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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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ließ ihn in das Mieder ihres blaßblauen Morgenkleids mit der hochangesetzten Taille gleiten. Ein Blick auf die große Standuhr zeigte ihr, daß es an der Zeit war, sich wieder an die Arbeit zu machen. Es gab noch so viel zu tun, ehe sie fortging, um sich mit den Angehörigen des Literarischen Zirkels zu treffen, der jeden Donnerstagnachmittag tagte.
    Emily fand das letzte Ablehnungsschreiben des Verlegers erst, als sie den Stapel Korrespondenz zur Hälfte erledigt hatte. Sie erkannte das Schreiben augenblicklich, da sie schon eine ganze Menge anderer ebensolcher Schreiben bekommen hatte. Mr. Pount, ein Mann, der offensichtlich intellektuell beschränkt und abgestumpft und ohne Zartgefühl war, fand ihre Poesie ganz und gar nicht sehr ergreifend.
    Aber irgendwie schwächte die Neuigkeit, daß S. A. Traherne sich bald in der Nachbarschaft aufhalten würde, die Niederlage ungemein ab.
    »Verdammt, ich verstehe einfach nicht, wieso Sie ein Treffen des hiesigen Literarischen Zirkels besuchen wollen, Blade.« Lord Gillinghams zottige Augenbrauen zogen sich hoch, als er seinen Gast musterte.
    Er und Simon standen auf dem Platz vor der Villa der Gillinghams und warteten darauf, daß die Pferde gebracht wurden.
    »Ich dachte mir, das könnte amüsant sein.« Simon schlug leicht mit der Reitpeitsche gegen seinen Stiefel. Er wurde jetzt ungeduldig, da es nur noch wenige Minuten dauern würde, bis er Miss Emily Faringdon begegnete.
    »Amüsant? Sie sind ein seltsamer Kerl, Blade, das ist doch wahr, oder nicht? Es sei denn, das liegt an all den Jahren, die Sie im Osten verbracht haben. Es taugt nichts, wenn man zu lange unter Fremden lebt, sage ich. Da kommt ein Mann auf seltsame Gedanken.«
    »Aber mein Vermögen habe ich auch daher«, rief ihm Simon trocken ins Gedächtnis zurück.
    »Tja, das ist wohl nur zu wahr.« Gillingham räusperte sich und wechselte das Thema. »Ich habe den Misses Inglebright gesagt, daß Sie kommen werden. Ich kann mir denken, daß Sie ihnen mehr als willkommen sind, aber ich sollte Sie warnen: Dieser Zirkel ist nichts weiter als ein Haufen von alternden Jungfern, die einmal in der Woche Zusammenkommen und in den höchsten Tönen von einer Handvoll von verdammten Dichtern schwärmen. Frauen haben einen sehr, sehr starken Hang zu dieser Form von romantischem Quatsch, verstehen Sie.«
    »Das habe ich auch schon gehört. Dennoch bin ich neugierig darauf, wie sich die Landbevölkerung heutzutage unterhält.«
    »Tun Sie doch, was Sie nicht lassen können. Ich werde mit Ihnen zum Rose Cottage rüberreiten und Sie dort einführen, aber danach sind Sie auf sich gestellt. Es stört Sie doch nicht, wenn ich mich nicht dort rumtreibe, oder?«
    »Nein, natürlich nicht«, murmelte Simon, als ein Stallknecht die Pferde brachte. »Schließlich stammt diese seltsame Idee von mir, und ich bin durchaus darauf vorbereitet, mit den Folgen fertig zu werden.«
    Simon schwang sich leichtfüßig in den Sattel und ritt neben seinem Gastgeber die Auffahrt hinunter. Die Vorfreude und die Sorge steigerten sich, und seine Erwartungshaltung nagte an ihm. Er rang um Selbstbeherrschung, denn schließlich brüstete er sich damit, in dem Punkt eisern zu sein.
    Simon hegte kaum Zweifel daran, daß er den Misses Inglebright und der Truppe der dichterlesenden alten Jungfern willkommen sein würde. Es mochte zwar sein, daß er in dem Sinne, der durch Lord Byron, Ashbrook und andere in Mode gekommen war, nicht gut aussah, aber schließlich war er ein Earl.
    Diese schlichte Tatsache konnte, wie Simon nur zu gut wußte, in Verbindung mit seinem gewaltigen Reichtum und seinem Einfluß durchaus eine Vielzahl von Unzulänglichkeiten in der optischen Erscheinung eines Mannes wettmachen, aber auch eine Vielzahl an Sünden, Fehlurteilen und diversen charakterlichen Mängeln.
    Die Damen des Literarischen Zirkels am Donnerstagnachmittag waren zweifellos begeistert gewesen, als sie gehört hatten, daß der Earl of Blade ihren bescheidenen Salon zu beehren wünschte.
    Das Rose Cottage stellte sich als wahrhaft bescheiden heraus. Es war ein kleines Häuschen, das nicht weit vom Ort entfernt über einen schmalen Pfad zu erreichen war. Das Haus selbst war von einem winzigen Rosengarten umgeben.
    Zwei kleine grauhaarige Frauen unbestimmbaren Alters standen am Tor und begrüßten drei andere Frauen, die gerade eben zu Fuß eingetroffen waren. Gegen die Kälte waren sie alle in abgetragene alte Umhänge und Mäntel mit Pelzbesatz gehüllt, die

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