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Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)

Titel: Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Jarratt
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gleich die Treppe rauf, wenn du sie nicht sehen willst. Ich bringe dir einen Kakao.«
    Charlie übte in seinem Zimmer Trompete, also legte ich mich aufs Bett und drehte meinen iPod voll auf, damit ich ihn nicht mehr hören musste. Manchmal hatte ich Angst vor mir selbst. Manchmal konnte ich es nicht mehr unterdrücken und wieder Mum und Dads »normale« Jenna sein, nicht mal, wenn ich zu Hause – und damit in Sicherheit – war. War denn überhaupt noch was von diesem normalen Mädchen übrig? Vielleicht hatte das Ding in mir es aufgefressen. Vielleicht spielte ich dieses Mädchen nur noch.
    Vor dem Unfall träumte ich immer davon, einen Jungen kennenzulernen, der kein Interesse an Lindsay oder einem Mädchen wie ihr hatte. Er sollte nur mich wollen. Ein verrückter Gedanke, denn alle Jungs flogen auf Lindsay. Sie konnte jeden um den Finger wickeln. Ich beobachtete, wie sie es machte – hin- und hergerissen zwischen Bewunderung und Eifersucht, so würde ich niemals sein. Als sie ein Auge auf den reichen und unerreichbaren Steven Carlisle geworfen hatte, kriegte sie sogar den rum. Aber der Junge aus meinen Träumen interessierte sich nur für mich. Wir würden ganz normale Sachen machen: ins Kino gehen, mit Freunden bowlen, Händchen halten und uns irgendwann auch küssen. Eben Sachen, für die ich bereit war. Sachen, mit denen Mum und Dad einverstanden wären. Sachen, die Lindz für kindisch halten würde.
    Ein paar Mal habe ich nach dem Unfall noch davon geträumt. Dass jemand über die Narben hinwegsehen, sie gar nicht beachten würde. Es waren die sinnlosen Träume eines dummen kleinen Mädchens.
     
    Dad setzte sich auf mein Bett und ich zuckte zusammen. Wegen der Kopfhörer hatte ich nicht gehört, dass er reingekommen war.
    »Es gibt Kaffee und Kuchen. Komm runter und sag Hallo.«
    Ich stellte den iPod aus. »Warum? Damit du der Menge dein Monster vorführen kannst?«
    In seinen Augen spiegelten sich Schmerz und Enttäuschung. »Was ist bloß los mit dir? Wo sind deine Manieren? Den Leuten da unten liegt dein Wohlergehen am Herzen. Die meisten kennst du, seit du ein kleines Mädchen warst. Sie tun das für dich.«
    »Wenn ihnen mein Wohlergehen so wichtig ist, sollten sie mich am besten in Ruhe lassen.« Ich wollte meinen iPod wieder anmachen, aber Dad riss ihn mir aus der Hand.
    »Sei nicht so egoistisch und unhöflich. Ich will, dass du in fünf Minuten unten bist.«
    Also ging ich fünf Minuten später runter und spielte Dads liebes, bedauernswertes Töchterchen. Ich lächelte den Leuten zu und sie lächelten mein linkes Ohr an. Mrs Crombie vom Dorfladen schnitt mir ein riesiges Stück Schokoladenkuchen ab und drängte mich, es aufzuessen. Charlottes Dad erkundigte sich interessiert danach, wie es in der Schule lief, was ich tapfer fand, wenn man es recht bedachte. Mrs Atkins aus Belle Vue Cottage erzählte mir von ihren Katzenbabys.
    »Wird euch schlecht, wenn ihr mich seht?«, hätte ich gern gefragt, doch Mum und Dad hätten mir das nie verziehen. Also spielte ich die alte Jenna, bis ich zurück in mein Zimmer flüchten konnte.
    Später, als alle weg waren, schlich ich runter in die Küche, um mir ein Glas Milch zu holen. Mum und Dad saßen im Wohnzimmer und flüsterten miteinander. Ich blieb an der halb offenen Tür stehen und lauschte.
    »Ich mache mir Sorgen, Tanya. Sie kommt kaum mehr aus ihrem Zimmer. Sie redet nicht mit anderen Leuten, es sei denn, wir zwingen sie. Sie trifft sich nie mit ihren Freunden. Du hast gesagt, es würde besser, wenn die Maske erst mal weg wäre.«
    »Das ist doch erst ein paar Wochen her. Gib ihr Zeit, sich umzustellen. Sie geht wieder in die Schule, das ist doch ein Anfang.«
    »Aber es kommt mir so vor, als ob alles schlimmer würde, nicht besser. Und was war da heute in der Bücherei los?«
    »Keine Ahnung. Sie wollte es mir nicht sagen.«
    »Ich seh doch, dass du dir auch Sorgen machst. Sie kapselt sich ab. Ich will nicht, dass sie so wird wie Lindsays Vater. Seit sie tot ist, geht er so gut wie nie unter Menschen.«
    Ich ertrug es nicht, noch länger zuzuhören. Ich schlich wieder die Treppe rauf – die Milch hatte ich völlig vergessen – und kehrte zurück in mein Zimmer, wo ich die Tür vor allen verschließen konnte.

6_Ryan
    Nachdem das Mädchen und seine Mutter weg waren, schlich ich mich aus der Bücherei.
    Erfolg auf ganzer Linie. Große Klasse. Ich hatte sie wieder zum Weinen gebracht. Aber diesmal hatte ich keinen Schimmer, wieso.
    Vielleicht war sie

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