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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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sie um meinen Hals. Die Kette mit dem Nugget legte ich auf den Stein. Sie war zu groß für die Gestalt, in die ich schlüpfen wollte.
    Ich nahm eine der Krallen in die Hand. Schloss die Augen. Entspannte mich. Lauschte dem Wind, spürte den Sog des Mondes am Horizont, der nun größer als eine Sichel war und langsam voller wurde. Horchte auf das Schlagen meines Herzens.
    Ich verlangsamte meine Körperfunktionen, senkte meine Herzfrequenz, meinen Blutdruck, entspannte die Muskeln, als wollte ich einschlafen. Mit angezogenen Knien hockte ich auf dem Stein, die Arme locker an der Seite. Es war unmöglich, aus biologischer Materie Masse zu entwenden – auch Holz hatte seine eigene DNA . Stein hingegen war neutral. Das war der Grund, warum ich die Blöcke angefordert hatte. Es war leicht, aus Stein Masse zu entleihen oder welche darin zu bunkern, wenn ich es für nötig hielt, das Risiko einzugehen.
    Meine Gedanken wurden langsamer, und ich sank in die Federn und die Krallen und den Schnabel an der Kette hinein. Ganz tief hinein. Mein Bewusstsein fiel von mir ab, zurück blieb nur das Ziel dieser Jagd. Das prägte ich sorgsam in die Innenseite meiner Haut, in die tiefsten Regionen meines Bewusstseins, damit ich es nicht vergaß, wenn ich mich wandelte , meine Gestalt änderte . Ich sank tiefer. Noch tiefer. In die bodenlose graue Welt in meinem Inneren. Und begann leise zu skandieren: Masse zu Masse, Stein zu Stein … Masse zu Masse, Stein zu Stein …
    Die Trommeln der Erinnerung schlugen einen langsamen Rhythmus. Der Geruch von schwelenden Kräutern stieg in die Luft. Der Nachtwind aus dem Land meines Volkes strich über meine Haut. Ich suchte die Doppelhelix der DNA , die innere Schlange, die in den Krallen und Federn verborgen war, in den Zellen der Gewebereste. Da war sie, wie immer. Ich glitt hinein in die Schlange, die im Inneren aller Tiere liegt, die Schlange der DNA . Ich ließ mich fallen und mitreißen wie das Wasser in einem Strom. Wie Schnee, der einen Berghang hinabrollt. Der graue Ort schloss sich um mich.
    Meine Atmung änderte sich, mein Herz schlug schneller. Mein letzter Gedanke galt dem Tier, zu dem ich werden würde. Dem eurasischen Uhu, Bubo bubo . Meine Knochen verschoben sich, meine Haut warf Falten. Masse fiel ab, wurde zu Stein und kullerte mit lautem Klackern auf die Felsen unter mir. Schwarze Staubkörnchen, aufgeladen mit Energie, tanzten vor meinen Augen. Sie brannten und stachen wie spitze Pfeile. Masse zu Masse, Stein zu Stein.
    Wie ein Messer glitt der Schmerz zwischen Muskeln und Knochen an meiner Wirbelsäule entlang, aus meinen Schultern kamen Flügel, die eben noch Arme gewesen waren. Mir wuchsen Federn, goldene, rotbraune und braune. Meine Nasenlöcher schrumpften und sogen die Luft in eine kleinere Lunge. Mein Herz raste, um mir die nötige Energie zum Fliegen zu geben. Meine Krallen kratzten auf dem Stein.
    Die Nacht wurde lebendig – alles war neu, intensiver. Von überall her stürmten Geräusche auf meine Ohren ein. Die Maus, die unten auf dem Boden hockte und sich der Gefahr nicht bewusst war. Das Flirren von Blättern an einem Baum, hundert Meter entfernt. Das Fiepen von Küken. Vogelnest. Fressen. Das Knacken der Hauswände.
    Meine Augen, die für die Nacht bestimmt waren, sahen alles so deutlich, als schiene die Sonne noch. Die scharfen Kontraste von Licht und Schatten taten geradezu weh. Hässliches menschliches Licht. Ich spannte mich an, breitete die Flügel aus, schwang mich vom Felsen und glitt über den Garten. Schlug die Luft mit einer Flügelspannweite von über eins sechzig, mit den Flügeln eines Tieres, das nie auf diesem Kontinent gelebt hatte. Es war lange her, seit ich zuletzt geflogen war, aber die Fähigkeit war in der Schlange des Vogels gespeichert. Ich flatterte kurz, dann streckte ich mich und ließ mich von einem Aufwind nach oben tragen, mühelos und kräftesparend.
    Ich blickte hinab, durchdrang die Nacht und fand das Nugget auf dem Felsblock, an seinem Platz in der Welt. Ich markierte die Stelle auf dem in meinem Uhu-Gedächtnis gespeicherten Raster aus Straßen und Landschaft. Mein menschliches Bewusstsein verschmolz mit dem des Uhus, das in den Zellen des Bubo bubo eingelagert war.
    Hunger zog meinen Magen schmerzhaft zusammen. Unter mir huschte eine Gestalt auf vier Pfoten leise durch die Nacht. Grau mit weißen Streifen. Ich legte die Flügel an und stieß hinab. Mit den Krallen voran landete ich auf der Beute, packte zu und hielt fest. Mein

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