Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
gesehen zu haben, verebbte die Konversation völlig.
Um die Mittagszeit war sie zu Tode erschöpft und halb verhungert. Es ärgerte und frustrierte sie, gleich am ersten Tag zu schwächeln, doch dann beschloss sie spontan, dass jeder eine Pause brauchte, und lud die anderen zum Lunch ein.
„Normalerweise essen wir unsere mitgebrachten Sandwiches“, sagte Mariana schüchtern, doch Natalia wedelte jeden Einwand lässig beiseite.
„Euch steht doch eine offizielle Mittagspause zu, oder nicht?“
„Ja, aber …“
„Damit ist alles geklärt“, entschied die neue Praktikantin. „Warum hinterlassen wir Mr Jackson nicht einfach eine Nachricht?“
Ben war zu einem Geschäftstermin verschwunden, worüber Natalia nur froh war, da sie sich so wenigstens für eine Weile vor seinen sarkastischen Bemerkungen sicher fühlte.
Nachdem Francesca pflichtschuldigst eine Notiz verfasst hatte, führte Natalia ihre Kollegen in eines ihrer Lieblingsrestaurants aus: eine kleine italienische Trattoria in der Altstadt, die von außen unscheinbar wirkte, aber in der man mindestens sechs Monate im Voraus Plätze bestellen musste. Glücklicherweise war für die Prinzessin von Santina dauerhaft einer der besten Tische reserviert.
„Sucht aus, worauf ihr Lust habt“, ermunterte Natalia ihre etwas befangenen Kollegen, mit denen sie inzwischen bereits per Du war, und orderte im Vorfeld eine nette Flasche Wein. Kurz darauf, sie hob gerade das Glas zum Toast, erschien eine hohe Gestalt in der Tür und verdarb ihr schlagartig die gute Laune.
Ben Jackson! Und seine finstere Miene verhieß nichts Gutes.
„Leisten Sie uns doch Gesellschaft“, forderte sie ihn sonnig auf, als er vor ihrem Tisch stand. „Ich wollte gerade einen Trinkspruch anbringen.“
„Was für eine Überraschung“, knurrte er sarkastisch. „Lassen Sie sich von mir bloß nicht abhalten.“ Mit gezwungenem Lächeln und eisigem Blick akzeptierte er sogar das angebotene Glas Wein.
„Nun denn, auf einen gelungenen ersten Arbeitstag“, sagte Natalia eine Spur trotzig und leerte ihr Glas in einem Zug, nachdem sie mit allen angestoßen hatte. Sie spürte Bens durchdringenden Blick und atmete erst auf, als er sich unverhofft auf dem freien Platz neben ihr niederließ.
„Müsste es nicht heißen: Auf den ersten Morgen des Praktikums ?“, fragte er trocken. Er war ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte.
Natalia unterdrückte ein Schaudern und warf ihrem Boss einen koketten Seitenblick zu. „Wie immer Sie es auch nennen wollen“, gurrte sie. „Hauptsache, wir stoßen miteinander an.“
„Also dann … Cheers “, murmelte Ben, ohne sie aus den Augen zu lassen.
Nachdem Natalia sich ihre Lieblingsspeisen bestellt hatte, musste sie schnell feststellen, dass sie trotz ihres knurrenden Magens kaum einen Bissen herunterbekam. Das lag natürlich allein an Bens beunruhigender Anwesenheit. Selbst in dem faden Businessanzug wirkte er so unglaublich maskulin und selbstsicher, dass sie unbeholfen mit ihrer Gabel hantierte, als halte sie das erste Mal Besteck in der Hand.
Was hatte sie nur zu der Annahme verleitet, Ben Jackson wäre ein langweiliger Stockfisch?
Als der beflissene Kellner ihnen Pistazien-Cannelloni zum Dessert servierte, sah Ben auf seine Uhr. „So köstlich das alles auch aussieht, Euer Hoheit , komme ich nicht umhin festzustellen, dass die Lunch-Zeit längst überschritten ist. Und im Büro wartet eine Menge Arbeit. Können Sie den Nachtisch bitte einpacken?“, wandte er sich lächelnd an den Ober, während seine Augen dunkle Blitze in Natalias Richtung schossen.
Errötend senkte sie den Blick und biss sich auf die Lippe. Ihr Hochgefühl war längst verschwunden. Sie fühlte sich wie ein gescholtenes Kind. Okay, vielleicht hatte sie die Mittagspause ein wenig überzogen, aber musste ihr Boss gleich dermaßen überreagieren?
Eine ziemlich kleinlaute Gruppe verließ kurz darauf das Restaurant und trottete stumm zum Büro zurück.
Natalia war schon wieder am Fotokopierer, als Ben sie ansprach: „Natalia, kommen Sie bitte kurz in mein Büro?“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, dafür hob sich ihr Magen. „Selbstverständlich.“
Hoheitsvoll segelte sie an Ben vorbei in sein privates Heiligtum. Das Einschnappen der Tür hörte sich für sie an wie ein Gefängnisschloss.
„Was für eine Showeinlage“, stellte er milde, aber mit stählernem Unterton fest.
„Es war nur ein Lunch.“
„Vielleicht in Ihrer Welt, Prinzessin
Weitere Kostenlose Bücher