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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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kam und sie entsetzt betrachtete. In ihrem Zustand hätte sie es vorgezogen, Lord Elyot nicht begegnen zu müssen. Nun würde er wissen wollen, warum sie keine Begleitung mitgenommen hatte, und sie war nach ihrem Missgeschick nicht in der Stimmung, Erklärungen abzugeben.
    „Was ist passiert?“, fragte er. „Sind Sie verletzt?“
    „Kaum der Rede wert“, sagte sie. „Das Pferd ist draußen vor der Tür. Es lahmt. Jemand soll es in den Stall bringen und versorgen …“ Sie stöhnte. „Ah, ich muss mich setzen.“
    Sie hatte noch nicht ganz ausgesprochen, als Elyot sie auch schon aufhob und so fest gegen seine Brust drückte, dass ihr jeder Protest in der Kehle stecken blieb.
    „Setzen Sie mich ab“, verlangte sie. „Es war nur ein kleiner Sturz. Nichts ist passiert.“
    „Niemand hat Sie heimbegleitet?“
    „Nein; natürlich bot man es an, aber ich hielt es nicht für nötig. Es dämmerte ja noch nicht einmal.“
    „Und vermutlich nahmen Sie eine Abkürzung!“
    Lord Elyot benachrichtigte die Haushälterin, während Amelie sich mithilfe ihrer Zofe des beschmutzten Kleides entledigte. Lise behandelte auch ihre Prellungen und steckte ihre Herrin dann in einen warmen Hausmantel. Anschließend führte Lord Elyot seine ein wenig angeschlagene Dame in das Boudoir neben ihrem Schlafzimmer, bettete sie dort auf ein Sofa und hüllte ihre Beine in ein wollenes Plaid.
    Halb spaßend grollte sie: „Wie sieht das aus? So gebrechlich bin ich nicht.“
    „Du wirst in nicht allzu ferner Zukunft noch viel gebrechlicher sein, wenn du weiterhin ohne Begleitung durch unbekanntes Gelände reitest. Hast das Pferd über einen Zaun gejagt, was?“
    „Es war ein Graben, von Weitem völlig harmlos, nur war er leider breiter, als er aussah. Wie hätte ich das wissen sollen?“
    „Ja, wie wohl?“, sagte er spöttisch. „Hat das Pferd auch nicht hingeschaut?“
    „Das feige Tier hat im letzten Moment abgedreht.“
    „Vernünftig! Vermutlich hat es für dich mitgedacht.“
    „Ja, aber dadurch verlor ich das Gleichgewicht, stürzte aus dem Sattel und die schlammige Böschung hinunter. Und das Pferd verletzte sich am Bein, sodass ich es am Zügel nach Hause führen musste.“
    „Du warst doch in Kew. Wieso hat Sir Joseph Banks dich überhaupt unbegleitet heimreiten lassen? Übrigens hättest du wenigstens Caterina mitnehmen können, oder durchaus auch mich.“
    „Wozu das, wenn du an Pflanzen nicht interessiert bist? Caterina konnte ich nicht einmal dazu überreden, sich Sir Josephs Vortrag über seine Reise mit Captain Cook anzuhören. Und Pagoden und Gewächshäuser zu besichtigen … sie hätte sich zu Tode gelangweilt.“
    „Und wie kommst du darauf, dass meine geistigen Fähigkeiten denen Miss Chesters gleichkommen? Sie mag ja glauben, dass die Banksia so heißt, weil sie unter Bänken wächst, aber ich weiß es besser.“
    Ungläubig starrte Amelie ihn an. „Was weißt du über die Banksia ?“
    „Meine Liebe! Dass ihre Heimat Australien ist, dass sie mit einer Unterart in Afrika verwandt ist und dass sie auch im Treibhaus meines Vaters wächst. Zugegeben, nicht übermäßig üppig, aber immerhin …“
    Nach dieser Eröffnung klang Amelie gedämpfter. „Du hast mir das Treibhaus deines Vaters nie gezeigt. Und ich wusste nicht, dass du …“
    „Du weißt eine Menge nicht. Aber du hättest nur fragen müssen.“
    „Ich dachte … nun … dass …“
    „Dass es wegen unseres etwas ungewöhnlichen Arrangements unsinnig ist, mehr als das Allernötigste herauszufinden? Nun, mit den aufregenden Eröffnungen, mit denen du von Zeit zu Zeit aufwartest, kann ich nicht mithalten, den einen oder anderen bescheidenen Beitrag könnte ich allerdings schon leisten. Dann müsstest du dich allerdings etwas weniger rar machen. Könnte es vielleicht sein, dass du mir aus dem Weg gehst?“
    „Nicht absichtlich.“
    „Dann unabsichtlich absichtlich.“
    „Aber nein, Sie missverstehen mich bewusst, Mylord.“
    „Ganz recht, meine Anbetungswürdige. Ich kann nicht widerstehen, dich zu necken. Ah, ehe wir noch weitere Übereinstimmungen finden – was ich kaum verkraften könnte –, muss ich ein heikles Thema ansprechen.“ Er warf einen Blick zur Tür. „Miss Chester kann uns doch nicht stören?“
    In diesem Augenblick wurden sie unterbrochen, denn die Tür öffnete sich, und Mr. Killigrew trat ein, ein Tablett balancierend. „Mrs. Braithwaite meint, Mylady müsse sich schonen und solle heute besser nicht zum Dinner

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