Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
habe ich also einen Vergewaltiger laufen lassen.« Er fluchte leidenschaftlich auf Spanisch oder Portugiesisch. »Wenn ich das gewusst hätte, dann – « Er brach ab, als ihm etwas klar wurde. »Du hast gefühlt, was er draufhat. Mensch, kein Wunder , dass dir schlecht wurde. Ist es noch in dir?«
»Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Es hat sich vor einer Weile verflüchtigt. Jetzt ist mir nur noch ein bisschen übel. Ausdauer hat er nicht.«
»Ich mache ihn ausfindig, wenn du willst. Mir ist egal, wie lange das dauert.«
Verlockend. Der Gedanke, dass dieser Dreckskerl über andere Frauen herfallen würde, war unerträglich. Doch sie konnte es sich nicht leisten, nach Texas zurückzufahren, und Rey wollte sie auch nicht wegschicken. Noch ein paar Tage und sie wäre in North Dakota, würde Mia wiedersehen und dann … na ja, abwarten. In ihr keimte die Idee auf, Rey zu fragen, ob er mit ihr weggehen wolle, irgendwohin, wo es warm und sonnig war und von wo man nicht so leicht an die Vereinigten Staaten ausgeliefert wurde.
Ihr fiel ein, was er zu Steve gesagt hatte. »Was glaubst du, was Dwight tun wird, wenn er deine Botschaft bekommt?«
Rey schmunzelte. »Wenn er so blöd ist, wie ich glaube, wird er den Boten erschießen und ignorieren, was der gesagt hat.«
»Ich hoffe es.«
Das war eigentlich der ideale Zeitpunkt, um ihm alles zu sagen, aber sie fühlte sich noch nicht bereit dazu. Jemandem zu vertrauen fiel ihr schwer, und für den Fall, dass sie sich in ihm täuschte, wollte sie nicht alles auf eine Karte setzen. Geld machte einiges aus, und Rey mochte einen kleinen Dreckskerl verachten, aber Serrano spielte in einer anderen Liga. Der konnte beträchtliche Summen hinblättern.
»Wir müssen also wachsam sein«, sagte er gerade. »Vielleicht tauchen noch mehr solche Arschlöcher auf. Und was deinen Wagen angeht, da hatte er recht, den merkt sich jeder. Wenn weiter Leute nach uns suchen, werden sie uns ziemlich schnell finden. Ich schätze, du würdest ihn nicht verkaufen?«
»Lieber sterbe ich.«
»Ich hoffe, so weit kommt es nicht«, brummte er. »Wenn du meinst, dass du es schaffst, sollten wir packen und abhauen. Vielleicht sind die Typen schon auf dem Weg hierher.«
Zur Antwort rutschte sie vom Bett und sammelte ihre Sachen ein. Um für den Schaden im Nebenzimmer aufzukommen, legte sie ein paar Scheine auf den Nachttisch. Sie hatte nicht vor, die Angelegenheit mit dem Besitzer zu klären. Innerhalb von fünf Minuten waren sie abfahrbereit.
Rey klimperte mit den Wagenschlüsseln. »Du oder ich, Süße?«
Bis vor Kurzem waren ihr Kosenamen zuwider gewesen, weil sie entweder gedankenlos benutzt wurden oder für emotionale Bindungen standen, die sie selbst nicht kannte. Nun glaubte sie zum ersten Mal, dass sie jemandem etwas bedeuten könnte. Und es gefiel ihr.
»Du darfst«, sagte sie. »Ich bin noch ein bisschen zittrig. Vielleicht muss ich mich auch noch mal übergeben; dann sollte ich nicht am Steuer sitzen.«
»Ist das wahrscheinlich?« Er schaute besorgt.
»Keine Ahnung. War mein erster Zusammenstoß mit so einem Kerl.«
Und hoffentlich ihr letzter, dachte sie. Das Entsetzen über einen Kerl, der es voll auskostete, wenn er jemanden quälte, und der wusste, dass er das virtuos beherrschte, ließ sich nicht in Worte fassen. Er hatte sie vergewaltigen wollen. Schaudernd holte sie Luft und musste gegen das Gefühl ankämpfen, dass er sie besudelt hatte, tief im Innern, wo man es nicht wegwaschen konnte.
»Aber im Moment geht es dir gut«, sagte er leise. »Dann komm, lass uns verschwinden.«
Noch vor Tagesanbruch schlichen sie sich mit den Taschen auf den Schultern aus dem Zimmer. Kyra hatte alle Vorräte eingepackt, die sich gut transportieren ließen, die Gewürze zum Beispiel. Vielleicht würde er noch einmal etwas für sie zubereiten. Es hatte etwas Heimeliges, bekocht zu werden, und sei es auch nur in der engen Küche eines billigen Motels. Wenn sie vorher gefragt worden wäre, ob sie darauf stehe, hätte sie Nein gesagt. Aber jetzt, da sie in den Genuss gekommen war, hätte sie gegen eine Wiederholung nichts einzuwenden, vorzugsweise unter Umständen, unter denen sie das Essen auch verdauen konnte. Sie hatte ihm gern beim Kochen zugesehen, zumal ihr klar gewesen war, dass er sie damit beeindrucken wollte.
Alles war ruhig, als sie in den Marquis stiegen. Kyra sah sich genauso aufmerksam um wie Rey. Nachdem sie das Gepäck in den Kofferraum geworfen hatten, setzte er sich ans Steuer,
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