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Skandal

Titel: Skandal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Quick
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über das Meer abtransportiert. Vom heutigen Abend an würde sie ausschließlich ihrem Ehemann gehören. Sie würde keine Faringdon mehr sein. Simon war entschlossen, dafür zu sorgen, daß keiner der restlichen Faringdons diesen Umstand je vergaß.
    Mit der Hand auf dem Türgriff sah sich Simon in dem Schlafzimmer um, das früher einmal sein Vater für sich beansprucht hatte. Eine enorme Hochstimmung wogte über ihn hinweg. Die St. Clair
    Hall und alles, was dazugehörte, war wieder einmal in den Händen eines Traherne.
    »Sei versichert, daß ich es nicht in der Form verlieren werde, in der du es verloren hast, Vater«, gelobte Simon dem Geist, der jetzt nur noch in seinem Hinterkopf lungerte.
    Dreiundzwanzig Jahre waren eine lange Wartezeit, aber das war es wert gewesen. Und die Rache begann gerade erst. Zuzusehen, wie die Faringdons unausweichlich in eine finanzielle Katastrophe schlitterten, würde ebenso befriedigend sein, wie die St. Clair Hall heute wieder an sich zu bringen.
    Simon öffnete die Tür noch weiter und trat in das abgedunkelte Schlafzimmer, das an seines grenzte.
    »Emily? Warum hast du deiner Zofe nicht gesagt, daß sie eine Kerze brennen lassen soll? Bist du schüchtern, Liebes?« Simon trat näher und wartete, bis sich seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. »Dafür besteht kein Anlaß. Wir beide, du und ich, kommunizieren doch schließlich auf einer höheren Ebene, oder hast du das vergessen?«
    Er blieb am Fußende des Bettes mit dem Betthimmel stehen und zog eine finstere Miene, als ihm klar wurde, daß sich unter den Decken kein rotschöpfiger Kobold befand.
    »Emily?«
    Dann sah er den Brief, der zusammengefaltet auf dem Kissen lag. Sorge durchzuckte ihn. Simon ging um das Bett herum und griff eilig nach dem Blatt Papier. Er nahm es mit zur offenen Tür, um es in dem Licht zu lesen, das aus seinem Schlafzimmer hereinfiel.
    Mein liebster Simon,
    wenn Du diesen Brief jetzt findest, dann liegt es daran, daß Du Dich verpflichtet gefühlt hast, die ehelichen Pflichten eines Mannes auszuüben. Wie sehr es Dir doch ähnlich sieht, Dich dem Diktat von Ehre und Verantwortung
    selbst dann zu beugen, wenn Deine persönlichen Neigungen andersgeartet sind! Aber ich glaube Dir, daß das absolut nicht notwendig ist.
    Sei bitte versichert, daß ich keinerlei Absicht habe, Dich heute nacht oder in irgendeiner anderen Nacht mit meiner überschwenglichen Leidenschaft zu belasten, jedenfalls nicht, solange Du nicht in der Lage bist, wahre Gefühle wie Zuneigung oder Liebe für mich zu empfinden. Ich bin durchaus darauf vorbereitet, so lange wie nötig zu warten, selbst dann, wenn es Jahre dauern sollte.
    Deine Dich liebende Frau
    »Verdammt und zum Teufel.« Simon zerknitterte das Schreiben in seiner Hand. Dann verzog ein klägliches Lächeln seinen Mund und löste die aufflackernde Gereiztheit ab. Nun, er hatte schließlich gewußt, daß seine Hochzeitsnacht garantiert aus dem Rahmen fallen würde. Das war regelrecht vorhersehbar gewesen. Kobolde waren ein unberechenbares Volk.
    Er fragte sich, wo man sich wohl am besten verstecken könnte, und dann fiel ihm wieder ein, daß dieser spezielle Kobold zweifellos gerade heute nacht mehr denn je der Versuchung nicht würde widerstehen können, das Tagebuch vollzuschreiben.
    Simon ging in den dunklen Gang hinaus und machte sich auf den Weg zur Treppe. Es war sehr still und ruhig im Haus. Außer ihm und Emily waren nur die Dienstboten da, und die hatten sich schon vor langer Zeit zurückgezogen.
    Simon hatte sich geweigert, seinen frisch angeheirateten Verwandten zu erlauben, auch nur noch eine einzige Nacht unter seinem Dach zu verbringen. Die drei Faringdons waren unterrichtet worden, sie würden sich nach der Trauungszeremonie augenblicklich andere Unterkünfte suchen müssen. Simon interessierte sich nicht besonders dafür, wo sie den Abend verbrachten. Er hatte je-doch den Eindruck, daß sie alle nach London aufgebrochen waren, und das paßte ihm gut in den Kram. Je eher sie in die Spielhöllen zurückkehrten, desto eher würden sie in die Katastrophe schlittern.
    Als er auf den untersten Stufen stand, sah Simon einen Lichtschein unter der geschlossenen Tür der Bibliothek schimmern. Er grinste ein wenig. Es war gar nicht allzu schwierig, eine Ehefrau aufzuspüren, die sich einem entzog.
    Simon öffnete die Tür zur Bibliothek und betrat den Raum. Emily, die hinter dem großen Schreibtisch saß, schrieb wie eine Wilde in ein Buch mit festem Einband.

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