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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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Boss würde sich doch nur neue besorgen. Die Bezeichnung gefiel mir. Blutsaugender Boss. Bestimmt würde Leo es hassen, wenn ich ihn so nannte.
    Drinnen schnallte ich die Benelli ab und legte sie zusammen mit dem Helm auf den Küchentisch. Dann folgten die Handschuhe, der Kragen und verschiedene Waffen. Dann die Kreuze. Als ich die Klingen und Pflöcke ablegte, löste sich die Matschkruste von meinen Jeans und rieselte zu Boden. Ich roch meinen Schweiß.
    Bruiser lehnte sich mit der Hüfte gegen den Küchentisch und sah zu, wie ich mich von meinen Waffen befreite. Seine Lider waren halb gesenkt, aber um seine Lippen spielte immer noch das leise Lächeln. »Soll ich Ihnen einen Dollar ins Strumpfband stecken, wenn Sie fertig sind ?«
    Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Und Bruiser griente. Ich stellte den Wasserkessel auf die Herdflamme und löffelte Nilgiri Tiger Hill in einen Filter, den ich in die gelbe Keramikkanne hängte. Dieser Tee war so gehaltvoll, dass er auch einem Kaffeetrinker schmecken dürfte. Dabei war er nicht teuer, also falls nötig, konnte ich seinen hinterher wegschütten, ohne mich zu ärgern. Die Kanne stellte ich ins Spülbecken.
    Er zog sich einen Stuhl heran und legte die Unterarme auf den Tisch. Ich bemerkte, dass er intuitiv einen Platz wählte, von dem aus er Fenster, Haustür und Seitentür im Blick hatte, ohne von der Sonne geblendet zu werden. Ich holte Becher, einen Teller, Löffel und Zucker aus dem Schrank und setzte mich ans Tischende zu seiner Rechten. Unter Sicherheitsaspekten der zweitbeste Platz.
    »Wollen Sie mir erzählen, was heute Morgen passiert ist ?« , fragte er.
    Mir lag schon auf der Zunge zu sagen, dass mich die Schreie geweckt hatten, woraufhin ich sofort hinübergerannt war, doch gerade noch rechtzeitig fiel mir ein, dass ein Mensch die Schreie im Haus kaum gehört hätte. Deshalb sagte ich achselzuckend: »Ich bin zu seltsamen Zeiten wach. Ich war gerade hinten im Garten, da hörte ich Schreie. Ich hab mir rasch ein paar Waffen geschnappt und bin rübergerannt .«
    »Nackt .«
    »Wie bitte ?«
    »Die Mädchen sagen, Sie waren nackt, als Sie durch die Tür kamen. Die Flinte im Anschlag. Und Pflöcke in der Hand .« Sein Mundwinkel zuckte verräterisch. »Das war bestimmt äußerst sehenswert .« Er hob leicht die Braue. »Eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang waren Sie also im Garten .« Unglaube schwang in seiner Stimme mit, aber auch noch etwas anderes. Sanfter fügte er breit lächelnd hinzu: »Nackt .«
    »Ich habe meditiert « , sagte ich und kämpfte gegen die Röte an, die mir ins Gesicht steigen wollte. Es war die Art, wie er ›nackt‹ sagte. Als wäre das etwas Wunderbares, das er gern gesehen hätte. »Auf den Felsbrocken, die Katie für mich hat herschaffen lassen .«
    »Von den Felsbrocken habe ich gehört .«
    »Haben Sie sie ebenfalls untersucht, so wie mein Haus ?«
    »Das ist nicht Ihr Haus .«
    Mein Bau , grollte Beast, aber ich zügelte sie. »Zurzeit sehr wohl. Wonach haben Sie gesucht? Oder haben sie nur eine perverse Vorliebe für zerbrochene Kameras ?« Der Kessel zischte leise, wie immer, bevor er zu pfeifen begann.
    Er sah milde überrascht drein, als ich die Kameras ansprach. Vielleicht überraschte ich ihn auch ganz im Allgemeinen. »Der Boss wollte mehr über die Jägerin wissen, die der Rat engagiert hat .«
    Ich roch die Lüge. Der Gestank drang ihm aus allen Poren. Und da uns beiden klar war, dass Leo als Vorsitzender des Rates schon im Vorfeld ganz genau wusste, wen sie engagiert hatten, musste er mit dieser Lüge etwas anderes deckeln. Wenn ich nur wüsste, was. Schweigend dachte ich nach. Rief mir alles ins Gedächtnis, was gesagt worden war. Und das, was nicht ausgesprochen, sondern ungesagt geblieben war.
    Dann verstand ich. Alle Wetter. Leo hatte Zugriff auf die Aufnahmen von Katies Überwachungsanlage. Wahrscheinlich auf alle, nicht nur die von den Kameras in meinem Haus. Warum also hatte er den Überfall des Rogue heute Morgen nicht gesehen?
    Der Kessel begann zu pfeifen, erst leise, dann immer lauter. Während ich nachdachte, stand ich auf, nahm ihn vom Feuer und goss das kochende Wasser erst über die Kanne und dann in den Filter, damit die Temperatur innen und außen gleich war, bevor ich die Kanne ganz füllte. Dann stellte ich sie auf den Tisch und setzte die Warmhaltemütze darauf, damit der Tee kräftig ziehen konnte, ohne abzukühlen. Bruiser hob die Brauen, als er mich so heimelig hantieren sah. »Können Sie

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