Skin Game 02 - Verhängnisvoller Verrat
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»Es reicht.« Er betrachtete sie verwundert. »Aber bei dem Kuss ist etwas passiert.«
Sie verzog die Mundwinkel zu einem Lächeln. »Fragen Sie, ob es mir gefallen hat?«
Zum ersten Mal, seit sie ihn kennengelernt hatte, wirkte er unsicher. Seine Wangen verfärbten sich. Mia stellte fest, dass ihr die Wendung gefiel, die ihre Begegnung gerade nahm. Dieser Mann hatte immer alles im Griff, bis auf das letzte Detail – doch sie machte ihm das nun unmöglich.
»Nein, danach frage ich nicht.«
»Was dann?« Sie zog amüsiert eine Augenbraue hoch.
»Was haben Sie gesehen?«
»Ach, Sie wollen wissen, was für eine Halluzination ich hatte. Es war nur ein dummer Mädchentraum, aber Sie küssen nicht wie ein dummer Junge. Dieser logische Bruch hat mich herausgerissen.«
»Das ist noch nie vorgekommen«, sagte er halb zu sich selbst.
Mia grinste. »Sie haben noch keine so raffiniert geküsst wie mich.«
»Könnte sein.« Er sah aus, als hätte er soeben eine Entscheidung getroffen. »Wenn ich Ihnen schwöre, dass meine Pläne hier nichts mit dem verschwundenen Geld zu tun haben, lassen Sie mich dann in Ruhe? Ich könnte Ihnen sogar helfen, den Dieb zu entlarven.«
» Sie bitten mich , Ihnen zu vertrauen«, sagte sie ungläubig.
Er besaß immerhin den Anstand, für einen Moment traurig dreinzuschauen. »Wenn Sie es so formulieren, verstehe ich Ihren Widerwillen. Wie kann ich Sie überzeugen? Ich möchte nicht Ihr Feind sein, Mia. Sie sind … unfassbar wertvoll für mich.«
Sie konnte nicht mal ahnen, wie wahr das war. Sobald er eine Frau küsste, sah sie nie wieder ihn selbst. Die Fantasie nahm sie ein, und er war für immer damit verknüpft. Manche lebten in einem bizarren Nebeneinander von Vergangenheit und Gegenwart, verbrachten normal ihren Alltag, außer wenn sie mit ihm zusammentrafen.
Seiner Frau war es so gegangen.
Damals hatte er geglaubt, es wäre ein gerechter Preis dafür, nicht mehr allein zu sein. Aber schon bald hatte er einsehen müssen, dass es schlimmer war mit einer Lüge zu leben, als sich einsam zu fühlen. Jahrelang hatte er auf den Namen eines anderen Mannes gehört und gewusst, dass sie dessen Gesicht sah, wenn er mit ihr schlief. Es hatte ihn jedes Mal tief verletzt und schließlich war kaum noch etwas von ihm übrig geblieben.
Gerade so viel, um seine letzte Aufgabe zu erledigen.
»Ich brauche Einblick in all Ihre Konten«, sagte sie endlich. »Ich muss sicher sein, dass Sie nicht der Dieb sind, sonst kann ich mich nicht darauf einlassen.«
Er beschloss, ehrlich zu sein. »Ich könnte Ihnen ein paar Scheinkonten präsentieren, um Sie zu täuschen. Aber Sie wissen, dass ich kein Konto habe. Offiziell existiere ich gar nicht. Der Mann, der ich einmal war, ist vor langer Zeit gestorben, seitdem habe ich unter vielen Namen gelebt.«
Sie zuckte mit den Schultern. »Dann muss ich die Unterlagen zu diesen Personen sichten, es sei denn, sie sind auch alle tot.«
Er wartete. Sie würde es sicher gleich selbst begreifen. Dass sie sich selbst als clever bezeichnet hatte, war keine Übertreibung gewesen. Tatsächlich dämmerte es ihr noch schneller als gedacht.
»Das sind sie«, sagte sie leise. »Bei einer Datenabfrage nach Addison Foster würde ich auf eine kürzlich erstellte Todesurkunde stoßen, stimmt’s?«
Er nickte. »Ich lasse Sie in mein Thomas-Strong-Konto blicken, wenn Sie wollen. Ein anderes besitze ich nicht.«
»Dann hat es ihn wirklich gegeben?«
»Ja.«
»Haben Sie ihn umgebracht?«
»Nein. So läuft das nicht.«
»Erklären Sie es mir.«
Er wurde nervös. Sie wusste bereits zu viel. Ihr noch mehr zu verraten, war nicht sinnvoll, vor allem da sie ihn hasste – obwohl ihre Küsse etwas anderes aussagten – und gedroht hatte, ihn auffliegen zu lassen. Trotzdem hörte er sich antworten.
»Wenn in Übersee eine geeignete Person stirbt, bekomme ich die Information und sperre sie dann, damit der Todesfall den Behörden nicht bekannt wird.« Er dachte an die Männer, deren Schicksal dadurch, dass er sich ihre Namen borgte, in der Schwebe hing.
»Sie halten diese Identitäten also für den Zeitpunkt bereit, in dem Sie sie brauchen. Niemand erfährt, dass Thomas Strong bei einem Tauchunfall am Great Barrier Reef ums Leben gekommen ist.«
Er lächelte flüchtig. »Es war eine Autobombe in Moskau. Ich habe seinen letzten Job gekündigt, geeignete Dokumente beschafft, um einen neuen Personalausweis auf seinen Namen zu bekommen, und dann hier eine Stelle
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