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Skelett

Titel: Skelett Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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helfen? Den sollten Sie bei der Kälte draußen unbedingt anziehen.«
    Die junge Frau wirkte nicht im Mindesten verlegen. Während sie Tweed ihren Mantel gab, musterte sie ihn neugierig aus großen grünen Augen. Er hielt ihr den Mantel und wartete, bis sie hineingeschlüpft war. Dann drückte er für sie noch auf den Aufzugknopf, bevor er zu Paula zurückkehrte.
    »Ist es nicht ein bisschen früh am Tag, um den Kavalier zu spielen?«, neckte ihn Paula, nachdem die Frau mit dem Lift verschwunden war.
    »Gutes Benehmen kennt keine Tageszeiten«, entgegnete Tweed und betätigte schließlich den Klingelknopf.
    Sie mussten lange warten, bis die Tür aufging. Greystoke - nur in Hose und Weste - blinzelte sie fragend an. Das Hemd stand am Kragen offen, und er hatte eine intensive Whiskyfahne.
    »Was wollen Sie von mir?«, herrschte er Tweed ungehalten an. »Ich kann mich nicht erinnern, Ihnen einen Termin gegeben zu haben.«
    »Wer wegen vierfachen Mordes ermittelt, braucht keinen Termin«, sagte Tweed und zeigte ihm seinen SIS-Ausweis.
    »Tweed«, las Greystoke von dem Ausweis ab. »Haben wir uns nicht schon mal irgendwo gesehen? Ach ja, richtig, Sie waren ja neulich mit Lucinda im Santorini’s. Ich habe Erkundigungen über Sie eingezogen. Die junge Dame an Ihrer Seite dürfte dann wohl Petula Grey sein.«
    »Paula Grey«, verbesserte sie ihn. »Dürfen wir hereinkommen?«
    »Wenn es unbedingt sein muss …«
    Greystoke ließ die beiden herein und führte sie in einen großen Raum, der wie eine Mischung aus Wohn- und Arbeitszimmer aussah. Auf einem großen Schreibtisch an der Wand stand jede Menge jener Technik, die Tweed eher mied: ein hochmoderner Computer, Modem, Faxgerät, Scanner, schnurloses Telefon. An der Wand über dem Schreibtisch war ein großer Flachbildschirm befestigt.
    Im wohnlicheren Teil des Zimmers sah Paula eine Ledercouch, deren Kissen ziemlich derangiert wirkten. Davor stand ein niedriger Beistelltisch, auf dem sich eine Wasserkaraffe, eine Flasche mit bestem Scotch sowie ein fast leer getrunkenes Glas befanden. In der Küche, in die man durch eine halb offen stehende Tür hineinsehen konnte, entdeckte Paula auf der Spüle ein zweites Glas mit deutlichen Lippenstiftspuren am Rand.
    »Jetzt, wo Sie schon einmal hier eingedrungen sind, können Sie sich meinetwegen auch setzen«, sagte Greystoke ziemlich uncharmant.
    Schwankend ging er auf einen Sessel neben der Couch zu und ließ sich mit einem lang gezogenen Seufzer hineinplumpsen.
    »Was glotzen Sie eigentlich so?«, fragte er und folgte Paulas Blick. »Haben Sie noch nie eine Küche gesehen?«
    »Ich wollte mich nur vergewissern, dass wir auch allein sind«, sagte Paula höflich.
    »Sind wir, keine Sorge. Der Whisky steht noch auf dem Tisch, weil ich gerade eine Unterhaltung mit einem Geschäftspartner hatte.«
    Mit einer jungen blonden Frau, hätte Paula am liebsten gesagt, hielt jedoch den Mund.
    Greystoke wandte sich nun an Tweed. »Hätten Sie jetzt vielleicht die Güte, mir zu verraten, weshalb Sie hier sind?«
    »Ich ermittle in vier besonders brutalen Mordfällen«, sagte Tweed. »Alle Opfer wurden grauenvoll mit einem Messer verstümmelt. Der Mörder hat sie regelrecht zerstückelt und dann in Plastiktüten gesteckt.«
    Greystoke griff nach der Wasserkaraffe, füllte sein Glas, stürzte den Inhalt hinunter und wiederholte die Prozedur sofort noch einmal. Der ist wohl zu dem Schluss gekommen, dass er jetzt einen klaren Kopf benötigt, dachte Paula.
    »Das hört sich ja nach einem Wahnsinnigen an«, sagte Greystoke schließlich.
    »Wahnsinnig, wenn er im Blutrausch ist«, antwortete Tweed. »Ansonsten wirkt er vermutlich nach außen hin völlig normal.« Tweed beugte sich vor. »Aber jetzt zu etwas ganz anderem: Soviel ich weiß, ist Ihre Frau Lee seit mindestens drei Monaten verschwunden.«
    »Sie lebt ihr Leben, ich das meinige. Das ist für mich noch lange kein Grund, mir Sorgen zu machen.«
    »Mr Greystoke«, sagte Tweed mit ernster Stimme und rückte noch ein Stück näher an den Mann heran, »wir haben Grund zu der Annahme, dass es sich bei einer Leiche, die wir im Dartmoor gefunden haben, um die Ihrer Frau handelt.«
    »Lee? Das kann ich mir nicht vorstellen! Sind Sie sich da sicher?«
    »Sie konnte anhand eines Schmuckstücks identifiziert werden. Eine Zeugin hat es wiedererkannt.«
    »Wer ist diese Zeugin?« Greystoke goss mit zitternder Hand Whisky in sein Glas. »Jetzt brauche ich doch was Kräftigeres«, erklärte er und trank das

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