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Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
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Nichtkapelle und wollte gerade nach Hause fliegen, da hörte ich das nun schon vertraute Reibgeräusch einer sich öffnenden Gruft. Rasch ging ich in Schräglage und überflog noch einmal den Friedhof. Suchte mit meinen scharfen Augen und Ohren, mit den Sinnen eines Nachtvogels, der auch die kleinste Beute aufspüren kann. Halb erwartete ich, Katie zu sehen. Stattdessen kam ein Mann aus der Gruft, vornübergebeugt und ausgemergelt. Er stank nach Grab. Der Rogue.
    Mit unsicheren, beinahe menschlich langsamen Bewegungen schloss er die Holztür der Gruft und zog das schmiedeeiserne Tor zu. Seine Füße waren nackt und schmutzig, seine Finger dürr wie Stöcke, skelettartig. Die Kleider waren dreckig und zerrissen und passten ihm nicht, ganz anders als der lange Mantel und die Hosen aus Wollstoff, die er nahe der Wasserleitung im Tunnel hinter dem Haus der Schamanin deponiert hatte. Er hielt den Kopf gesenkt, sodass das wirre Haar sein Gesicht bedeckte. Aber ich erkannte ihn an seinem Fäulnisgeruch, seinem Gang und der Art, wie er die knochigen Schultern hielt. Er bewegte sich anders als alle Vampire, die ich kannte. Lautlos überflog ich ihn, um den Namen des Clans auf dem Mausoleum zu lesen. St. Martin.
    Der Rogue stolperte und schwankte über die Rasenfläche zur Gruft des Pellissier-Clans. Er taumelte gegen das Tor und packte die Stangen mit seinen bleichen Händen. Er rüttelte daran. Das leise Klappern klang laut und grell durch die stille Nacht. Verzweifelt zerrte er an den Riegeln, steckte die Arme durch die Eisenstangen und kratzte an der Holztür, das Gesicht fest an das Metall des Tors gedrückt, jämmerlich wimmernd wie ein kleines, hungriges Tier. Ich hörte ihn atmen, schnüffeln, als er den Mix aus Vampblut witterte, dessen schweres Aroma in der Luft hing und seinen Fäulnisgeruch überlagerte.
    Er hämmerte mit der flachen Hand gegen die Stäbe und drückte sich mit einem letzten Scheppern ab. Wütend rannte er in Richtung der Nichtkapelle. Engere Kreise ziehend behielt ich ihn im Auge. Seine Finger begannen zu leuchten und versprühten graue Funken. Diese Energiesignatur kannte ich. Schnell ging ich tiefer und sah, wie Krallen aus seinen Fingern wuchsen und sich bogen, längere Krallen als die von Beast. Er wandelte seine Gestalt.
    Mist . Dieses Ding war kein tollwütiger Vampir. Es war ein Werwesen. Oder ein Skinwalker. Beast hatte doch recht. Es war tatsächlich ein Leberfresser.

19
    Ich bin hellsichtig
    Er blieb stehen, zog die Schultern ein und holte tief Luft. Es klang vertraut, wie Beasts kurzes Husten. Der Leberfresser hob das Gesicht zum Nachthimmel. Und da sah er mich.
    Sein Gesicht war nicht mehr das eines Menschen, sondern eine flache Schnauze. Aus Ober- und Unterkiefer wölbten sich lange Reißzähne hervor. Rotbraunes Fell bedeckte Gesicht, Arme und Hals. Die Schnauze wurde länger, die Ohren wuchsen und richteten sich auf. Seine Krallen waren viel größer als Beasts. Doch dann hörte er mit einem Mal auf, sich zu wandeln, als könnte er kontrollieren, wie weit er ging. Oder er war zwischen zwei Gestalten gefangen. Der Fäulnisgestank war verschwunden, zurück blieb nur der Moschusgeruch einer männlichen Großkatze.
    Säbelzahntiger ,dachteeinTeilvonmirverblüfft.IchzögerteeinenMoment.UndverpassteeinenAufwind.DerLuftwirbelschleudertemichherum;ichstürzteindieTiefe.FlattertevergeblichmitdenFlügeln.IchgerietinsTrudelnundstreckteFlügelundFüßeweitaus,ummeinGleichgewichtwiederzufinden,währenddieErdemitwachsenderGeschwindigkeitaufmichzukam.
    Unter mir sprang der Säbelzahntiger in die Höhe und schlug mit seiner Krallenhand nach mir. Ein unmöglicher Sprung. Ich fing mich wieder, ließ die Schultern kreisen und schlug heftig mit den Flügeln. Ein Schrei entfuhr mir – der zornige Ruf eines Raubvogels. Die Krallen des Rogue harkten durch meine Schwungfedern. Ich drosch die Luft, gewann Höhe und schrie noch einmal. Der Rogue landete auf allen vieren. Der Rücken seines Mantels riss auf, ein trockener, ratschender Laut. Goldenes Fell drang durch den Riss, eine lange, zottelige Mähne. Sein Rücken war gestreift. Die Steine einer nahe gelegenen Gruft knackten und krachten und explodierten dann. Er entwendete Masse. Zog sie aus den Steinen. Die Vordertür der Nichtkapelle öffnete sich. Sabina trat heraus.
    Ich schrie ihr zu, sie solle wieder hineingehen. Doch aus meinem Schnabel drang nur heiseres Krächzen. Der Rogue brüllte, ein unmenschlicher Laut. Er wandte sich von mir ab und jagte

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