Skandal
versichert sein, daß diese Hochzeit termingerecht zustande kommen wird.«
»Hören Sie«, sagte Devlin, »Charles und ich sind Männer von Welt. Uns halten Sie nicht zum Narren, Blade. Sie führen etwas im Schilde, und wir wissen es. Wir haben die ganze Geschichte gründlich durchdacht, und wir sind zu dem Schluß gekommen, daß es nur einen einzigen Grund gibt, aus dem Sie den Wunsch haben könnten, Emily zu heiraten.«
»Und was wäre dieser Grund...?« erkundigte sich Simon zurückhaltend.
Charles reckte sein Kinn herausfordernd in die Luft. »Sie haben begriffen, daß Sie Ihnen an der Börse ein Vermögen machen kann. Auf die Art kriegen Sie alles auf einmal, stimmt’s? St. Clair Hall, Ihre Rache an Vater und die Verheißung auf ein zweites Vermögen, das Sie an der Börse zusätzlich zu Ihrem jetzigen machen werden.«
»Sie haben vor, unsere Schwester auf eine äußerst prinzipienlose Art zu mißbrauchen«, verkündete Devlin. »Und sie, das arme Ding, ist so dumm und so romantisch gesonnen, daß sie keinen Schimmer von Ihren wahren Absichten hat.«
Simon dachte kurz darüber nach. »Wie kommen Sie auf den Gedanken, daß ich Ihre Schwester nicht nur einfach deshalb heirate, weil ich sie sehr ins Herz geschlossen habe und der Überzeugung bin, daß sie eine ausgezeichnete Ehefrau abgeben wird?«
»Reden Sie keinen Unsinn, Blade«, fauchte Devlin. »Sie sind nicht in sie verliebt. Nur die Verheißung, daß sie Ihnen ein zweites Vermögen erwirtschaften wird, konnte Sie dazu bringen, den Skandal in ihrer Vergangenheit zu übersehen.«
»Das ist verdammt wahr. Wir sind keine Dummköpfe, verstehen Sie. Sie könnten etwas weit Besseres haben und hätten es weiß Gott nicht nötig, eine alberne junge Frau zu heiraten, die sich selbst ruiniert hat«, fügte Charles in einem Ton hinzu, als redeten sie von Mann zu Mann. »Auch wenn wir es nicht ganz so genau nehmen, ist unsere Emily schadhafte Ware.«
Simon erhob sich träge und machte zwei Schritte, bis er vor
Charles stand. Er streckte die Hand aus, packte eine Faust voll von Charles’ makellos gebundenem Halstuch und riß den jüngeren Mann mit körperlicher Gewalt auf die Füße. Charles riß die Augen weit auf.
»Was zum Teufel...«
Der Rest seiner Bemerkung ging unter, als Simon mit den geschmeidigen Bewegungen der alten Kampfkünste, die er im Osten erlernt hatte, eine schnelle Drehung machte. Er wußte, daß seine unorthodoxen und potentiell tödlichen Methoden die meisten jungen Kerle aus der Fassung gebracht hätten, die in Gentleman Jackson’s Akademie das Boxen lernten. Noch größere Verblüffung hätten bei ihnen die ausgefeilten Techniken ausgelöst, geistige Disziplin und Selbstbeherrschung einzustudieren, die die Mönche ihn gleichzeitig mit den körperlichen Fertigkeiten gelehrt hatten.
Charles wirbelte gefährlich dem Kamin entgegen. Der junge Faringdon knallte gegen den Sims und stieß mit dem Kinn an den schwarzen Marmor. Mit einem bestürzten Blick in den ansprechenden Augen sackte Charles langsam auf dem Teppich zusammen.
»Gütiger Gott, Sir.« Devlin sprang auf die Füße und ging einen Schritt auf seinen Bruder zu. »Was haben Sie ihm getan?«
Simon fing Devlin mitten in der Bewegung ab und schickte ihn hinter seinem Bruder her, ließ ihn schmählich durch die Luft fliegen. Devlin traf gegen die Wand, krümmte sich mit einem erstickten Aufschrei und blieb dann neben Charles auf dem Boden liegen.
Die beiden Brüder waren benommen und außer sich vor Wut, als sie Simon finster ansahen und um Fassung rangen.
»Und wofür war das, Sie verfluchter Mistkerl?« zischte Devlin, als er sich wankend aufstellte.
»Natürlich dafür, daß Sie Ihre Schwester beleidigt haben. Was dachten Sie denn, wofür sonst?« Simon überprüfte zerstreut den Sitz seines Halstuchs. Es war immer noch perfekt gebunden. »Ich glaube allerdings, es war auch dafür, daß Sie es vor fünf Jahren unterlassen haben, Ashbrook zum Duell herauszufordern, denn das wäre das mindeste gewesen, was Sie hätten tun müssen.«
»Emily wollte nicht, daß wir es tun«, murrte Charles und rieb sich das Kinn, als er zu einem Stuhl wankte und sich schwer darauf niederfallen ließ. »Sie hat gesagt, die ganze Geschichte sei ebensosehr ihre Schuld wie seine. Sie hat uns erzählt, Ashbrook würde eines Tages ein ganz großer Dichter werden, und wir sollten die Welt nicht eines enormen Talents berauben.«
»Emily hätte man dazu gar nichts sagen lassen dürfen.« Simon sah den
Weitere Kostenlose Bücher