Skinwalker 01. Feindesland
auch kochen ?« , fragte er belustigt. »Denn eine Frau, die einen Waffenstriptease hinlegt, eine Benelli hält, als wüsste sie damit umzugehen, und dazu auch noch kochen kann, macht mich wirklich schwach .«
»Ich kann nicht kochen « , sagte ich und schmunzelte, als Beast mir prompt einen Stapel rohe Steaks zeigte. Bruiser erwiderte mein Lächeln. Er nahm an, ich flirtete mit ihm. Solange er noch entspannt war, fragte ich beiläufig: »Weiß Katie, dass Leo Zugriff auf ihr Überwachungssystem hat ?« Bruiser erstarrte. Jetzt hab ich dich . Ich lächelte süß und stieß die Klinge ein wenig tiefer hinein. »Leo hat eine Kamera in Katies Garten installieren lassen. Nur logisch, dass er auch die Kameras drinnen angezapft hat .« Ich machte einen Gedankensprung und sagte: »Ich wette, er hat Videoübertragungen der Überwachungssysteme von allen Vamps der Stadt. Womöglich auch Audio .« Bruisers Miene wurde hart. Ich lupfte die Hülle von der Kanne, zog den Filter heraus und stellte ihn auf den Teller. Vorsichtig goss ich Tee in beide Becher. »Zucker? Milch ?« , fragte ich freundlich.
Nach einem Moment sagte er knapp: »Zucker .«
Ich gab in jeden Becher einen gehäuften Löffel voll und rührte gründlich um, sodass der Löffel rhythmisch klimperte. Dann schob ich ihm einen Pott hin, nahm den anderen, lehnte mich zurück und wärmte mein Gesicht am warmen Dampf und meine Finger an dem heißen Becher. »Vamppolitik interessiert mich nicht « , murmelte ich und sah ihn unter halb gesenkten Lidern hervor an, »es sei denn, sie hat Einfluss auf mein Leben oder meinen Geldbeutel. Aber ich hab einen Auftrag zu erledigen, also will ich Antworten. Weshalb erfuhr Leo erst durch meinen Anruf von dem Überfall des Rogue heute Morgen? Und der Angriff auf die Meisterin des Mearkanis-Clans in ihrem Nest – Ming. Wieso wusste er das nicht und hat nicht eingegriffen? Es sei denn, er hoffte, durch ihren Tod etwas zu gewinnen .« Aufs Geratewohl fügte ich hinzu: »Wie zum Beispiel die Spaltung der Vamps in feindliche Lager. Wozu auch Leos Gettokumpel passen könnten, die bis an die Zähne bewaffnet Vamps jagen .« Bruiser zuckte mit keiner Wimper, aber ich hätte schwören mögen, dass sich die Haut um seine Augen straffte. »Organisiert Leo auf eigene Rechnung die Jagd auf Rogues? Und wenn ja, warum ?«
NacheinerkurzenPausehobBruiserdenBecherundtrank – reineVerzögerungstaktik.MeineFragenerbostenihn,dochalserdenTeeschmeckte,verzogsichseineMienezueinemDas-ist-ja-gar-nicht-übel-Ausdruck.Schließlichsagteer:»DasbeantworteichIhnen,wennSiemirsagen,wieSiedieKamerassoschnellgefundenhaben.Siehabenjanichtmalsondiert « ,sagteerundmeintewohleineelektronischeSonde.»Siesindeinfachdirektaufsielosmarschiert.IchhabmirdieAufnahmenangesehen,alsdieMeldungeinging,dassdieKamerasausgefallenwaren .«
Kurz erwog ich tatsächlich, ihm zu verraten, dass ich sie gerochen hatte – nur, um seine Reaktion zu sehen. Aber als er die digitalen Aufnahmen erwähnte und dass Probleme automatisch gemeldet wurden, war mir etwas klar geworden. Ich sagte: »Nein, daraus wird nichts .«
DieswarLeosStadt,warenLeosLeute.ErbehandeltesiewieeinFeudalherrseineLeibeigenen,deshalbwunderteesmichwenig,dassersieüberwachte.WennsichinallenHäusernundNesternKamerasbefanden,wardaseinriesigesÜberwachungssystem,diereinsteMaterialschlacht.Vermutlichgriffernurdaraufzu,wenneseinProblemgab,sichetwasNeuestatoderereinbesonderesInteresseverfolgte.WahrscheinlichkamennichtvieleVampsdahinter,dasssieüberwachtwurden,esseidenn,sieengagiertenLeutevonaußerhalb – junge Leute,unabhängigeSicherheitsfachkräfte,nichthundertJahrealtemenschlicheBlutdiener – ,umihreSicherheitsmaßnahmenzuüberprüfen.Ichwardavonausgegangen,dassalleVampswieKatiewaren,diemitmodernerTechnologienichtvielanfangenkonnte.AberLeoschiensichdamitganzgutauszukennenundverstandes,siefürseineZweckezunutzen – rechtungewöhnlichfüreinenderUralten,wieichfand.
Dann fiel plötzlich der Groschen, und ich kam mir im Nachhinein dumm vor. »Wenn Leo Aufnahmen von den Angriffen auf Katie und Ming hat, dann weiß er, wer der Rogue ist. Ich will diese Bilder sehen .«
Bruiser schüttelte den Kopf. »Von Ming gibt es keine. Leo wusste nicht, wo sie schlief. Deshalb wurde es auch erst am Abend entdeckt, als ihr menschlicher Diener nach ihr sah .« Er nippte an seinem Tee und betrachtete mich über den Rand des Bechers hinweg. Dann stellte er ihn auf den Tisch und drehte ihn leicht zwischen beiden Handflächen, als wollte
Weitere Kostenlose Bücher