Skinwalker 01. Feindesland
er sichergehen, dass der Henkel richtig ausgerichtet war. »Die fünf Vampire, die bisher angegriffen wurden, befanden sich allesamt in ihrem Nest. Davon gibt es keine Aufnahmen. Katie war die Einzige, die in ihrem Betrieb angegriffen wurde, und der Rogue hat das Überwachungssystem deaktiviert, bevor die Kameras ihn filmen konnten .«
Fünf Vamps wurden schon angegriffen? Mist. Davon hat mir niemand etwas gesagt . »Es gibt also gar keine Videos oder Bilder von ihm ?« Bruiser schüttelte den Kopf und sah mich fragend an. »Ich hab ihn gesehen … als er Katie angriff .«
Bruiser saß völlig reglos da, fast wie ein Vamp. Das färbte wohl ab mit der Zeit.
»Er ist gut ein Meter achtzig in Schuhen. Langes, glattes schwarzes Haar. Seine Haut ist dunkel für einen Vampir .« Sein Blick wanderte zwischen meinen Augen hin und her, während ich sprach. Ich sah ihm an, dass er im Geiste alle Vamps durchging, die er kannte. »Hakennase. Keine Gesichtsbehaarung. Die kupferfarbene Haut deutet darauf hin, dass er Südasiate oder Indianer ist. Ich würde sagen, Indianer. Wenn er sich nährt, hat er Reißzähne am Ober- und Unterkiefer .« Bruisers Augen weiteten sich. »Wie viele der hier ansässigen Vamps passen auf diese Beschreibung ?« , fragte ich. »Und wie viele hiesige Vamps sind im letzten Jahr oder so verschwunden? Ab, sagen wir mal, einen Monat, bevor das erste menschliche Opfer aufgetaucht oder verschwunden ist ?«
»Vier Vampire passen auf diese Beschreibung. Fünf, wenn man Mario Esposito mitzählt. Er ist italienischer Abstammung und kleiner, aber er hat dunkle Haut. Keiner von ihnen wird vermisst, soweit ich weiß. Und von den fünf toten Vampiren waren zwei blond, einer war ein Schwarzer und die anderen waren europäischer Abstammung und hatten braune Haare. Aber ich werd mich mal umhören .«
»Ich hätte gern die Akten von allen .«
Bruiser lächelte in seinen Becher, als könnte ich darauf lange warten. Er nahm noch einen Schluck, stellte den Becher ab und erhob sich mit der Anmut eines Tänzers oder Fechters. Bisher hatte ich ihn auf fünfzig oder sechzig geschätzt, jetzt kamen mir Zweifel, ob er nicht doch älter war. »Danke für den Tee. Er hat gar nicht schlecht geschmeckt .«
»Gern geschehen. Und die Akten ?«
»Ich sehe mal, was sich machen lässt .« Sein Ton sagte mir, dass er nicht viel Energie darauf verschwenden würde.
»Wo haben Sie den Schlüssel her? Gehört das auch zu Leos Sicherheitsmaßnahmen ?«
»Ja .« Er steckte die Hände in die Hosentaschen, schürzte die Lippen und sah sich um, als wollte er noch etwas sagen. Doch stattdessen ging er zur Haustür. »Schließen Sie hinter mir ab .« Und dann war er fort.
»Na, jetzt sind wir auch nicht viel weiter « , sagte ich ins leere Haus hinein.
Ich fegte die Schlammbrösel zusammen, duschte und ging ins Bett. Ich war erschöpft.
Das Klingeln eines Telefons weckte mich. Ich tastete umher, bis ich Beasts Tasche fand, und zog den Reißverschluss auf. Der Akku war fast leer und gab einen warnenden Piepton von sich, als ich ranging. »Ja ?«
»Man wird Katie heute Abend unter die Erde bringen. Sie müssen vor Mitternacht auf dem Friedhof sein .«
»Was muss ich ?« Ich riss die vom Schlaf verklebten Augen auf. Es war noch Tag. Draußen hörte ich Gelächter und das Geplauder von Touristen. »Troll ?« , sagte ich ins Handy.
»Katie hat den Angriff überlebt « , sagte er müde. »Aber Leo sagt, sie muss begraben werden. Es ist eine Heilungszeremonie. Ich verstehe nicht viel davon. Aber alle Mithraner werden sich auf dem Friedhof versammeln, um … « Er stockte. »Um sie zu begraben .«
»Und dadurch wird sie wieder gesund ?« Ich bemühte mich um Sarkasmus, brachte aber nur Widerwillen zustande. Diese Vamps waren in meinen Augen einfach ekelhaft. »Und ich muss dabei anwesend sein, weil … ?«
»AllesindzudiesemTreffengeladenworden.SämtlicheUraltenwerdendortversammeltsein .« Ichhörte,wieersichdieLippenleckte.Dannfuhrerleiserfort:»Menschensinddabeinichtzugelassen,dahermüssenSiefrühdaseinundsicheinVerstecksuchen .«
Um sie auszukundschaften. Aha. Ich sah auf dem Display des Handys nach der Uhrzeit und rollte mich herum, um aufzustehen. »Mein Akku ist fast leer. Schicken Sie eins der Mädchen rüber, damit sie mir den Weg erklärt .«
»Mach ich. Und Jane? Kriegen Sie den Kerl .« Seine Stimme brach. Er trauerte aufrichtig um seine blutsaugende Chefin. Scharf wie ein Schnappschuss sah ich wieder vor mir, wie der Troll
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