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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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Schnabel grub sich in ihren Nacken, durchtrennte das Rückgrat. Ich erlegte die wilde Katze. Dann fraß ich im Schutz der Dunkelheit, riss mit Krallen und Schnabel blutiges Fleisch aus meiner Beute, bis mein Bauch voll war. So war es immer nach einem Wandel. Hunger. Als ich fertig war, war von der Katze nicht viel übrig. Pfoten, Knochen, Schädel.
    Eine Erinnerung regte sich. Ich mag Katzen … Mein menschliches Ich trauerte. Dann glitt die Erinnerung weiter. Eine Karte. Ahhh. Jagen. Einen von denen . Ich lauschte in die Nacht. Rufe und Schüsse in der Ferne, der Gestank von Menschen, die Geräusche ihrer Welt. Motoren. Katzenblut. Ich hob mich in die Luft. Zwischen den Häusern der Stadt waren die Windströmungen tückisch, ganz plötzlich konnten sie ansteigen und abfallen oder durch eine unerwartete Bö vom Fluss her umgelenkt werden. Der Fluss.
    Ich ging in Schräglage in einen Kreisflug, und da sah ich ihn. Das Wasser glitzerte und hatte weiße Kappen. Der Wind frischte auf. Bald würde es regnen. Die Kenntnis des Wetters war Teil der genetischen Schlange eines Raubvogels. Die warme Luft des Tages trug mich höher. Unter mir sah ich ein Band, das über den Fluss führte; darauf bewegten sich Lichter – der Highway. Ich folgte ihm von der Stadt weg, folgte der Karte, die ich in mir, im menschlichen Teil meines Selbst gespeichert hatte. Zu dem Ort, wo Vampire ihre endgültig Toten hinbrachten oder Heilung fanden.

18
    Wir streben immer noch nach Absolution
    In über dreihundert Metern Höhe, wo der Mond die Nacht versilberte und die Sterne hell funkelten, packte mich die Ekstase des Fliegens. Mein Herz schlug kraftvoll. Meine Flügel streckten sich weit, trugen mich höher. Wind blies in meine Federn, als ich so dahinglitt, mit vollem Bauch, und Hochgefühl durchströmte mich.
    Mein Blick fiel auf eine große Ratte, die in einem Sumpf tief unter mir auftauchte. Gutes Fressen, wenn ich hungrig war – und gute Atzung für die Küken. In der Nähe des sumpfigen Geländes sah ich ein kleines, weiß gestrichenes Gebäude am Ende einer mit Muschelsplitt bedeckten Straße. Neugierig legte ich die Flügel leicht an und ging hundertachtzig Meter tiefer. Dann breitete ich sie wieder aus und begann zu kreisen.
    Erinnerungen regten sich. Nach diesem Ort hatte ich gesucht. An dem Haus war kein Kreuz, aber die Wände ragten hoch auf, und auf dem gewölbten Dach war ein Turm mit einer Spitze. Katie. Vampire. Ich erinnerte mich und sank tiefer.
    Schmale, gewölbte Fenster, nach oben spitz zulaufend – Kapellenfenster aus buntem Glas. Aber nicht erleuchtet. Dunkel. Vampirdunkel. Das weiße Gebäude war aus altem Zement, vermischt mit Muschelscherben. Die Wände schimmerten im Licht des Mondes, obwohl in den Fenstern und auf dem Gelände kein Licht brannte.
    Rund um die Kapelle, die keine war, war der Grund gesprenkelt mit weißen Marmorgruften, Familienmausoleen, die hell im Mondlicht strahlten – kleine Häuser für die Toten oder die lebenden Untoten. Als ich tiefer kreiste, sah ich, dass sich von allen Seiten Autolichter näherten. Doch hier, in diesem alten Gebäude, brannte kein Licht.
    Meine Augen sahen alles in der Dunkelheit, meinen Ohren entging nichts. Während ich auf einer warmen Luftströmung dahinsegelte, erhellte plötzlich Kerzenschein das Innere der Nichtkapelle, und blutiges Licht ergoss sich aus den Fenstern über den weißen Weg. Die Fenster waren aus rotem Glas in allen Schattierungen – rubinrot, weinrot, burgunderrot und dem hellen Rot von Blut, das sich mit Wasser mischt.
    Eine Vampirin trat aus der Tür und strich sich glättend über das Kleid. Sie war alt, uralt. Ihre Haut so weiß wie der Vollmond, ihr Gesicht gefurcht. Sie war ganz in Weiß gekleidet: die Schuhe, das lange Kleid, der nonnenähnliche Kopfputz, der ihr Haar verbarg. Die Hände hatte sie unter eine Schürze gesteckt wie eine Mutter Oberin. In der Ferne surrte ein Motor heran. Sie blieb stehen, reglos wie eine Statue aus Stein. Passend zum Friedhof. Bei ihrem Anblick kam ich wieder zu mir.
    Sie straffte die Schultern und hob das Kinn, als zöge sie in den Kampf. Ich sah, dass sie schwarze Brauen und eine Nase wie ein Schnabel hatte. Sie stammte wohl aus dem Mittelmeerraum, vielleicht aus Griechenland. Keine Schönheit, aber imposant und gelassen, als hätte sie mit sich und der Welt ihren Frieden gemacht.
    Der Wagen knirschte über den Muschelsplitt heran. Der Geruch von Vampir stieg in die Luft. Ich neigte die Flugfedern, glitt

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