Skin Deep - Nichts geht tiefer als die erste Liebe (German Edition)
wedelten wie verrückt durch die Luft, ich sollte sie wirklich lieber in Ruhe lassen.
»Was ist daran falsch, wenn ich mir Sorgen mache, dass dir jemand was tut?« Ich wollte gar nicht so aggressiv klingen, aber ich war müde. Ihr Hin- und Hergerenne auf dem Boot und ihr lautes Herumgeklappere mit irgendwelchen Sachen hatten mich fast die ganze letzte Nacht wach gehalten.
Sie lachte. »Tja, wenn du so um meine Sicherheit besorgt bist, dann komm doch mit, setz dich in eine Ecke und geh mir auf dem Heimweg hinterher. Und wenn mir bis dahin noch keiner was angetan hat, kannst du dich selbst ins Bett bringen und dich um deinen eigenen Scheißkram kümmern.«
»Meinst du das ernst? Du willst, dass ich mich da hinsetze, während du irgendeinen Kerl aufreißt?«
Sie stürmte auf mich zu und gab mir einen Stoß. »Warum nicht? Wenn du so um meine Sicherheit besorgt bist. Das ist nämlich totaler Schwachsinn! Du willst mich kontrollieren. Mein Gott, Ryan, ich hab es bei dir versucht. Ich habe es wirklich versucht, aber du bist trotzdem wie all die anderen. Du bist eine Enttäuschung für mich. Mein riesengroßes Versagen. Mein –«
»Mum, du bist krank. Ich sollte dir doch sagen, wenn das passiert. Du weißt, dass ich das soll. Das war abgemacht.«
»Oh, ich bin also verrückt? Weil ich ausgehen und mich flachlegen lassen will?« Ich wich zurück und ihre Lippen kräuselten sich vor Verachtung. »Das kannst du wohl nicht ertragen, was? Weil ich nämlich schön zu Hause bleiben soll, darum geht es doch, oder? Es steht dir ins Gesicht geschrieben.«
»Nein! Du bist meine Mutter und … und … Mütter reden nicht so mit ihren Kindern. Es ist einfach … nicht richtig …«
»Nicht richtig? Frauen haben ein Recht auf eine selbstbestimmte Sexualität –«
»Mum, wirklich, du bist krank. Du hast nicht geschlafen, und du weißt, was das bedeutet.«
»Dann werde ich umso besser schlafen, wenn ich Sex hatte!« Sie kicherte, und mir wurde ganz übel, weil ihr Gesicht gleichzeitig rot vor Zorn war.
»So warst du auch zu Cole, wenn es dir schlecht ging. Du hast ihn angebrüllt, ihm die Schuld für irgendwas gegeben. Hast behauptet, er würde dich nicht respektieren.«
»Ach, Cole, immer wieder dieser bescheuerte Cole. Du hattest da wohl die absurde Idee, dass er dein Vater werden könnte und wir drei so eine lächerliche Bilderbuchfamilie? Ich will dir was sagen über die Art Familie, die du dir wünschst. Nach außen ist so eine Familie wie ein blitzsauberes weißes Leinentuch, doch wenn du genauer hinschaust, dann ist das Tuch dreckig und voller Flecken und es stinkt.«
»Er hat dir gutgetan. Und er musste sehr viel einstecken. Er hat dich geliebt.«
Sie breitete beide Arme aus. »Siehst du ihn hier irgendwo? Ich nicht. Er war genauso wie die anderen. Ein verlogener Mistkerl, der abgehauen ist, nachdem er bekommen hatte, was er wollte.«
»Du hast ihn doch rausgeekelt!«
»Ich habe ihn geliebt, du dämlicher kleiner Scheißer!«
Ich hatte das Gefühl, als ob sich der Boden des Bootes unter meinen Füßen auftat und ich ins Wasser stürzte. Und ertrank. Nie … noch nie hatte sie das gesagt … ich hatte es nicht gewusst …
Sie schubste mich wieder, sodass ich rückwärts stolperte. »Und er kommt nicht zurück, also solltest du ihn besser vergessen. Er hat mich nicht geliebt. Und er hat dich nicht geliebt. Alles Lügen. Alles nur verdammte Lügen. Hast du mich verstanden? Er hat dich nicht geliebt. Du hast ihm nichts bedeutet. Er war nur nett zu dir, um mich bei Laune zu halten. Und deshalb, Ryan, benutze ich
sie
! Ich benutze sie, bevor sie mich benutzen. Und jetzt verschwinde!« Wieder stieß sie mich in Richtung Tür. »Hau ab! Hau ab! Ich ertrage es nicht, dich anzusehen!« Sie packte den Arbeitstisch und warf ihn mir vor die Füße. Ein Bein brach ab und erwischte mich an der Kniescheibe. »Hau
ab
, du gemeiner –«
Ich lief los. Ich hielt es nicht länger aus, ihr zuzuhören. Sie würde nicht von mir ablassen, wenn sie in dieser Stimmung war. Und was sie über Cole gesagt hatte … hatte sie ihm gestanden, dass sie ihn liebte, und er hatte sie trotzdem verlassen? Ich rannte so schnell den Pfad hinauf – im Dunkeln stolperte ich immer wieder – und dann die Straßen entlang, dass mir davon übel wurde. Irgendwann konnte ich nicht mehr, brach auf dem Grünstreifen zusammen und übergab mich, bis ich wieder Luft bekam.
Nicht mehr nach Hause. Nicht mehr zu all dem zurück. Ich kann einfach nicht.
Ich lag
Weitere Kostenlose Bücher