Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
ist für mich normal.“
Bens dunkle Brauen schossen nach oben. „Wirklich?“
„Warum wollten Sie mich unbedingt hier haben, wenn Sie so wenig von mir halten?“, fragte Natalia gleichermaßen gekränkt wie gereizt. „Um mir eine Lektion zu erteilen oder weil ich tatsächlich helfen soll? Denn dann hätten sie mich wohl kaum in Gegenwart Ihrer Mitarbeiter derart vorgeführt und mich in dieser herablassenden Art mit Prinzessin angesprochen.“
Überrascht sah sie so etwas wie Reue oder Scham in seinem Blick aufflackern. „Ich behandle Sie nicht anders als jeden anderen hier, Prin… Natalia.“
„Mit Respekt und Liebenswürdigkeit also …“, murmelte sie in feiner Ironie.
Erneut wetterleuchtete es in den dunklen Augen, und Natalia gratulierte sich innerlich zu ihrer Taktik. Bei ihrem letzten Treffen mochte er sie nicht in ihrer besten Verfassung gesehen haben, doch ab sofort würde sie die Marschrichtung vorgeben. Unbefangen nahm sie auf einem bequem wirkenden Sessel Platz und schaute um sich. „Wie lange existiert dieses Büro eigentlich schon?“, fragte sie interessiert.
Der abrupte Themenwechsel schien Ben zu irritieren, doch er fing sich schnell wieder. „Etwa sechs Wochen.“
„Und Sie waren die ganze Zeit über vor Ort?“ Hätte er ihr dann nicht längst über den Weg laufen müssen?
„Nein, ich bin erst seit ein paar Tagen auf der Insel und werde nach London zurückkehren, wenn das Camp fest etabliert ist.“
„Was für ein glücklicher Zufall, dass Ihre Schwester nun mit dem zukünftigen König von Santina verlobt ist“, konnte Natalia sich doch nicht verkneifen.
„Eher Schicksal als Zufall, würde ich sagen. Als Alex in London war, habe ich mich mit ihm getroffen, um über dieses Camp zu sprechen. Bei der Gelegenheit hat er Allegra kennengelernt.“
„Und ihr auf der Stelle einen Antrag gemacht.“
„Unser Treffen liegt mehrere Monate zurück“, erklärte Ben kühl. „Danach haben Sie sich offenbar öfter verabredet. Außerdem … wenn es der oder die Richtige ist, weiß man es eben“, endete er schulterzuckend.
Offenbar ließ er keine Zweifel an einem Mitglied seiner Familie zu. Bewundernswert loyal und nahezu rührend, dachte Natalia spöttisch.
„Man weiß es eben?“, wiederholte sie gedehnt. „Sprechen Sie etwa von Liebe ?“
Seine Miene blieb völlig ausdruckslos. „Offensichtlich glauben Sie nicht daran.“
„Sie etwa?“
„Meine Gefühle stehen nicht zur Debatte. Und Sie sind zum Arbeiten hier, nicht zum Klatschen.“
„Okay, verstanden.“ Dass er ihr nicht geantwortet hatte, enttäuschte Natalia ein wenig, was sie wiederum ärgerte. Denn warum sollte es sie überhaupt interessieren, was Ben Jackson über die wahre, große Liebe dachte. Sie selbst glaubte nicht daran. Jedenfalls nicht, wenn sie an die frostig zivilisierte Beziehung zwischen ihren Eltern dachte – oder an Carlottas Herz, auf dem ein arroganter, selbstsüchtiger Diplomat rücksichtslos herumgetrampelt hatte.
Ganz zu schweigen von ihrer eigenen verrückten Idee, eine wahre Romanze zu erleben. Danach hatte sie das Thema Liebe ad acta gelegt und war unendlich erleichtert gewesen, als auch ihre Verlobung scheiterte.
Ben erhob sich, und Natalia folgte seinem Beispiel. „Francesca wird Ihnen Ihre Aufgaben hier im Büro zeigen“, erklärte er nüchtern. „Ab nächster Woche, wenn der Campbetrieb startet, sind Sie direkt mir unterstellt.“
„Ganz wie Sie wünschen … Ben.“
„Das ist wahrlich Musik in meinen Ohren“, murmelte ihr Boss mit der Andeutung eines Lächelns und geleitete sie zur Tür.
Die ersten Stunden des erzwungenen freiwilligen Praktikums verstrichen zu Natalias Erleichterung schneller als befürchtet. Francesca versorgte sie mit einem großen Stapel von Papieren, die vervielfältigt werden sollten, und den modernen Kopierer zu bedienen, erwies sich zwar als knifflig, aber machbar. Nicht einmal die Monotonie der Arbeit störte Natalia, weil sie durch die Anwesenheit ihrer Kollegen und deren lebhaften Austausch über aktuelle Filme und Bücher immer wieder unterbrochen wurde.
Als es um Ferienpläne für den bevorstehenden Sommer ging, steuerte auch sie ihren Teil dazu bei. Allerdings ließ ihre Eröffnung, auf der Privatjacht von Freunden zwischen den Kykladen im Ägäischen Meer zu kreuzen, die anderen vorübergehend verstummen. Nachdem sie auch noch erwähnte, einen von den anderen mit Spannung erwarteten Kinofilm bereits anlässlich der Weltpremiere in Cannes
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