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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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den Namen Marquis Leonard Eugène Zacharie Pellissier ausgestellt war. Außerdem fand ich einen Eintrag über den Eigentümerwechsel eines Friedhofs; es war derselbe Friedhof, zu dem ich heute Abend gehen würde. Anders als die Friedhöfe für Menschen in dieser Gegend, die der Kirche oder der Stadt gehörten, befand sich dieser in Privatbesitz. Leo hatte das Grundstück im Jahre 1902 einer gewissen Sabina Delgado y Aguilera überschrieben. Der Name sagte mir nichts. Auch wieder nur Zeitverschwendung.
    Als ich aus dem Gebäude in die grelle Nachmittagssonne trat, stieß ich mit Rick LaFleur zusammen, der auf dem Weg hinein war.
    Wenn er überrascht war, mich zu sehen, zeigte er es nicht. Er trug Jeans, T-Shirt und dieselben alten Sandalen, die ich schon kannte, und sah verdammt gut aus. Zwei Stufen unter mir blieb er stehen, ein Knie gebeugt, und schob sich die Sonnenbrille hoch auf den Kopf. »Die Vampirjägerin « , sagte er in einem ironischen Ton, den ich nicht zu deuten wusste.
    »Sie « , sagte ich im selben Ton. »Haben Sie die Infos über die Grundbucheinträge, um die ich Sie gebeten hatte ?«
    »Das meiste. Ich bringe es Ihnen vorbei. Haben Sie schon zu Mittag gegessen ?«
    Ich blinzelte in die Sonne, die sich im Westen bis fast zum Horizont gesenkt hatte, und sagte leicht amüsiert: »Schon vor einigen Stunden .«
    Er zuckte die Achseln. »Ich bin eben Musiker. Kommen Sie heute Abend in den Club. Ich trete solo auf .« Er schürzte die Lippen, und in seinen schwarzen Augen blitzte sexuelles Interesse auf. »Sie könnten wieder für mich tanzen .«
    Ich spürte, wie mir unter seinem Blick warm wurde. »Ich denk drüber nach « , sagte ich und ging an ihm vorbei zu meiner Mischa, die geduldig im Schatten wartete. »Aber ich hab keine Lust, eine weitere Kerbe in Ihrem Bettpfosten zu werden « , warf ich über die Schulter zurück. »Ich nehme an, ein Spieler wie Sie hat davon schon genug .« Ich stieg auf das Bike und setzte den Helm auf. »Bringen Sie mir die Infos .« Ich startete den Motor, fuhr los und beobachtete, wie Rick im Rückspiegel kleiner wurde.
    Zu Hause studierte ich die Karte und prägte mir die Wegbeschreibung ein, und bei Sonnenuntergang stand ich nackt im Garten. Beast war sauer. Skinwalker haben die Fähigkeit, die Gestalt von Tieren anzunehmen, indem sie ihr genetisches Material aus Knochen, Zähnen und Fell oder Haut exakt kopieren.
    Seit elf Jahren wandelte ich mich nun schon, und Beast hatte es seit jeher gehasst, wenn ich eine andere Gestalt als die ihre wählte. Jetzt, nachdem ich geträumt oder mich erinnert hatte, wie es zu Beasts Entstehung kam, war mir plötzlich auch nicht mehr wohl dabei. Es bereitete mir ein nagendes Unbehagen. Schön, vielleicht auch Gewissensbisse. Der Traum von dem Diebstahl gab Aufschluss darüber, wie Beast in meinem Körper gelandet war – eine Frage, der ich nie ernsthaft nachgegangen war, und zwar aus reiner Feigheit. Um mein Leben zu retten, hatte ich Körper und Seele eines anderen lebendigen Wesens gestohlen. Tief in meinem Inneren wusste ich, das war tiefschwarze Magie – zwar ohne Vorsatz, aber dadurch kein Stück weniger finster.
    Wir – Beast und ich – hatten gelernt, zusammenzuleben, uns ihre und meine Gestalt zu teilen, aber ich wusste, sie hatte mir nie vergeben, was ich ihr angetan hatte. Unser Bündnis war nie unkompliziert gewesen, und wenn ich eine andere Gestalt annahm, ein anderes Tier, überstand meine geteilte, gedoppelte Seele den Wandel nicht unversehrt. Beast tauchte dann ab, sodass ich sie nicht mehr wahrnahm. Damit war ich auf mich allein gestellt. Und wenn ich mich anschließend wieder zum Menschen wandelte, ließ Beast es mich jedes Mal büßen.
    Noch schlimmer war es, wenn ich eine Gestalt annahm, die kleiner oder größer war als Beast. Denn dann musste Masse abgelegt werden oder irgendwo anders herkommen. Der Massenerhaltungssatz aus der Chemie galt auch und besonders für Skinwalker, somit lief ich immer Gefahr, einen Teil von mir oder Beast für immer zu verlieren, wenn ich mich in einen kleineren Körper mit einem kleineren Gehirn wandelte und viel Masse zurückließ. Ihr war das zutiefst verhasst, und sie fand immer einen Weg, mich dafür zu bestrafen.
    Als die Sonne den Himmel golden färbte, setzte ich mich auf den obersten der Felsblöcke. Seine Wärme war angenehm an meinem nackten Hintern. Beruhigend. Ich öffnete den Beutel mit meinen Tierfetischen, zog eine Kette aus Federn und Vogelkrallen heraus und legte

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