Skelett
abgehoben, um dann spurlos zu verschwinden. Die dabei angegebene Referenznummer lautete AB200017 X. Bisher ist es mir noch nicht gelungen, sie nachzuverfolgen.«
»Und wann ist das alles passiert?«, fragte Tweed.
»Die einzelnen Daten widersprechen sich zwar, aber es muss definitiv schon eine Weile her sein.«
»Laut Saafeld sind unsere vier Opfer vor drei, vier Monaten ermordet worden.« Tweed hielt es hinter seinem Schreibtisch nicht mehr aus und lief unruhig im Büro auf und ab. »Und wer sind diese Opfer? Zum einen die Wirtschaftsprüferin Christine Barton, deren Auftrageber wohl den Verdacht hegte, dass in der Firma etwas nicht mit rechten Dingen zuging …«
»Könnte das vielleicht Drago Volkanian gewesen sein, und zwar indem er aus dem Ausland operierte?«, sagte Paula.
»Gut möglich. Als zweites Opfer hätten wir dann den Detektiv John Jackson, der von Christines Schwester Anne angeheuert wurde, um die Verschwundene zu suchen. Und als Lee Charlton, eine Vertraute von Drago Volkanian, mitten in der Nacht in den Büroräumen von Gantia herumzuschnüffeln beginnt, wird auch sie brutal ermordet. Langsam rundet sich das Bild.«
»Was ich Ihnen noch sagen wollte«, meldete sich Keith Kent wieder zu Wort. »Diese Schriftstücke hier, die Paula in Christine Bartons Wohnung gefunden hat, sind übrigens keine Kopien, sondern Originale. Ich bezweifle, dass der Auftraggeber sie überhaupt jemals zu Gesicht bekommen hat.«
»Mit dem Auftraggeber meinen Sie wohl Drago Volkanian«, sagte Paula.
»Das wird immer wahrscheinlicher«, pflichtete Tweed ihr bei.
»Und was unternehmen wir jetzt?«, fragte sie.
»Wir müssen den Kreis der Verdächtigen noch weiter einschränken.« Tweed rannte noch immer wie ein Tiger im Käfig auf und ab. »Der Täter muss über genügend buchhalterische Kenntnisse verfügen, um derartige Transaktionen durchführen zu können.«
»Nicht unbedingt«, sagte Paula. »Es könnten ja auch zwei Leute zusammengearbeitet haben. Und der Mörder hat den Buchhalter danach möglicherweise umgebracht.«
»Das ist nicht von der Hand zu weisen. Wir sollten herausfinden, wer so dringend vierhundert Millionen Pfund gebraucht hat, um dafür zum Mörder zu werden. Da muss eine gewaltige Verzweiflung dahinterstecken. Und jeder, der ihm auf die Schliche kommen könnte, muss mit dem Tod rechnen.«
Kent sah auf seine Uhr und stand auf. »So, ich muss jetzt gehen. Meine anderen Kunden warten auf mich. Ich schicke Ihnen die Rechnung.«
»Tun Sie das«, sagte Tweed.
»Wird leider nicht billig werden. Ich habe mehrere Nächte durchgearbeitet.«
»Kein Problem, Keith. Ihre Arbeit ist jeden einzelnen Penny wert.«
»Leider ist es mit Pennys nicht getan«, feixte Kent. Er ging zu Paula, umarmte sie und gab ihr einen Kuss. »Weidmannsheil, Paula! Wie ich sehe, hat Tweed Witterung aufgenommen und kann es kaum erwarten, auf die Jagd zu gehen.«
Als er fort war, wiederholte Paula ihre schon zuvor gestellte Frage. »Also, was unternehmen wir jetzt?«
»Wir fahren wie vorgesehen zu Gantia«, antwortete Tweed. »Ich brauche einfach noch mehr Informationen von Larry.«
»Bevor Sie wieder verschwinden, muss ich Ihnen noch etwas sagen«, mischte Monica sich ein. »Professor Saafeld hat angerufen. Er wollte, dass Sie ihn zurückrufen, weil er Ihnen etwas Wichtiges zu sagen hat.«
»In Ordnung.«
Tweed hatte bereits seinen Mantel angezogen, ging aber noch einmal zurück zu seinem Schreibtisch, wo er sich auf die Kante setzte. Monica stellte die Verbindung her und legte das Gespräch dann auf Tweeds Apparat. Er nahm den Hörer ab.
»Hallo, Saafeld, hier Tweed«, meldete er sich. »Sie wollten mich sprechen?«
»Richtig. Es geht um das bisher noch unidentifizierte Skelett aus dem Schneemann.«
»Und?«
»Ich habe mir die Leiche heute noch mal angesehen«, erklärte der Pathologe. »Beim ersten Mal hat einer meiner Mitarbeiter den größten Teil der Untersuchung vorgenommen und dabei übersehen, dass das Opfer sich irgendwann einmal den Knöchel am rechten Fuß gebrochen hat. Ich bin mir ziemlich sicher, dass der Mann deutlich gehumpelt hat.«
»Verstehe. Das ist ein sehr wertvoller Hinweis. Haben Sie vielen Dank.«
»Warten Sie, das ist erst der Anfang. Ich habe nämlich noch etwas gefunden: eine winzige, völlig durchgeweichte Papierkugel unter dem rechten großen Zeh des Mannes. Zusammen mit einem Kollegen, der sich auf die Restauration von Papier spezialisiert hat, habe ich sie vorsichtig entfaltet,
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