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Skandal um Lady Amelie

Skandal um Lady Amelie

Titel: Skandal um Lady Amelie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Landon
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neuen Butler beschieden, Ihre Ladyschaft weile auf Einladung des Parkdirektors Sir Joseph Banks in Kew, um die Gewächshäuser zu besichtigen, und Miss Chester sei mit Mr. Tamworth Elwick ausgefahren.
    „Sie heißen?“, fragte Lord Elyot, den großen, breitschultrigen Mann musternd, dessen ganze Haltung Autorität ausdrückte.
    „Killigrew, Mylord.“
    „Sie leben sich gut ein?“
    „Danke, Mylord, sehr gut.“
    „Sehr schön. Wenn Sie Ihrer Ladyschaft ausrichten wollen, dass ich nach dem Dinner noch einmal vorsprechen werde.“
    „Sehr wohl, Mylord. Heute Abend?“
    „Ja, heute Abend.“
    „Sehr wohl, Mylord.“ Ohne auch nur mit der Wimper zu zucken, zog Killigrew sich zurück.
    „Scheinen beide recht gefragt zu sein“, meinte Lord Seton, während er seinen Sitz in dem Phaeton einnahm und sein Bruder nach den Zügeln griff. „Jetzt sind wir schon zum dritten Mal vergebens gekommen.“
    Elyots Miene blieb ausdruckslos. Mit gekonntem Peitschenschnalzen trieb er das exquisite Gespann an, doch wer ihn kannte, sah, dass er verärgert war.
    „Weicht Lady Chester dir aus?“
    „Sehr wahrscheinlich“, sagte Nicholas, vorgeblich gelangweilt. „Ich werde es schon erfahren. Unglücklicherweise
    muss ich in Kürze nach London.“
    „Ah. Wegen Vater?“
    „Und Mutter. Sie wollen von mir persönlich hören, wie meine Pläne aussehen. Hätte ich nur nicht geschrieben. Richmond gerade jetzt zu verlassen kommt mir sehr ungelegen. Mehr als ungelegen sogar.“
    „Soll ich mit ihnen reden?“
    „Himmel, Seton, nein! Du wirst hier unbedingt gebraucht. Weißt du, wenn du nicht aufpasst, wird Tam dir dieses Mädchen abspenstig machen.“ Als sein Bruder nicht antwortete, fragte er: „Oder ist dir das egal?“
    „Ehrlich gesagt nicht. Vor allem, weil Tam ein unreifer Angeber ist; nicht ganz sauber, wenn du mich fragst. Sie ist immer noch ein kleines Mädchen vom Lande, das glaubt, es könnte unbeschadet mit ihm flirten. Und er nutzt das aus. Wenn sie nicht auf der Hut ist, wird sie bis zum Hals in Schwierigkeiten stecken, und all unsere Anstrengungen waren für die Katz. Jetzt ist sie auch noch ohne Begleitung mit ihm ausgefahren, der Himmel weiß, wohin! Dass Lady Chester das zulässt! Man müsste sie warnen!“
    „Lady Chester hält ihn für einen albernen Dandy, der sich stärker um ihre Nichte bemüht als du.“
    „Und was denkst du? Du kennst ihn besser als ich. Mag sein, dass er sich stärker bemüht, aber nur, weil er anderes im Sinn hat als ich. Er ist ein prinzipienloser kleiner Lump, Nick. Jemand müsste ihn von seinem hohen Ross holen, doch bestimmt wird es nicht dieses hübsche Füllen sein.“
    „Meinst du nicht, sie ermutigt ihn nur, um dich zu ärgern?“
    „Ja, sicher, weil es ihr nicht passt, von mir am Zügel genommen zu werden. Tam lässt sie glauben, dass sie einfach großartig ist, und ihr Triumph letzte Woche hat sie vollends übermütig gemacht. Na, sie nahm uns aber auch im Sturm! Allerdings wird es ihrem Ehrgeiz nicht gut bekommen, wenn sie sich mit Tam einlässt, was?“
    „Stimmt. Und leider können wir Hannah auch nicht bitten, Miss Chester zu hüten; sie hält ihren Bruder für unfehlbar.“
    „Nicht nur sie, die ganze Familie! Sein Vater müsste ihm eine Beschäftigung verschaffen. Hätte ihn besser auf die Militärakademie geschickt.“
    „Oder ihm gleich ein Offizierspatent eingekauft. Jetzt ist es zu spät. Aber man könnte die Grand Tour durch Europa vorschlagen. Soll er sich auf dem Kontinent die Hörner abstoßen. Ach, was soll’s! Als ob es mich interessierte!“ Elyot lächelte grimmig. „Tut’s wohl nicht, außer du möchtest, dass ich seinem Vater etwas stecke. Er wäre der Einzige, der Tam auch gern von hinten sähe. Und ich werde ‚Tante Amelie‘ einen Wink geben, wenn ich auch nicht weiß, ob sie ihn ebenso bereitwillig aufnimmt.“
    „Oh, warum?“
    „Weil unsere Beziehung gerade in eine interessante Phase eingetreten ist. Alles, was ich vorschlage, betrachtet sie als Kampfansage, und wir einigen uns erst nach ewigen Streitereien. Amüsant, aber zeitraubend.“
    „Vermutlich willst du deswegen über Nacht bleiben?“
    „Sicher. Wie soll ich sonst die Zügel in der Hand behalten?“
    Erschöpft, humpelnd und schlammbespritzt, mit fehlendem Hut und zerrissenem Reitkleid erklomm Amelie die Stufen zum Haus und trat in die Halle, wo sie auf den ersten Blick Handschuhe und Reitgerte eines gewissen Herrn entdeckte, desselben, der eben hastig die Treppe hinabgeeilt

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