Skelett
Browning auf dem Absatz herum.
»Erschießen Sie mich bitte nicht!« Es war Harry Butler, der mit einer Uzi-Maschinenpistole in der Hand das Cottage betrat. »Auch wenn ich es vielleicht verdient habe.«
»Was reden Sie da?«, sagte Paula. »Warum sollten Sie das verdient haben?«
»Weil ich mich auf der A355 von jemandem habe abdrängen lassen und Ihnen dann nicht mehr hinterhergekommen bin. Ich habe nicht gesehen, wo Sie abgebogen sind, und war fast schon in Amersham, bis ich gemerkt habe, dass ich Sie verloren habe. Als ich die Heel Lane dann schließlich doch noch gefunden habe, ist mir ein Motorradfahrer entgegengekommen, der wie ein vergifteter Affe in Richtung London gerast ist.« Jetzt erst bemerkte Butler die Einschusslöcher in der Tür. »He, was war denn hier los? Das ganze Cottage ist ja ein einziges Chaos.«
Als Tweed ihm erzählte, was vorgefallen war, machte Butler ein noch zerknirschteres Gesicht.
»Dieser verdammte Motorradfahrer muss mir die ganze Strecke von der Park Crescent aus hinterhergefahren sein. Bei dem dichten Verkehr ist er mir nur nicht aufgefallen. Damit habe ich mir nun wahrlich keine Lorbeeren verdient.«
»Nun hören Sie aber auf, Harry«, sagte Paula und nahm Butler in den Arm. »Sie haben uns bereits mehr als einmal das Leben gerettet. Sie können ja nicht rund um die Uhr den Schutzengel spielen.«
»Trotzdem macht mich die Vorstellung, dass Newman und Marler und Pete Nield jetzt halb London nach diesem Killer absuchen, richtiggehend wütend«, sagte Butler. »Wie heißt der Mistkerl noch mal?«
»Charmian«, antwortete Paula.
»Stimmt«, sagte Butler. »Also, er muss mit seinem Motorrad in der Park Crescent auf der Lauer gelegen und gesehen haben, wie Sie ins Auto gestiegen sind.«
»Klingt plausibel«, sagte Tweed. »Aber jetzt sollten wir hier Schluss machen und wieder zurückfahren. Paula hat gefunden, wonach ich gesucht habe.«
»Die anderen werden diesen Franzosen niemals finden«, meinte Butler, als sie das Cottage verließen.
Es war bereits weit nach Mitternacht, aber Marler streifte noch immer unermüdlich durch Soho. Obwohl er mit über einem Dutzend seiner Informanten gesprochen hatte, war er noch keinen Schritt weitergekommen. Keine der Damen hatte Charmian in Soho gesehen oder wusste irgendetwas über ihn.
Als Marler den nächsten schäbigen »Club« betrat, konnte er vor lauter Rauch fast nichts erkennen. Ein paar ziemlich mitgenommen aussehende Barmädchen hockten an den Resopaltischen und nippten der Form halber an Gläsern mit gefärbtem Wasser, während sie gelangweilt auf einen Freier warteten.
Ein unangenehmer Muskelprotz in Hemdsärmeln und Hosenträgern hielt Marler gleich hinter der Tür auf und sah ihn drohend an.
»Der Eintritt kostet fünfzig Mäuse, Freundchen.«
»Mag sein, aber nicht für mich«, erwiderte Marler mit ruhiger Stimme und hielt dem Mann seinen Ausweis unter die pockennarbige Nase. »Machen Sie keinen Ärger, sonst sorge ich dafür, dass dieser Schuppen für immer zugesperrt wird.«
Er ließ den Rausschmeißer stehen und sah sich in der verräucherten Spelunke um, bis er ein blondes Mädchen entdeckte, das halbwegs intelligent aussah. Er setzte sich neben sie. Sie taxierte zuerst seine Kleidung und seinen Gesichtsausdruck, ehe sie den Mund öffnete.
»’n Bulle bist du keiner, das seh ich dir an. Aber du könntest von der Special Branch kommen. Und du bist bestimmt nicht wegen mir da.«
»Richtig. Ich suche einen Mann, den ich nicht einmal beschreiben kann. Ich weiß nur, dass er noch nicht lange hier ist und sich eher bedeckt hält. Vermutlich spricht er Englisch, aber mit französischem Akzent. Und er fährt Motorrad, eine schwere Maschine, vermute ich mal. Irgendwas von so einem gehört?«
»Schon möglich, aber solche Infos kosten was. Ist nichts gegen dich, du gefällst mir. Aber ich muss auch von was leben.«
Marler griff in seine Hosentasche und zog vier Fünfzigpfundscheine heraus, die er schon vor dem Lokal vorsorglich dort hineingesteckt hatte. In einer Gegend wie dieser zeigte man lieber nicht, dass man eine Brieftasche mit sich trug. Die Blonde drückte ihre Zigarette in einem winzigen Aschenbecher aus und zündete sich gleich eine neue an.
»Das mit dem Akzent sagt mir was«, sagte sie und streckte ihm eine leere Handfläche hin. »Na, wie wär’s mit einer kleinen Aufmerksamkeit?«
»Nicht so schnell. Wenn Ihre Informationen wirklich etwas taugen, kriegen Sie alles, was ich in der Hand
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