Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
würgte sie und spuckte. Da sie mit Pferdeschwanz schlafen gegangen war, brauchte er ihr nicht die Haare aus dem Gesicht zu halten, und sie wollte eindeutig, dass er ging. Darum tat er ihr den Gefallen, schnappte sich den Eisbehälter und ging nach draußen. Auf dem umlaufenden Balkon war niemand. Wenn er sich den Mistkerl gleich am Nachmittag geschnappt hätte, wäre das nicht passiert. Aber er konnte nicht auf Verdacht Leute töten, die gar nichts getan hatten. Er wollte Kyra eigentlich keine Minute mehr allein lassen, aber kaltes Wasser oder gestoßenes Eis würde ihr vielleicht guttun, wenn sie aus dem Bad käme. Wenn.
Als er zurückkehrte, hockte sie noch vor der Toilette und würgte, ohne dass etwas hochkam. Ihre Augen waren rot vom Weinen, ihr lief die Nase und sie roch abstoßend. Ohne etwas zu sagen, machte er einen Waschlappen nass, gab einen Klecks Duschgel darauf und begann, ihr das Gesicht zu waschen. Dass sie ihn nicht abwehrte, freute ihn.
»Du meine Güte«, sagte sie und blickte matt zu ihm hoch. »Warum hast du ihn nicht umgebracht? Ich wünschte bei Gott, du hättest es getan.«
Das war das Letzte, was er erwartet hätte, und es schockierte ihn. Töten war sein Beruf, er verdiente damit sein Geld, aber er empfand kein Vergnügen dabei. Er hatte sich einmal auf diese Ebene begeben, nachdem er wegen Vergewaltigung eines Mädchens in den Knast gegangen war. Es hatte sich um eine Tochter aus reichem Hause gehandelt, die auf harten Sex stand. Als ihr hinterher klar geworden war, was sie getan hatte – und was das über sie aussagte – , hatte sie behauptet, es sei gegen ihren Willen passiert.
Im Knast waren dann die Mithäftlinge brutal auf ihn losgegangen. Doch nachdem er in drei Monaten drei von ihnen umgebracht hatte, zuletzt einen Kinderschänder, hatten sie ihm Respekt gezollt. Und es war ein gutes Gefühl gewesen, so einen Drecksack kaltzumachen. Da hatte er sich gefragt, ob sich daraus nicht Profit schlagen ließe.
»Warum?«
Sie schien ihn nicht zu hören, sondern murmelte vor sich hin. »Ist eine komische Sache. Manchmal bekomme ich was Gutes ab, ein andermal was weniger Gutes. Weißt du, was der am besten konnte? Vergewaltigen. Aber nachdem er mich angefasst hatte, war er nicht mehr dazu in der Lage. Darum hatte er so eine Stinkwut auf mich … Er kriegte ihn nicht mehr hoch, weil seine Fähigkeit, es zu tun, auf mich übergegangen war. Und jetzt … jetzt hab ich sie.« Sie fing an zu weinen, schluchzte, dass es ihm das Herz brach. Was sie da redete, hatte er allerdings nicht kapiert.
»Kyra … Süße, ich verstehe überhaupt nichts.«
Aber mehr war nicht aus ihr herauszubekommen. Sie wimmerte nur leise vor sich hin und ließ die Tränen laufen. Weil Steve womöglich Dwight angerufen und ihm das Motel genannt hatte, wollte er es eigentlich nicht riskieren, den Rest der Nacht zu bleiben – geschweige denn wie geplant zwei weitere – , doch er konnte Kyra nicht einfach in den Marquis verfrachten und wegfahren. Außerdem wusste er nicht, wo sie hinwollte. Und er war überzeugt, dass sie ein bestimmtes Ziel hatte, auch wenn sie nicht den direkten Weg dorthin nahm.
Zur Sicherheit wollte er für den Rest der Nacht wach bleiben, es würde ohnehin bald dämmern. Kyra ließ sich von ihm die Zähne putzen und die Haare kämmen. Es war kein Vergleich mit einer Dusche, aber er glaubte, mehr konnte sie in ihrem jetzigen Zustand nicht vertragen. Derartige Reaktionen kannte er nur von Frauen, die die härtesten Kriegssituationen überlebt hatten, und vielleicht von … Vergewaltigungsopfern.
Das aber hatte der Dreckskerl ihr nicht angetan. Da war Reyes sicher. Verwirrt hob er sie hoch, trug sie ins Zimmer und nach einem Blick auf ihr zerwühltes Bett durch die Verbindungstür weiter zu seinem. Anschließend ging er zurück, klaubte ihre Sachen zusammen und schloss dann die Tür hinter sich zu. Den Raum würden sie nicht mehr betreten.
Kyra hatte einen Tick, was Berührungen anging, dachte er. Da war es für sie vielleicht wie eine Vergewaltigung, wenn ein fremder Mann in ihr Zimmer einbrach und sie packte. Reyes lehnte sich gegen das Kopfende des Betts und zog sie in seine Arme. Sie wehrte sich nicht, sondern legte den Kopf an seine Brust. Es zog ihm das Herz zusammen.
»Ich verstehe nicht, was mit dir los ist«, flüsterte er. »Und dadurch weiß ich nicht, wie ich dir helfen soll. Ich hab den Eindruck, dass mir etwas Entscheidendes entgangen ist. Kannst du es mir erklären?«
»Du
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