Skandal um Prinzessin Natalia (Julia) (German Edition)
zurück.
Natalia war gerade dabei, ihr Kleid vom letzten Charity-Ball zu beschreiben, der im elterlichen Palast stattgefunden hatte, als Ben überraschend zurückkehrte.
„Über und über mit echten Perlen bestickt …“, schilderte sie in dramatischem Ton, „… und dadurch natürlich schwer wie Blei! Ich habe beim Tanzen bestimmt zwei Kilo verloren und …“
„Kann ich Sie in meinem Büro sprechen, Prinzessin ?“
Schon wieder?
„Aber sicher“, sagte sie leichthin und versuchte, ihren Puls zu kontrollieren, der bei Bens Anblick alarmierend in die Höhe geschossen war. „Zweimal an einem Tag ein Tête-à-Tête mit dem Boss … ich Glückliche!“
„Das wird sich noch herausstellen“, knurrte Ben und ließ sie vorgehen.
Nachdem er die Tür geschlossen hatte, lehnte er sich mit verschränkten Armen dagegen und betrachtete sinnend seine widerborstige Praktikantin. „Macht es Ihnen wirklich Spaß, im Schneckentempo zu arbeiten und dabei auch noch die anderen von ihren Pflichten abzuhalten, Prinzessin ?“
„Eigentlich will ich damit nur Sie auf die Palme bringen, Mr Jackson . Was mir außerordentlichen Spaß macht, wenn Sie schon danach fragen“, konterte Natalia.
„Wollen Sie das den ganzen Monat durchhalten?“
„Keine Ahnung. Sollte es mich irgendwann langweilen, werde ich meine Taktik vermutlich ändern.“ Unter seinem brütenden Blick schob sie ihr Kinn herausfordernd nach vorn.
Er lachte hart auf. „Sie sind wirklich erstaunlich …“
„Danke.“
„Das war nicht als Kompliment gemeint.“
„Ich werde es trotzdem als solches verbuchen.“
Diesmal klang sein Lachen aufrichtig amüsiert. „Jetzt mal ernsthaft, Natalia …“
„Sie wollen wirklich ernsthaft mit mir reden?“
„Ich weiß, dass es gegen Ihre Natur ist.“
„Aber sicher …“
Ben seufzte. „Das wird ein ziemlich langer Monat, wenn wir in diesem Stil weitermachen“, gab er zu bedenken.
Darauf lächelte Natalia nur schwach und zuckte mit den Schultern. Und ihre Ratlosigkeit war nicht einmal gespielt. Wie hätte sie ihm auch erklären können, dass sie nicht extra gebummelt, sondern bei der Ablage der Kopien aufrichtig das Beste gegeben hatte, zu dem sie fähig war.
„Ich kann sogar verstehen, dass Sie mir etwas heimzahlen wollen“, sagte er versöhnlich. „Und vielleicht habe ich es ja auch verdient.“
„Und ob!“
„Schon gut, Natalia , gewähren Sie mir eine Atempause! Und zum Wohl der Kinder sollten wir beide wirklich …“
„Das Wohl der Kinder hängt also von der Geschwindigkeit ab, in der ich die Unterlagen sortiere?“
Einen Moment sah es so aus, als wollte er ihr die nächste Lektion erteilen, doch dann schien er sich anders zu besinnen. „Sie verstehen mich schon.“
Natalia spürte einen seltsamen Stich im Herzen, den sie vorsichtshalber ignorierte. Nur nicht weichkochen lassen! ermahnte sie sich. „Wie gesagt, im Notfall muss ich meine Taktik eben ändern. Ich langweile mich nämlich sehr schnell.“
Ben betrachtete sie mit gerunzelter Stirn und fragte sich, warum er ihr die demonstrative Coolness nicht abnahm. Er wurde den Eindruck nicht los, dass Prinzessin Natalia von Santina irgendetwas Wesentliches vor ihm zu verbergen suchte. Aber warum sollte jemand, dem die ganze Welt zu Füßen lag, ihn anlügen?
„Ist das alles, Boss ?“
„Für den Augenblick ja.“
Mit einem neckischen Salut zog Natalia sich vom Fechtboden zurück und atmete erst aus, als sie wieder am Kopierer stand. Für ihren Geschmack war Ben viel zu scharfsinnig und einfühlsam.
Ben starrte noch minutenlang auf die Tür, die sich hinter Natalia geschlossen hatte.
Verdammt! Warum ging ihm diese Frau nur derart unter die Haut? Viel mehr, als er es je erwartet hatte oder es gebrauchen konnte! Sie ärgerte, frustrierte und belebte ihn auf eine Art und Weise wie niemand zuvor. Jemandem so nahezukommen, bedeutete, seine Selbstkontrolle zu gefährden, und dieses Risiko wollte er auf keinen Fall eingehen. Drei Ehen seines umtriebigen Vaters und der Kummer seiner Mutter, jedes Mal, wenn er sie wieder betrog, waren abschreckendes Beispiel genug.
Und trotzdem hatte Natalia es geschafft, seinen eisernen Abwehrpanzer anzukratzen. Schon beim ersten Kennenlernen, am Abend des Verlobungsballs im Palast, hatte sie ihn mit ihrer Hochnäsigkeit und den unablässigen Sticheleien provoziert. Ihre Andeutung, dass seine Familie meilenweit unter ihrer stand, traf ihn an einer empfindlichen Stelle und weckte heiße Rachegefühle.
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