Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
Rucksack schnappte, ließ sie ihren Blick noch einmal durch das Zimmer schweifen, ob sie auch nichts vergessen hatte. Dann huschte sie zur Tür hinaus und schlich sich an Reyes’ Zimmer vorbei zur Rezeption hinunter, wo es ein Münztelefon gab. Sie fand Mias Nummer auf einem Zettel in ihrem Portemonnaie.
Nachdem sie ausreichend Kleingeld hervorgekramt hatte, schmiss sie es in den Apparat und wählte. Sie ließ es vier Mal durchklingeln, dann ging die Mailbox an. Mias fröhliche Stimme ertönte: »Ich kann Ihren Anruf zurzeit nicht entgegennehmen. Bitte hinterlassen Sie eine Nachricht.«
»Wollte dir nur kurz Bescheid geben, dass ich anrolle«, sagte Kyra leise und legte auf.
Die Mailboxansage bewies überhaupt nichts. Wenn Serrano Mia in seiner Gewalt hatte, war nicht davon auszugehen, dass er sie telefonieren ließ. Aber ebenso gut konnte Mia auch bloß beschäftigt sein. Zudem war es noch früh am Tag. Und auch ein Anruf bei der Auskunft von Fargo hätte keinen Zweck gehabt, da Mia sich immer nur für kurze Zeit in möblierten Unterkünften niederließ und somit nicht im Telefonbuch eingetragen war.
Aber sie könnte dort die Nummern all jener Hotels in Erfahrung bringen, die derartige Apartments anboten. Fargo war nicht besonders groß – wie viele mochte es geben? Es wäre zumindest besser, als völlig naiv und blindlings nach Vegas zu fahren, noch dazu mit einem Killer, der sie schon einmal hintergangen hatte.
Also besorgte Kyra sich Kleingeld, rief die Auskunft an und schrieb sich die besagten Nummern auf. Nach etwa zehn Telefonaten wusste sie, dass augenblicklich – und auch in den letzten Tagen – keine Mia Sauter in einem der Häuser eingecheckt hatte. Mia war also höchstwahrscheinlich gar nicht in Fargo. Als Kyra sich schließlich umdrehte, sah sie Reyes an ihrem Wagen lehnen. Unmöglich zu sagen, wie lange er sie schon beobachtete. Gemütlich schlenderte sie zu ihm hinüber und steckte ihr Portemonnaie zurück in die Tasche.
»Und, zufrieden?«, fragte er. »Geht’s immer noch nach Vegas?«
Oh Mann, sie hasste es, ihm antworten zu müssen. »Ja.«
Reyes konnte nicht von sich behaupten, dass es ihn jemals interessiert hatte, was andere über ihn dachten, aber er vermisste das Strahlen in ihren Augen, wenn sie ihn ansah. Jetzt war da nur noch Misstrauen und Abneigung. Er konnte sich nicht beschweren. Er hatte es verdient.
Dieser verdammte Sturkopf wollte ihn partout nicht ans Steuer lassen. Wahrscheinlich war er es nun nicht einmal mehr wert, das heilige Erbstück anzufassen oder so. Nur zu gern hätte er ihr diesen Mist, dass Beckwith etwas Besonderes gewesen war, ausgetrieben, aber das hätte sie nicht verdient. Manchmal war es besser, Leuten ihre Illusion zu lassen.
Am späten Nachmittag erreichten sie die Badlands. Die Sonne ging gerade unter und wirkte wie ein großer Feuerball, der rote und orange Streifen am Himmel hinterließ. Kyra redete nicht mit ihm, sondern sang Lieder im Radio mit und ignorierte ihn ansonsten. Eigentlich war es lächerlich, sich von so etwas beeinträchtigen zu lassen, doch er fühlte sich wieder wie der Siebenjährige, der kam und ging, ohne beachtet zu werden. Damals konnte er sich mit seinem Vater über Stunden im selben Zimmer aufhalten, und doch wechselte der alte Mann kein Wort mit ihm, sondern saß nur umgeben von einer Rauchwolke da oder klampfte nach Blues klingende Tonfolgen für einen Song, der niemals fertig werden würde.
Durch Kyras Schweigen fühlte er sich nun wieder wie dieses hilflose Kind, und er hasste sie dafür. Am liebsten wäre er abgehauen und hätte seine Rolle bei der ganzen Geschichte vergessen. Sie würde sich sicher diebisch freuen, wenn sie wüsste, wie sehr sie ihn mit ihrem Verhalten traf, und er hoffte, sie würde nicht bemerken, wie viel Macht sie über ihn besaß.
Gegen Mitternacht kamen sie endlich in Vegas an. Die zahlreichen Lichter gaben der Stadt ein festliches, leicht dekadentes Flair. Er hatte sich schon oft gefragt, was die Anthropologen in einigen tausend Jahren aus den Ruinen für Schlüsse zögen. Sie würden einen Palast vorfinden, der einem römischen Kaiser genügt hätte, eine riesige venezianische Villa sowie eine fremdartige Pyramide, und das alles auf einem Fleck. Keine Frage, Vegas war eine eigentümliche Stadt – weltoffen, voller Laster und von ganz eigener Magie.
Wenn der Preis stimmte, konnte man hier fast alles kaufen, weshalb er hier ein Apartment besaß. Die Eigentumswohnung in Cali war so etwas wie
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