Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
weiter schlimm, aber das ist Ihnen wohl entfallen.«
Sie warf ihm einen tödlichen Blick zu, als sie aufstand. »Anscheinend. Sie hätten mich per E-Mail daran erinnern können.«
Sie wussten beide, dass sie dann nicht gekommen wäre.
»Ach, ich lerne neue Mitarbeiter gern persönlich kennen.«
Sie presste die Zähne zusammen und folgte ihm hinaus auf den Flur, wo sie die geballte Faust hob, als wollte sie ihm auf die Nase boxen. »Ich weiß nicht, worauf Sie es abgesehen haben, aber wenn Sie glauben, Sie würden damit durchkommen –«
»Halten Sie den Mund und folgen Sie mir.« Die Büros waren alle verwanzt, auf den Fluren gab es dagegen nur Kameras. Hier konnte er freiheraus reden, solange er seine Körpersprache beherrschte.
Es bestand kein Zweifel daran, dass sie ihn am liebsten umbringen wollte. Während sie zu seinem Büro liefen, brannte sie ihm mit ihrem wütenden Blick quasi ein Loch in den Rücken. Statt sich hinzusetzen, lehnte er sich gegen den Schreibtisch, nachdem er die Tür hinter ihnen zugemacht hatte. Wenn sie ebenfalls stehen bliebe, würde sie so nervös wirken wie eine Schülerin, die zum Direktor zitiert worden war. Sollte sie sich setzen, würde es durch den Größenunterschied so wirken, als besäße er größere Autorität. Er konnte ihr genau ansehen, wie sie diese Überlegungen anstellte.
Sie überraschte ihn, indem sie zum anderen Ende des Schreibtischs ging und sich mit einer Hüfte dagegenlehnte, als wäre es ihrer. Sieh an. Mia wusste also auch etwas über Körpersprache. Bei ihrem Beruf war das wohl zu erwarten gewesen.
In seinem Büro konnten sie sich frei unterhalten. Strong machte regelmäßig die Abhörgeräte funktionsuntüchtig und ließ es aussehen, als hätte sich bei der groben Behandlung durch das Reinigungspersonal ein Draht gelockert. Er machte sich einen Sport daraus.
»Was wollen Sie?«, fragte Mia.
»Sie haben mir gestern gedroht«, sagte er mit seidenweicher Stimme. »Das war nicht klug. Sie haben sich in die Karten blicken lassen, und jetzt weiß ich, dass Sie eine Gefahr für mich sind. Was machen wir jetzt also?«
Sie trat einen Schritt auf ihn zu, womit sie sich in seine Reichweite begab. »Das sagte ich schon. Sie werden sich nicht herausreden können, wenn ich Sie fertigmache. Sie sollen es auf sich zukommen sehen und genau wissen, dass Sie nichts mehr dagegen tun können. Wenn das alles war, was Sie wollten, dann verschwenden Sie jetzt nicht länger meine Zeit. Ich habe zu arbeiten.«
Ungerührt dachte Strong über die naheliegende Lösung nach. Er sollte sie töten. Inzwischen hatte er so viele Verbrechen begangen, da kam es auf ein weiteres nicht mehr an. Wenn er es täte, dann allerdings nicht hier. Er würde es so arrangieren, dass sie auf einer einsamen Strecke eine Autopanne hätte, und dann nähme Mia Sauters Leben ein lautloses Ende in einer Schlinge.
Ihre Leiche würde er im Wald von Monongahela verschwinden lassen. Falls man sie je fände, hätte die Natur längst alle verwertbaren Spuren vernichtet. Strong wusste, wie man mit einem Mord davonkam.
Anfangs war er nicht so methodisch vorgegangen. Die beiden Ersten hatte er einfach umgebracht, dann war er bei seinen Racheplänen anspruchsvoller geworden. Angesichts dessen, was sie Lexie und ihm angetan hatten, war es ihm nicht ausreichend vorgekommen, seine Feinde einfach nur zu töten. Er wollte sie leiden sehen und ging deshalb ausgeklügelter vor.
Mia schien das Böse in ihm wahrzunehmen. Manche Leute bemerkten es gar nicht oder erst, wenn es zu spät war. Sie jedoch wich einen Schritt zurück, nur reagierte sie zu langsam. Er packte sie beim Unterarm und zog sie zu sich heran.
»Lassen sie mich los!« Ihre Stimme zitterte leicht und verriet, dass sie ihre Unerschrockenheit bloß vortäuschte.
Immerhin war sie so vernünftig, ihn zu fürchten. Er wünschte bloß, das würde ihm nicht so ein schlechtes Gefühl geben. Unterm Strich war es für sie am besten so. Sie würde sich ohnehin nicht lange an diese Angst erinnern.
»Ganz bestimmt nicht«, flüsterte er. »Sie wollten von mir geküsst werden, wissen Sie noch? Sie haben mich geradezu angebettelt.«
»Das ist nicht wahr.« Sie drehte den Kopf weg, hoffte wahrscheinlich, er sähe nicht, dass sie es war, die jetzt log.
Mit den Fingerspitzen fuhr er über ihre Wange und wappnete sich für den schrecklichen Moment, in dem ihr Blick verschwimmen würde. »Keine Sorge, Prinzessin. Ich gebe dir genau das, was du dir gewünscht
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