Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
komische Angewohnheit für einen Tramp, fand sie. Vielleicht war er mehr wie diese Hippie-Typen, die nicht arbeiteten, aber ihr Zeug selbst anbauten. Das hatte Kyra nie begriffen: Wie kam man zu dem erforderlichen Stück Land, wenn man kein Geld verdiente? Sie war allerdings einmal ein paar Leuten begegnet, die leer stehende Grundstücke bepflanzten, ohne sich um die Eigentumsverhältnisse zu scheren. Zu dieser Kategorie würde sie Rey allerdings nicht zählen. Er war nicht der idealistische Typ.
Am Ende hatten sie einen Einkaufswagen voll exotischer Zutaten wie Kapern und alten Tomatensorten. Kaum zu glauben, dass man für ein Essen so viel Zeug brauchte. Die Kassiererin schaute auf das Band und meinte: »Da macht wohl jemand Hähnchen-Piccata.«
Mann, konnte denn jeder kochen außer ihr? , ging es ihr während der Fahrt durch den Kopf. Kyra trug die Hälfte der Einkaufstüten ins Zimmer und war gespannt, wie das laufen würde. Die Küche war zu klein für zwei, darum verzichtete er auf ihre Hilfe.
Ehrfurchtsvoll sah sie zu, wie er das Fleisch flach klopfte und in Mehl wälzte. Er quirlte eine Soße zusammen, die er zum Schluss darübergoss, und servierte das Fleisch mit gegrilltem Spargel. Sie hatte noch nie so gut gegessen, nicht einmal in den schicken Restaurants, in denen sie mit Serrano gewesen war.
Es schien ihr das Mindeste, den Abwasch zu übernehmen, und so stellte sie sich an die Spüle. Hinterher stöhnte sie ein bisschen und rieb sich den Bauch. Sie machte den Hosenknopf auf, was das Abtörnendste überhaupt sein musste.
»Das war … wunderbar. Danke.«
Mit schweren Lidern sah er zu, wie sie sich gegen das Kopfende des Betts lümmelte. »Ich sollte dir danken. Ich habe lange nicht mehr für jemanden gekocht, der es zu schätzen weiß.«
»Du könntest das beruflich machen, ehrlich.«
»Wir haben doch schon darüber gesprochen, dass ich nicht gern für jemanden arbeite.«
»Hast recht. Mal sehen, welche Filme es gibt.«
Es war viel später, als sie geglaubt hatte, und sie fühlte sich träge vom Essen. Rey fand etwas zu gucken auf einem freien Sender und machte es sich neben ihr auf dem Bett bequem. Eine Autojagd und Explosionen, Schüsse, fluchende Männer. Sie schlief noch vor dem Ende ein.
»Kyra«, flüsterte er.
»Hm?«
»Ich gehe jetzt ins Bett, Süße. Ich … kann hier nicht bleiben.«
Warum nicht? Sie konnte sich Schlimmeres vorstellen, als an ihn geschmiegt einzuschlafen. Das Bett war groß genug.
Sie machte die Augen auf, schläfrig und verwirrt. »Du gehst?«
»Nur in mein Zimmer. Du bist viel zu verlockend. Wenn ich hier bleibe, liegst du irgendwann unter mir.« Wunderbar zart strich er ihr die Haare aus dem Gesicht.
»Das geht nicht«, meinte sie mit einem betörenden Lächeln. »Dann gute Nacht.«
Kyra hob nur so weit den Hintern, dass sie sich die Jeans ausziehen konnte, dann schlüpfte sie im Trägerhemd unter die Decke und ließ wie immer das Licht brennen. Sie hörte, wie Rey die Tür zuzog, aber er schloss nicht ab. Das fand sie jedoch ganz und gar nicht beunruhigend. Hätte er sie bedrängen wollen, wäre er ihr schon beim Fernsehen nähergekommen, als sie schlummernd neben ihm gelegen hatte. Offenbar respektierte er sie. Das war die einzig einleuchtende Erklärung, auch wenn sie kaum Erfahrung mit solchen Dingen hatte.
Sie schlief lächelnd ein – und wachte auf, weil ein schweres Gewicht auf ihr lag und ihr die Luft abdrückte. Eine unbekannte Männerstimme brummte: »Keinen Mucks.«
Ein sonderbares Geräusch riss Reyes aus dem Tiefschlaf. Er rollte sich aus dem Bett und war in drei Sekunden kampfbereit. Lauschend stand er da und konnte nicht ausmachen, was ihn geweckt hatte. Alles war still.
Aber er war definitiv durch ein Geräusch aufgewacht. Er zögerte, denn er wollte Kyra nicht grundlos wecken. Dann krachte eine Lampe auf den Boden, und Reyes setzte sich ruckartig in Bewegung. Er stürmte durch die Verbindungstür und überraschte einen Kerl, der Kyra im Schwitzkasten hielt. Es war der Motorradfahrer vom Nachmittag. Reyes wusste nicht, ob der Scheißkerl sie töten wollte oder nur würgte, bis sie in Ohnmacht fiele, um sie leichter wegbringen zu können.
Beides würde nicht passieren.
»Lass sie los«, sagte er leise. »Oder ich reiß dir mit bloßen Händen den Kopf ab.«
»Was glaubst du denn, wer du bist?«
Dein schlimmster Albtraum , lag ihm auf der Zunge. Stattdessen deutete er mit dem Kopf auf Kyra. »Sie gehört mir. Das ist meine letzte
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