Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Skinwalker 01. Feindesland

Skinwalker 01. Feindesland

Titel: Skinwalker 01. Feindesland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Faith Hunter
Vom Netzwerk:
Die Luft wurde kühler. Ein Sturm raste auf den Golf zu. In der Ferne zuckten Blitze an der Kuppel des Himmels. Wolken dämpften das Licht der Sterne. Der Morgen nahte. Und ich befand mich immer noch in der Luft.
    Eine Tür knallte. Ein Mann kam aus dem Haus. Es war nicht der Leberfresser. Ich legte die Flügel an und sank tiefer. Dieser Mann war groß und hatte rote Haare. Er trug Jeans und T-Shirt und roch nicht bekannt. Unsicher, was das zu bedeuten hatte, ließ ich mich von einem Aufwind wieder höhertreiben. Er stieg in ein Auto. Ließ den Motor an und bog in die Nebenstraße ab. Ich folgte ihm lange genug, um den Ort, das Haus, in meinem Vogelgedächtnis zu speichern.
    WennichbisSonnenaufgangindieserGestaltblieb,würdeichmichbiszumnächstenSonnenuntergangnichtzurückwandelnkönnen.Ichkämpftemitmir,hinundhergerissen.DanngabichaufundflogzurückzudemGarten,indemichdasmeistemeinerMassegelassenhatte.GeradenochrechtzeitiglandeteichaufdemoberstenStein,dieFlügelausgebreitet,dieSchwanzfederngespreizt.MeineKrallenkratztenüberdenFels.EineKrallelegteichaufdenGoldklumpen.UnddachteanJaneYellowrock.Mensch.Narben.Frau.Erdgebunden. Masse zu Masse, Stein zu Stein …
    Ich holte die Erinnerung an ihre Schlange an die Oberfläche. Und verschmolz mit ihr. Der Felsen unter mir erbebte. Schmerz schoss an meinen Knochen entlang, und ich keuchte auf. Fiel in den weit aufbrechenden Fels. Schlug auf den Boden auf. Die Luft wich aus meiner Lunge. Felsbrocken stürzten auf mich herunter.
    Verblüfft und mit schmerzenden Gliedern lag ich auf dem Boden und starrte hoch zum Himmel. Ich war benommen. Was war gerade passiert? Ich erinnerte mich nur noch daran, dass ich Bubo bubo gewesen war. Oder? Ich sah an mir herunter, um mich zu vergewissern, dass ich ein Mensch war. Langsam kehrte die Erinnerung zurück. Mein Magen knurrte. Ich nahm das Nugget und zog die Kette über den Kopf. Ein goldener Streifen fiel von Osten über den Himmel. Ein Vogel begann zu singen. Eine getigerte gelbe Katze ging auf der Mauer zwischen meinem und Katies Garten entlang und beobachtete mich.
    Die Felsblöcke in meinem Garten hatten heftig gelitten. Der oberste war regelrecht zertrümmert: das größte Stück nur noch halb so groß wie der ursprüngliche Stein, die kleinsten wie feiner Kies. Ich wusste schon, warum ich höchst ungern Masse lagerte. Ich verstand nicht, wie es funktionierte, und wurde das Gefühl nicht los, dass es gefährlich war. Aber bisher war ich immer noch heil wiedergekommen. Ich lehnte mich mit dem Rücken an den Stein und berührte das Nugget.
    Als ich achtzehn wurde und das Kinderheim verließ, folgte ich einfach einem inneren Kompass. Der führte mich in die Berge. Nachdem ich den Wolf Mountain hochgefahren war, erst über eine unbefestigte Straße, dann einen Pfad entlang, landete ich am Horseshoe Rock. Von dort aus ging ich weiter hinunter in die Wälder. Am Fuße einer engen Schlucht stieß ich auf einen verwitterten Quarzfelsen. Mitten hindurch zog sich eine Goldader.
    Im Dunkeln und im Regen krabbelte ich in meinen Schlafsack und schlief neben dem Felsenbrocken. Und zum ersten Mal seit sechs Jahren wandelte ich mich, ohne Halskette und ohne Knochenmark mit der Schlange darin. In eine große Katze. Beast sprach zu mir wie eine lange verloren geglaubte Freundin. Wochenlang jagte ich/wir, wir fraßen und suchten alte Verstecke auf. Verbargen uns vor den Menschen. Suchten nach meinen/unseren Nachkommen. Alle meine Jungen waren fort. Alle anderen meiner Art waren fort. Ich war die Letzte.
    Als ich mich wieder in einen Menschen wandelte, grub ich ein paar Goldklumpen aus und steckte sie in die Hosentasche. Später ließ ich einen an einer Kette befestigen, damit ich ihn immer bei mir tragen konnte. Der Rest wanderte in ein Tresorfach – für schlechte Zeiten. Wenn ich mich konzentrierte, spürte ich das Gold, egal wo ich war, sowohl die Position jedes einzelnen Nuggets als auch die Ader tief in den Bergen. Es gab mir ein Gefühl der Sicherheit. Und es tröstete mich.
    Zitternd rappelte ich mich auf und ging ins Haus. Ich schaffte es gerade bis zum Herd, da klingelte mein Handy. »Mol « , sagte ich. »Mir geht es gut .«
    »Ich bin es, Tante Jane « , sagte Angelina und schniefte. »Du hast mir Angst eingejagt .«
    Verblüfft sagte ich: »Hä ?«
    »Werde kein Vogel mehr, Tante Jane. Du könntest abstürzen .« Sie weinte.
    Ich umklammerte das Handy. Mein kaltes Herz schmolz. »Okay, Angie-Schatz. Keine Vögel mehr .«
    »Ich liebe dich

Weitere Kostenlose Bücher