Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
Kanisterausguss, bis er sich mit Benzin vollgesogen hatte, und zog ihn dann wieder so weit heraus, dass ein Ende noch im Innern des Kanisters hing. Der Stoff bildete eine einfache Lunte. Womit musste er rechnen, wenn er das Benzin anzündete? Alex glaubte, dass die Explosion stark genug sein würde, um die Aufmerksamkeit aller Personen an Bord zu erregen, aber nicht stark genug, um Menschen zu töten oder das Schiff zu versenken. Hoffte er jedenfalls, schon deshalb, weil er ja selbst noch an Bord war.
Alex holte das Streichholzheftchen aus der Tasche, mit dem er im Café gespielt hatte. Er riss ein Streichholz an, wobei er die Flamme mit den Händen gegen den Wind schützte, dann zündete er das ganze Heftchen an und hielt die Flamme an den Stoff, der einmal sein T-Shirt gewesen war. Die Flammen züngelten langsam an dem Stofffetzen empor.
Alex rannte zur Salonkabine zurück. Von drinnen war noch immer die Stimme des Händlers zu hören.
»Ich glaube, ich gönne mir noch ein Glas. Köstlich, wirklich ganz exquisit. Und dann, fürchte ich, muss ich mich von Ihnen verabschieden. Ich habe noch viel zu erledigen.«
Alex warf einen Blick in den Salon. Der Händler stand an einem Tisch und goss sich ein zweites Glas Wein ein. Alex schaute zum Heck zurück. Niemand war zu sehen. Aber es war auch nichts passiert. Warum war der Kanister nicht explodiert? Hatte der Wind die Lunte ausgeblasen?
Dann krachte es. Ein riesiger Pilz aus Feuer und schwarzem Rauch schoss vom Heck in die Höhe und wurde sofort vom Wind mit sich gerissen. Jemand schrie. Alex sah, dass das Benzin über das ganze Deck verspritzt wa r – und dass überall kleine Feuer loderten. Das Sonnendach über seinem Kopf stand ebenfalls in Flammen. Und auch die Kisten, die unter der Persenning aufgestapelt worden waren. Mehrere Stimmen schrien durcheinander. Schritte klapperten in Richtung Hinterdeck. Höchste Zeit, aktiv zu werden.
»Schau nach, was da los ist!«, hörte er den scharfen Befehl des Händlers durch das Fenster.
Eine Sekunde später stürzte der Matrose heraus und verschwand um die andere Seite der Kabine. Jetzt befanden sich nur noch der Händler und Turner im Salon. Alex wartete ein paar Sekunden, dann trat er durch die Tür und fasste gleichzeitig in seine Tasche. Turner bemerkte ihn noch vor dem Händler und riss erstaunt die Augen auf. Der Händler drehte sich um. Alex sah, dass er sein Glas auf den Tisch gestellt hatte und jetzt die Pistole in der Hand hielt. Einen Augenblick lang bewegte sich niemand. Der Händler sah nur einen vierzehnjährigen Jungen vor sich, barfuß und mit nacktem Oberkörper. Offensichtlich kam er nicht auf die Idee, dass dieser Junge ihm gefährlich werden könnte. Alex nützte diese Sekunde des Zögerns aus.
Er hob den Arm, das Handy fest im Griff. Bevor er in den Salon getreten war, hatte er zweimal die Neun eingetippt. Jetzt drückte er zum dritten Mal den Finger auf die Taste und zielte mit dem Handy auf den Händler.
»Für Sie!«, sagte er.
Das Telefon vibrierte in seiner Hand, am Oberteil öffnete sich ein winziger Spalt und geräuschlos schoss eine glänzende Nadel heraus. Sie flog quer durch die Kabine und traf den Händler mitten in die Brust. Der Händler reagierte schnell und schwang bereits die Pistole in Alex’ Richtung, als ihn die Nadel traf. Doch eine Sekunde später verdrehte er die Augen und brach zusammen. Alex sprang über ihn hinweg, griff nach einem Messer, das auf dem Tisch lag, und trat hinter Turners Stuhl.
»Was zum Teufe l …?«, begann der CIA-Agent. Alex sah, dass er nur leicht verletzt war, aber seine Laune schien trotzdem nicht besser geworden zu sein. Jetzt starrte er vom Handy zu dem bewusstlos auf dem Boden liegenden Händler. »Was hast du mit ihm gemacht?«, fragte er.
»Hab ihm nur eine SMS geschickt«, gab Alex zurück, während er die Klebestreifen durchschnitt, mit denen Turner gefesselt war.
Turner sprang auf, griff sofort nach der Pistole, die dem Händler aus der Hand gefallen war, und überprüfte sie mit einer geübten Bewegung. Sie war geladen. »Was ist passiert?«, wollte er wissen. »Ich hab eine Explosion gehört!«
»Ja. Das war ich. Ich hab die Jacht in Brand gesteckt.«
» Was?«
»Ich hab die Jacht in Brand gesteckt.«
»Aber wir sind doch auch auf der Jacht!«
»Ist mir inzwischen auch schon klar geworden.«
Bevor Alex noch mehr sagen konnte, wirbelte Turner herum, ging plötzlich in Kampfstellung, Beine leicht gespreizt, die Arme erhoben, beide
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