Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
weiteren Details aus seinem angeblichen Leben, doch dann versiegte das Gespräch. Sie wollten nichts über sein richtiges Leben in England wissen, nichts über seine Freunde und nichts darüber, wie er in die Welt der Spione und des MI6 hineingestolpert war. Sie schienen sich absolut gar nicht für ihn zu interessieren.
Die Skateboarder ruhten sich aus. Sie lümmelten auf dem Bohlenweg eines Anlegestegs herum und tranken Cola. Tom Turner blickte auf die Uhr. »Ich muss los«, murmelte er.
»Okay. Ich bleibe bei dem Kind«, sagte Troy.
»In höchstens zwanzig Minuten bin ich wieder da.« Turner stand auf, dann schlug er sich plötzlich mit der Hand gegen die Stirn. »Verdammt! Ich hab vergessen, dem Händler ein Geburtstagsgeschenk zu kaufen!«
»Das macht ihm bestimmt nichts aus«, sagte Troy. »Sag ihm einfach, dass du es im Hotel vergessen hast.«
»Meinst du wirklich?«
»Bestimmt, Turner. Lade ihn einfach mal zum Abendessen ein. Das wird ihm bestimmt gefallen.«
Turner grinste. »Gute Idee.«
»Mach’s gut«, sagte Alex.
Als Turner davonging, bemerkte Alex einen Mann in einem grellbunten Hawaiihemd und weißen Hosen, der sich aus der entgegengesetzten Richtung näherte. Sein Gesicht war nicht zu erkennen, denn er trug eine Sonnenbrille und einen breitkrempigen Strohhut. Aber irgendwann musste der Mann in einen furchtbaren Unfall verwickelt gewesen sein, denn er zog seine Beine seltsam verkrümmt hinter sich her und seine Arme hingen leblos an ihm herab. Einen Augenblick lang befand er sich gleichauf mit Turner auf dem Gehweg, aber Turner bemerkte ihn nicht. Dann war der Mann, der sich überraschend schnell bewegte, verschwunden.
Alex und Troy verfolgten Turner mit den Augen, als er auf dem Kai zur Mayfair Lady hinausging. Am Ende des Kais befand sich eine Gangway, die zum Hauptdeck der Jacht führte. Zwei Männer von der Besatzung rollten Nachschub über die Gangway auf die Jacht. Sie waren gerade mit ihrer Arbeit fertig, als sich Turner näherte. Er unterhielt sich kurz mit ihnen. Einer der Männer deutete in Richtung des Salons. Turner ging die Rampe hinauf und verschwand an Bord.
»Was passiert jetzt?«, fragte Alex.
»Wir warten.«
Ungefähr eine Viertelstunde lang passierte nichts. Alex versuchte ein paarmal, mit Troy ins Gespräch zu kommen, aber sie konzentrierte sich vollständig auf die Jacht und gab keine Antwort. Er fragte sich, welche Beziehung wohl zwischen Turner und Troy bestand. Sie kannten sich offensichtlich sehr gut und Byrne hatte ihm auch gesagt, dass die beiden Agenten schon gemeinsame Einsätze hinter sich hatten. Beide zeigten zwar keinerlei Emotionen, aber er fragte sich trotzdem, ob die beiden vielleicht nicht doch mehr als Kollegen waren.
Plötzlich richtete sich Troy in ihrem Stuhl auf. Alex folgte ihrem Blick zur Jacht. Aus dem Schornstein stieg Rauch auf; offenbar waren die Motoren angeworfen worden. Die beiden Matrosen, mit denen sich Turner am Kai kurz unterhalten hatte, standen an der Gangway; einer machte die Leinen los und sprang an Bord. Der andere blieb am Kai zurück, wandte sich um und ging davon. Langsam legte die Mayfair Lady von ihrem Liegeplatz ab.
»Da ist was schiefgelaufen«, flüsterte Troy entsetzt, wie zu sich selbst.
»Warum glaubst du das?«, fragte Alex.
Ihr Kopf fuhr zu ihm herum, als erinnerte sie sich jetzt erst daran, dass Alex noch da war. »Das sollte ein ganz kurzes Gespräch sein, zehn Minuten vielleicht. Tom hatte nicht vor, irgendwohin mitzufahren.«
Tom. Das war das erste Mal, dass sie Turners Vornamen gebrauchte.
»Vielleicht hat er es sich anders überlegt«, meinte Alex. »Kann ja sein, dass ihn der Händler zu einer kleinen Rundfahrt eingeladen hat.«
»Tom wäre nicht mitgefahren. Nicht ohne mich. Nicht ohne Sicherung durch einen anderen Agenten. Das wäre gegen die Vorschriften.«
»Aber dan n …«
»Seine Deckung ist aufgeflogen.« Troys Gesicht war plötzlich aschfahl geworden. »Sie müssen herausgefunden haben, dass er ein Geheimagent ist. Und jetzt fahren sie mit ihm auf das Meer hinau s …«
Sie war aufgestanden, stand aber bewegungslos am Tisch, unschlüssig und wie gelähmt. Das Schiff entfernte sich langsam und anmutig vom Kai. Schon ragte es zur Hälfte über das Ende der Kaimauer hinaus. Selbst wenn sie jetzt mit höchster Geschwindigkeit losgerannt wäre, hätte sie die Jacht nicht mehr erreichen können.
»Was hast du vor?«, fragte Alex hastig.
»Ich weiß nich t …«
»Wollen sie ih n …?«
»Wenn
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