Skeleton Key: Alex Riders Dritter Fall
»Und du wirst auch verstehen, dass mein Sohn mit vierzehn Jahren für Wodka ein wenig zu jung ist.«
»Ich habe meinen ersten Wodka schon mit zwölf getrunken«, widersprach der Präsident.
Das überraschte Alex in keiner Weise.
Kirijenko hob sein Glas: » Na zdarovie! «, rief er laut. Das war so ziemlich der einzige russische Ausdruck, den Alex kannte: Zum Wohl!
» Na zdarovie! « , stimmten die übrigen Gäste in den Toast ein.
Wie auf Kommando setzten alle gleichzeitig das Glas an die Lippen und kippten in bester russischer Tradition den eisgekühlten Wodka hinunter.
Sarow wandte sich an Alex. »Jetzt geht es los«, sagte er ruhig.
Einer der Leibwächter des Präsidenten zeigte zuerst eine Reaktion. Er hatte gerade nach einer Kaviarschale gegriffen, als plötzlich seine Hand zu zucken anfing. Gabel und Schale fielen krachend auf den Tisch. Alle Köpfe drehten sich zu ihm. Eine Sekunde später fiel ein Mann am anderen Tischende nach vorn, schlug mit dem Kopf auf dem Tisch auf und sein Stuhl kippte unter ihm weg. Starr vor Schreck beobachtete Alex die Szene, die dann folgte. Fast alle anderen Personen am Tisch zeigten jetzt ähnliche Reaktionen. Einer fiel rückwärts und riss die Tischdecke mit sich, sodass Gläser und Bestecke auf seinen Schoß prasselten. Mehrere Gäste sanken einfach in ihren Stühlen in sich zusammen. Einem der Leibwächter gelang es noch, auf die Beine zu kommen und unter seiner Jacke nach der Waffe zu fummeln, aber dann wurde sein Blick glasig und er brach zusammen. Boris Kirijenko hielt sich am längsten. Er war aufgestanden und schwankte wie ein tödlich getroffener Bulle. Offenbar war ihm noch bewusst geworden, dass er verraten worden war, denn seine Hände waren zu Fäusten geballt, als wolle er den Mann niederschlagen, der das alles getan hatte. Doch dann sank er schwer auf seinen Stuhl zurück, der unter seinem Gewicht umkippte. Der Präsident schlug auf dem Boden auf.
Sarow murmelte ein paar Worte auf Russisch.
»Was haben Sie getan?«, schrie Alex mit sich überschlagender Stimme. »Sind si e …?«
»Sie sind nur betäubt, nicht tot«, sagte Sarow gelassen. »Natürlich werden wir sie töten müssen. Aber jetzt noch nicht.«
»Was haben Sie vor?«, schrie Alex außer sich. »Was wollen Sie denn noch tun?«
»Wir haben eine lange Reise vor uns«, sagte Sarow. »Ich erzähle es dir, wenn wir unterwegs sind.«
D as gesamte Gelände war jetzt von Scheinwerfern hell erleuchtet. Männe r – vom Wachpersonal, aber auch Machetero s – rannten hin und her. Alex trug noch immer die Kleider, die er für das Abendessen angelegt hatte. Sarow hingegen hatte seine dunkelgrüne Militäruniform angezogen, doch ohne Orden und Medaillen. Eine der schwarzen Limousinen wartete mit laufendem Motor vor dem Haus. Conrad saß am Steuer eines Militärlastwagens. Zwei Wächter tauchten am Haupteingang der Casa d’Oro auf, und im selben Augenblick schienen alle mitten in ihren Bewegungen zu erstarren. Die beiden Männer stiegen langsam und vorsichtig die Haupttreppe herab. Sie trugen einen schweren Gegenstand zwischen sich.
Es war eine silberne Kiste, ungefähr von der Größe eines Spinds in einem Sportstadion. Alex konnte erkennen, dass die obere Seite aus glattem Metall bestand, während an einer anderen Seite Drehschalter und Schaltknöpfe angebracht waren. Zudem befand sich dort ein Mechanismus, der wie der Kartenschlitz an einem Bankautomaten aussah. Sarow beobachtete die beiden Männer aufmerksam, als sie die Kiste in den Lastwagen luden. Auch alle Übrigen starrten gebannt auf die Szene, als seien die beiden Männer soeben mit der Reliquie eines Heiligen aus einer Kirche gekommen. Aber Alex wusste, dass nichts Heiliges in der Kiste war. Er wusste sehr genau, was darin war. Dafür brauchte er keinen Geigerzähler.
Die Kiste war die Atombombe.
»Alex?« Sarow hielt ihm einladend die Tür der Limousine auf. Benommen stieg Alex ein. Ihm war klar, dass jetzt die letzte Phase dieser absurden Geschichte begann. Sarow hatte seine Karten aufgedeckt und eine Serie von Ereignissen in Bewegung gesetzt, die niemand mehr aufhalten konnte. Aber selbst jetzt, in der Endphase, hatte Alex immer noch keinen blassen Schimmer, was der General mit der Atombombe vorhatte.
Sarow setzte sich neben ihn. Ein Fahrer stieg ein und sie fuhren los; Conrad folgte mit dem Lastwagen. Im letzten Augenblick, bevor sie die Schranke am Eingangstor hinter sich ließen, warf Sarow einen kurzen Blick zurück. Alex sah
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