Skin Game: Gefährliche Berührung (German Edition)
würdest es mir ja doch nicht glauben.«
»Vielleicht werd ich dich überraschen.«
»Du überraschst mich sowieso schon ständig«, räumte sie ein. Endlich klang sie wieder einigermaßen normal. »Tut mir leid wegen deines Abendessens. Das passiert mitunter. Wenn ich die falschen Leute anfasse, wird mir schlecht.«
Er fand es unglaublich, dass sie sich entschuldigte, weil sie sich übergeben hatte. Doch er sagte nichts dazu. Es schien, als stünde er bei ihr kurz vor dem Durchbruch. Jetzt hab ich sie , hatte sie gesagt, nachdem der Kerl sie angefasst hatte. Reyes war, als würde er dabei etwas Wichtiges vergessen, aber er kam nicht darauf, was. Es wäre sowieso besser, wenn er es von ihr hörte.
»Erzähl mir, warum.«
15
Kyra schloss die Augen. Das würde es vielleicht einfacher machen. Nach allem, was sie ihm heute Nacht zugemutet hatte, schuldete sie ihm eine Erklärung.
»Bei dir funktioniert es nicht mehr«, begann sie. »Aber bei unserer ersten Berührung habe ich dir deine Kampffähigkeiten gestohlen. Es ist dir vielleicht sogar aufgefallen, ich nehme an, dir war schlecht oder schwindlig. Bei manchen Leuten wirkt es sich so aus, je nachdem, wie empfindlich sie sind. Das Können geht aber nicht für immer auf mich über … Ich weiß nie, wie lange ich die jeweilige Fähigkeit besitzen werde. Darum ziehe ich eine Nummer immer möglichst schnell durch.«
Sie spürte, wie er sich versteifte, und erwartete eine spöttische Bemerkung. Als Kind hatte sie ein paar Menschen von der Sache erzählt, obwohl ihr von ihrem Dad eingeschärft worden war, es nicht zu tun, weil sie dadurch auffliegen könnten. Doch sie war ohnehin immer für eine Lügnerin gehalten worden und hatte es deshalb mit der Zeit aufgegeben.
»Also … darauf bin ich nicht gekommen«, sagte er langsam.
Sie hob den Kopf. »Du hast es tatsächlich bemerkt.«
»Ja, die ersten Male. Aber es wurde schwächer und dann passierte gar nichts mehr, sodass ich dachte, ich hätte mir die ganze Sache bloß eingebildet.«
»Und das ist etwas Neues«, sagte sie nachdenklich. »Ich hab das bisher noch nie erlebt.«
»Das heißt, du kannst niemanden berühren, ohne etwas abzubekommen.«
»Genau.« Er konnte nicht ahnen, wie deprimierend das war. »Und wenn ich zu viele Leute berühre, fühlt sich mein Kopf an, als würde er gleich platzen.«
»Darum vermeidest du Berührungen möglichst.«
»Ich kann kaum glauben, dass du mich nicht für verrückt erklärst.« Sie schüttelte den Kopf.
»Na ja«, meinte er lächelnd. »Verrückt bist du, aber nicht deswegen. Ehrlich gesagt … wenn ich es nicht am eigenen Leib erfahren hätte, würde ich dir nicht glauben. Aber was ich erlebt habe, lässt sich nicht bestreiten. Du hast den Kerl bei dem Raubüberfall exakt mit meiner Kampftechnik überwältigt. Die konntest du nicht irgendwo gelernt haben. Und mich kanntest du kaum.«
»Du hast mich dabei gesehen.« Sie setzte sich auf. »Wieso bist du nicht reingekommen, um mir zu helfen?«
»Du schienst die Situation unter Kontrolle zu haben.« Rey vergrub die Finger in ihrem Haar und strich es behutsam glatt. »Also, diese … Gabe … wie funktioniert die? Läuft es nach dem Zufallsprinzip ab? Hast du eine Ahnung, wieso du sie besitzt?«
»Nach meiner Erfahrung bekomme ich das, was der andere am besten kann. In deinem Fall eben die Kampftechnik.« Sie sah ihn lange ruhig an. »Jetzt, wo es raus ist, werden wir auch irgendwann mal über die Gründe dafür sprechen. Wie lange es anhält, ist, soweit ich weiß, Zufall. Anfangs habe ich auf die Uhr gesehen, aber es war immer unterschiedlich, sodass ich mich auf nichts verlassen konnte. Jetzt arbeite ich einfach möglichst schnell und hoffe das Beste.«
»Das muss ziemlich aufregend sein«, meinte er.
»Ja«, gab sie zu. »Aber mir gefällt, dass es riskant ist und einem einen Adrenalinstoß gibt.«
»Dadurch kommst du anfangs beim Darts und Billard so untalentiert rüber«, begriff er. »Weil du es wirklich nicht kannst. Genial.«
Kyra nickte. »Solange ich die Nummer nicht zweimal in derselben Kneipe versuche, fällt es nicht auf. Mit ehrlicher Arbeit braucht mir keiner zu kommen.«
»Andererseits kannst du dadurch nirgendwo bleiben.«
Sie warf ihm einen Blick zu. »Sehe ich so aus, als wollte ich das?«
»Schon gut.« Rey zog die Brauen zusammen, sie konnte ihm ansehen, dass er alles, was passiert war, in Gedanken noch einmal durchging. »Der Motorradfahrer … du hast gesagt … «
Kyra nickte.
»Dann
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