworth, hatte er um eine Frau angehalten.
    Nein, dachte Amelie, noch wird er sie erpresst haben.
    Diese Sache wurmte sie ziemlich, denn seit dem Konzert war ihr klar, dass ihre Verfehlung nicht so schwer wog,

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