Skinwalker 01. Feindesland
vom Willen des Rogue an die Wand gepinnt worden war. »Machen Sie ihn unschädlich « , sagte er.
»Geht klar « , sagte ich. Sein Gefühlsausbruch war mir unbehaglich. Wie trauerte man um ein Stück Fleisch? »Ich kriege ihn .« Ich steckte das Aufladegerät des Handys in die Steckdose und warf einen Blick auf meine Haare. Die wirre Mähne war unpassend für eine Beerdigung. Und wie versteckte ich mich vor einer Ansammlung von Vamps, deren Geruchssinn ebenso gut entwickelt war wie Beasts? Wichtige Frage, keine Antwort. Noch nicht.
Die nächsten Stunden ackerte ich mich durch Akten und Unterlagen und erledigte Papierkram – das A und O der Arbeit einer Sicherheitsfachkraft und privaten Ermittlerin. Als Erstes las ich die Standardverträge für Blutdiener und die Akten der fünf vermissten Vamps, die ein Bote auf einem Scooter gebracht hatte. Letztendlich hatte Leo sich dazu durchgerungen, mir Einsicht zu gewähren, auch wenn nicht viel darin zu finden war. Die Unterlagen waren säuberlich um alles bereinigt, was irgendwie spannend sein konnte, bis auf Name, Geburtsdatum und -ort und Familienstammbaum, der bis zu den Erschaffern zurückreichte. Es war schon interessant zu sehen, wie weit verzweigt und kompliziert diese Verwandtschaftsverhältnisse waren, die in einem Fall sogar bis ins Jahr 700 n. Chr. zurückreichten, doch viel Nützliches kam nicht dabei heraus. Soweit ich es erkennen konnte, gab es keine Verbindungen zwischen den fünf vermissten Vampiren. Ich verschwendete nur meine Zeit.
Ich rief die Zwillinge Brian und Brandon an und fragte, ob sie irgendetwas gehört hatten. Hatten sie nicht. Es war, als hätten sich die fünf Vamps einfach in Luft aufgelöst. Doch sie forderten mich auf, jederzeit vorbeizukommen, und klangen recht interessiert, was immerhin meinem Ego guttat. Außerdem luden sie mich zu einer Party der Vamp-Sicherheitsleute ein, mit Bier und Pizza auf einem Schießstand. Networking in der Stadt der Vampire.
Im Internet fand ich heraus, wo ich das Grundbuch einsehen konnte, dass in New Orleans nicht alle Akten an einem Ort aufbewahrt wurden, sondern an vielen verschiedenen, und dass sie nicht alle unbedingt vollständig waren. Ich hätte Rick anrufen können, aber es gab ein paar Aufgaben, die Diskretion erforderten und die ich nicht delegieren konnte, vor allem nicht an einen Typ, der nebenbei sein eigenes Süppchen zu kochen schien. Bevor ich mich auf den Weg machte, prüfte ich noch, ob einer der Vamps ein Vorstrafenregister hatte. Nada. Nichts. Auch ihre Finanzen sahen nicht anders aus als die eines durchschnittlichen Menschen. Einige lebten von ihren Ersparnissen und Investitionen, andere mussten Kredite aufnehmen, einige waren wohlhabend, andere nicht. Auch da war nichts zu finden, was sie verband.
Als ich noch mitten in meinen Recherchen war, kam Tia herüber, um mir die Adresse des Vampfriedhofs und eine Karte zu bringen. Sie wirkte schläfrig und wie unter Drogen, aber ich roch nur Vamp an ihr, keine Chemikalien.
AnschließendfuhricherstzumBezirksgericht,dem Orleans Parish Civil District Court ,danninsstädtischeArchiv,die New Orleans Notarial Archives inderPoydrasStreet,umdieGrundbucheinträgezuprüfenundnachLandkäufen,BaugenehmigungenundähnlichenVorkommnissenderletztenZeitzusuchen,andenenVampsbeteiligtgewesenwaren.DieRäumedesArchivswarenerstkürzlichfrischgestrichenworden,rochenaberfürmeinesensibleNaseschonwiedernachSchimmelundBrackwasser – wohlnochFolgendesHurrikansKatrina.EswarenvieleUnterlagendurchzusehen,diebisinsfrüheneunzehnteJahrhundertdatierten,undwasichfand,schiennichtsmitmeinemAuftragzutunzuhaben.
Der St.-Martin-Clan gab ein Buch über Mithraner heraus, das in zwölf Monaten erscheinen sollte. Finanziert hatten sie es mit dem Erlös aus dem Verkauf eines Pferdehofs in der Nähe von Springhill.
Der Arceneau-Clan hatte öffentliche Anleihen der Stadt und der Gemeinde mit Gewinn verkauft und investierte jetzt in Land.
Die Frau des Bürgermeisters, Anna, hatte kürzlich vierzehn Parzellen Sumpfland im Süden und Westen von New Orleans erworben.
Der Bouvier-Clan benötigte dringend Geld, wenn ich den Umstand richtig deutete, dass er in letzter Zeit mehrere Abschnitte seines Landes verkauft hatte.
Aber nichts sprang mir ins Auge und rief: »Hier sind die Leichen vergraben! Hier versteckt sich der Rogue !« Anscheinend verschwendete ich auch hier nur meine Zeit.
Zufällig stolperte ich über einen Grundbucheintrag für das Anwesen des Pellissier-Clans, der auf
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